HOHENSTEIN-OBERSTETTEN. Dort, wo sonst die Beschäftigten der Fertighausfirma Schwörer in Oberstetten ihre Mahlzeiten einnehmen, herrschte am Samstag ein völlig anderes Bild: Die Kantine war zum Impfzentrum umfunktioniert worden, in dem innerhalb von fünf Stunden 400 Dosen Astrazeneca verabreicht wurden.
Die Initiative ging vom Bernlocher Hausarzt Dr. Johannes Müller und seinen Mitarbeiterinnen aus, um den vorhandenen Impfstoff an den Mann und an die Frau zu bringen. Bestellt wurde außer der Reihe über einen Apotheker: »Er hätte mir auch 1.000 Dosen besorgen können. Aber das wäre logistisch nicht machbar gewesen«, so Müller. Die Verfügbarkeit des Impfstoffs sei jede Woche ein Lotteriespiel, in der Regel werde montags bestellt.
Warte- und Aufklärungsbereich in der Kantine
Als klar war, dass 400 Impfdosen bereitstehen, nahm ein Schwörer-Team die Organisation für diesen Impftermin in die Hand. »Wir haben vor Himmelfahrt eine separate E-Mail-Adresse eingerichtet, den Impftermin ausgeschrieben, Formulare ausgegeben und darauf geschaut, dass das komplette Kontingent verimpft werden kann«, berichtete Werksleiter Jochen Renner. In der Kantine wurde ein Warte- und Aufklärungsbereich eingerichtet, den Piks gab es in vier Impfkabinen von medizinischen Fachangestellten der Praxis Dr. Müller sowie von Ehrenamtlichen des DRK Engstingen-Hohenstein. Dabei galt es, das vom Gesundheitsamt vorgegebene Hygienekonzept umzusetzen. Im Anschluss an die Impfung ging es in den Ruhebereich. Auch Firmenchef Johannes Schwörer nutzte die Gelegenheit zur Erstimpfung. »Unser Ziel ist es, so viele Beschäftigte wie möglich zu impfen«, sagte er. Nur so könne man zur Normalität außerhalb von Schichtbetrieb und Homeoffice zurückkehren.
Zweite Runde am 3. Juli
Viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seien zwischenzeitlich zwar schon geimpft, aber man habe nun all jene abgeholt, die bisher noch nicht dran waren. Darüber hinaus auch Angehörige und Impfwillige aus Hohenstein, sodass in 35er-Gruppen im 30-Minuten-Takt zügig geimpft werden konnte.
Alles lief wie am Schnürchen. Die veranschlagten sechs Minuten pro Impfling reichten laut Müller dank vieler helfender Hände locker aus. Für ihn bestand die größte Herausforderung darin, die Informationstechnik von seiner Bernlocher Praxis in die Kantine zu verlegen. Nun muss der Arzt dafür sorgen, dass für die Zweitimpfung am 3. Juli genügend Impfdosen bereitstehen: »Wenn wir zu wenig Astrazeneca haben, stellen wir einen anderen Impfstoff zur Verfügung«, zeigte sich Müller zuversichtlich. (GEA)