ENGSTINGEN-HAID. Wäre es ein Geschäftsmodell, würde man es als äußerst erfolgreich bezeichnen. Am Samstag lockte ein ganz besonderer Flohmarkt viele Interessierte auf die Haid. Seit seiner Gründung vor zehn Jahren hat sich der Förderverein Blasiuskirche Kleinengstingen der Sanierung und Erhaltung des Gotteshauses verschrieben, das im Jahr 1770 als Predigtkirche angelegt und teilweise auf den Grundmauern ihrer kleineren Vorgängerkirche erbaut wurde. Dass so ein altes Gemäuer intensive Wartung und Bestandspflege benötigt und dieses mit teils hohen Kosten verbunden ist, dürfte jedem klar sein. Um an die benötigten Mittel zur Unterstützung der Kirchengemeinde zu kommen, lassen sich die Mitglieder des Vereins immer etwas Neues einfallen.
Hatten sie in früheren Jahren Benefizkonzerte und ähnliches organisiert, bieten sie »seit sechs oder sieben Jahren«, wie Renate Dötsch von der Vorstandschaft meinte, einen ganz besonderen Markt an, nämlich den KleiderfrOHhmarkt. Der sei glücklicherweise von großem Erfolg gekrönt, denn rund 80.000 Euro habe der Verein schon zur Unterstützung der Kirchengemeinde und zum Erhalt der Kirche beitragen können. Der eher unkonventionelle Titel dieses Marktes komme daher, dass viele Besucher meinten »Oh, so viele Kleider« oder »ein Markt, der alle froh macht«, erklärte Vera Vöhringer, die gemeinsam mit Wolfgang Schmauder und Gerhard Rominger die Leitungsrunde vervollständigt.
Von Kleidung bis Krimskrams
Immer im April und eben jetzt im Oktober lade der Verein zu jeweils vier Samstagen ein, an denen nicht nur Kleider, Schuhe, Jacken, Pullover, Hosen, Röcke für Frauen und seit kurzem auch für Männer, sondern inzwischen auch allerlei Krimskrams, Dekoartikel, Schmuck und Lektüre angeboten wird. »Die Sachen werden uns immer gespendet und wir können sie verkaufen«, meinte Vöhringer. Das diene zum einen der Nachhaltigkeit, weil die Dinge weder beschädigt noch zerschlissen sind und sonst wahrscheinlich im Altkleidercontainer oder Mülleimer landen würden. Andrerseits könnten so auch Menschen mit »kleinem Geldbeutel etwas Schönes kaufen«, weil der Verein die Waren äußerst günstig anbieten könne. Schließlich gebe es vor allem Mütter, die lieber für ihre Kinder als für sich selbst neue Kleidung erwerben würden und manches Mal das Geld am Monatsende einfach zu schnell alle wäre.
Deswegen sorge der Verein auch dafür, dass bei bekannter oder bewiesener akuter Geldnot des Kunden auch mal ganz umsonst Waren ausgesucht werden dürften. Habe der Markt anfangs noch in der Bloßenberghalle stattgefunden, hätte der Verein kurze Zeit später in ein größeres Gebäude auf dem Graf-von-Moltke-Platz auf der Haid umziehen können. »Da können wir unseren gesamten 'Schatz' lagern, nur die Gänge müssen wir jedes Mal freiräumen«, freuen sich die beiden über die große Erleichterung, dass sie nicht mehr zweimal im Jahr und jeweils viermal komplett und vor allem stundenlang auf- und abbauen müssen. Denn immerhin stünden den rund 20 Helfern inzwischen mehrere tausend Gegenstände zur Verfügung.
Werbung überflüssig
»Dieses Jahr sind uns leider die Kleiderbügel ausgegangen«, lachte Dötsch. Weil sie nämlich alte Regale für die sonstigen Utensilien nutzen konnten, hätten sie die Kleidung nun auf richtigen Wäscheständern angeboten. Dass Werbung für ihre Verkaufstage inzwischen überflüssig ist, darauf sind die beiden tatkräftigen Frauen ein ganz klein wenig stolz. »Die Leute kommen aus der ganzen Region her, auch haben wir inzwischen viele Stammkunden, die vielfach über soziale Netzwerke verbunden sind und unsere Tage schon im Kopf haben«, freuen sie sich, weil sie zu Anfang noch größere Summen für die Reklame hätten investieren müssen. Ihr besonderer Markt solle aber keinesfalls eine Konkurrenz zu Second-Hand-Läden sein, betonen Dötsch und Vöhringer gleichermaßen.
Ihr Augenmerk liege einfach an der Hilfestellung für die Kirchengemeinde. »Wenn wir einen Beitrag zum Erhalt der Kirche beisteuern, kann über deren Finanz-Haushalt die eigentliche klerikale Arbeit etwa für Kinder, Jugendliche oder Ältere und Kranke leichter erfolgen«. Dass das Helfer-Team zu einer supertollen Gemeinschaft zusammengewachsen ist, mache den zeitlich immensen Aufwand wieder wett, den sie alljährlich leisten. »Wir hoffen halt, dass wir auch weiterhin viele Sachen gespendet bekommen, denn darauf sind wir angewiesen«, sagen Renate Dötsch und Vera Vöhringer schon mal Danke im Voraus. Die nächsten Verkaufstermine sind an den Samstagen 12., 19. und 26. Oktober in Engstingen/Haid, Graf-von-Moltke-Platz 2, jeweils von 13 bis 17 Uhr. (GEA)