AUINGEN. »Rad der Zeit« ist bekannt für seine nostalgischen Mofatouren über die Schwäbische Alb. Ziel ist es, in gemächlichem Tempo auf historischen Gefährten aus der eigenen Jugend in einer faszinierenden Landschaft die Region und ihre Menschen intensiv kennenzulernen. Darüber hinaus aber finden immer wieder auch ganz besondere Fahrten für begeisterte Mofafahrer mit Ausdauer statt. So wie letztes Jahr vom Schwarzwald an den Timmendorfer Strand.
Die Eindrücke auf dieser zehntägigen Fahrt waren derart überwältigend, dass eine Fortsetzung bei den Teilnehmenden gewünscht wurde. Es entstand die Idee, Baden-Württemberg entlang der Landesgrenze mit 25 km/h zu umrunden. Gesagt getan. Ende Mai ging es los: 15 knatternde Gefährte aus den 1970er und 1980er-Jahren starteten in Auingen und machten sich auf ihren zehn Etappen langen Weg, auf dem nicht nur gefahren werden sollte, man wollte auch Land und Leute kennenlernen. Immerhin hat Baden-Württemberg jede Menge Kultur, Kulinarik und nette Leute zu bieten.
Gut zwei Drittel der Teilnehmenden waren Wiederholungstäter, andere aber nahmen zum ersten Mal an einer solch langen Fahrt teil und integrierten sich sofort problemlos in die Gruppe. Mit dabei immer das bewährte Begleitfahrzeug »Florian Baesweiler«, ausgestattet mit Tauschmofas und Ersatzteilen, gefahren von »Rad der Zeit«-Betreiber Veit Senner. In zehn Tagen ging es über Ulm durch das Allgäu und zum Bodensee, von dort schließlich nach Iffezheim, Miltenberg, Niederstotzingen über die Ostalb und wieder zurück nach Auingen. »Wir haben versucht, unseren Teilnehmern täglich Geschichten und Landstriche näher zu bringen«, erzählt Rundfahrtenleiterin Katja Spinnler. Dadurch konnte an jedem Tag etwas Neues erlebt und gesehen werden. Und man musste sich zahlreichen Herausforderungen stellen, von denen viele gar nicht wussten, dass es diese überhaupt gibt. Reifenpannen wurden dank des erfahrenen Technikteams schnell behoben und auch der Regen, der nach anfänglich herrlichem Sonnenschein dann doch noch einsetzte, wurde mit entsprechender Kleidung gelassen hingenommen.
Veit Senner spricht von »sensationellem Zusammenhalt« und von einem »extremen Gemeinschaftserleben«. Es gab viele ganz besondere Erlebnisse, so zum Beispiel der Empfang in Amtzell im Allgäu durch Bürgermeisterin Manuela Osswald, die sogar ein Stück weit selbst mit dem Mofa die Gruppe begleitete. Am Bodensee deckten die Tress-Brüder im Restaurant des Zeppelin-Museums den Tisch für die ausgehungerten Ankömmlinge mit Köstlichkeiten und beim Oldtimer-Treffen in Bad Bellingen standen die alten Mofas von »Rad der Zeit« plötzlich im Mittelpunkt des Geschehens. Besonders spannend waren die zahlreichen Rheinübersetzungen mit Fähren. Es gab steile Anstiege, so wie am Kaiserstuhl zwischen den Weinbergen hindurch, dann aber wieder herrliche Aussichten, die all die Mühe belohnten.
»Durch die langsame Geschwindigkeit in Verbindung mit der gigantischen Entfernung innerhalb dieser kurzen Zeit konnten alle sehr viele Eindrücke sammeln«, erzählt Senner. Es sei »sagenhaft« gewesen: »Egal, wo wir hingekommen sind – wir kamen überall mit allen Leuten ins Gespräch. Das passiert einem nur, wenn man mit dem Mofa unterwegs ist«. Denn dann kommen bei den Menschen Erinnerungen an frühere Zeiten hoch, als sie selbst noch so ein Gefährt besaßen. Vielleicht in orange. »Wir hatten natürlich Informationsmaterial von Münsingen dabei und machten für unsere Heimatstadt Werbung«, erzählt Senner augenzwinkernd. Alle Teilnehmenden seien überwältigt gewesen von den Erlebnissen, von den Begegnungen und der Erkenntnis, wie schön doch das eigene Bundesland ist. Ausgeräumt waren dann alle Bedenken, dass diese Baden-Württemberg-Umrundung nie an die Fahrt vom letzten Jahr nach Timmendorf heranreichen könnte. »Es waren zwei völlig getrennte Erfahrungen und jede auf ihre Weise schön«, lautete das Resümee. (GEA)