Alle 22 Pferde sind bei der Marbacher Gestütsauktion am Samstagnachmittag verkauft worden. Zum Durchschnittspreis von gut 13 000 Euro. Oberlandstallmeisterin Dr. Astrid von Velsen-Zerweck ist mit dem Ergebnis zufrieden. Im vergangenen Jahr wechselten die Pferde für im Mittel 11 600 den Besitzer. »Einige hätten mehr bringen können«, meint der Auktionator und nennt den vierjährigen dunkelbraunen Virchow, für den der Hammer bei 19 000 Euro und damit für den in Kanada lebenden Deutschen Herrmann Schweizer fiel, der in Marbach Stammkunde ist. Schulze Rückamp: »Der verdient sein Geld mit Marbachern«.
Tafelsilber von Schwaiganger
Virchows Halbbruder Vitruv war im vergangenen Jahr mit 60 000 Euro das Spitzenpferd der Gestütsauktion. Unter Wert sei auch der Schimmel Careful aus dem bayrischen Haupt- und Landgestüt Schwaiganger, das zwei Pferde zur Marbacher Gestütsauktion beigesteuert hatte, weggegangen. Der von Schulze-Rückamp als »Tafelsilber von Schwaiganger, das noch von sich Reden machen wird« bezeichnete Careful ging für 25 000 Euro in einen Profistall und werde, so wurde beim Auktionsgespräch gemutmaßt, die Box demnächst gegen eine stattlichere Summe wechseln. Schulterzucken am Tisch. Der Pferdemarkt habe halt seine Eigentümlichkeiten.Die neue Zusammenarbeit der Staatsgestüte, man schickt sich gegenseitig Pferde zu den Hausauktionen, habe sich bewährt, fanden von Velsen und ihr Landstallmeisterkollege Dr. Axel Brockmann aus dem niedersächsischen Landgestüt Celle, das mit Blautopf, den die berittene Polizei gerne gehabt hätte, Fallada, Goethe und Grimm vier Pferde nach Marbach geschickt hatte. Das bayerische Haupt- und Landgestüt Schwaiganger war zwar ohne Landstallmeister Dr. Eberhard Senckenberg, der im eigenen Haus eine Hengstschau hatte, dafür mit zwei Pferden in Marbach vertreten.
Tollen Job gemacht
Kompliment auch für den einfühlsamen Umgang mit den jungen Pferden vom Mann aus Celle für die Marbacher Reiter: »Die haben einen tollen Job gemacht«. Brockmann weiter: »Mich freut es auch, wenn die Pferde in gute Hände kommen.« Etliche der noch nicht einmal Dreijährigen dürfen den Sommer noch auf der Koppel genießen, ehe für sie der Ernst des Lebens im Herbst beginnen wird.Weil Käufer aus den Vereinigten Staaten von Amerika da waren, »haben wir schnell noch die amerikanische Flagge wieder aufgehängt«, betonte Astrid von Velsen in ihrer Begrüßung. Die Familie mit deutschen Wurzeln, Sprachkenntnissen und Marbachpraktikum einer Tochter aus dem US-Bundesstaat North Carolina hatte sich in die dunkelbraune First Love verliebt und diese auch bekommen. Obwohl ins Trump-Land, »Congratulations to our friends from the United States«, Glückwünsche vom Auktionator an die amerikanischen Freunde. Dass auch die mitgereiste Trainerin von Marbach und den Pferden angetan war, sieht von Velsen als Imagegewinn für das Gestüt. »Die kommen sicher wieder.«
Zwischen schönen Nachwuchspferden, der Präsentation des Dressurvererbers Lemberger, eines gebürtigen Marbachers, der es mit seiner Ausbilderin Lissy Eppinger bereits weit gebracht hat auf den Turnierplätzen, und der Nachricht, dass Marbachs Tourismuschef Ernst Hoffrichter seit vierzig Jahren im Dienst des Landes steht, gab es noch eine besondere Versteigerung. Für einen guten Zweck.

