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Münsinger Hospiz: Selbstbestimmt leben bis zuletzt

Das Hospiz in Münsingen nimmt todkranke Menschen aus der ganzen Region auf. Auch die Gemeinde Hohenstein unterstützt die Einrichtung finanziell.

Das Münsinger Hospiz liegt idyllisch und doch mitten in der Stadt.  FOTO: HOSPIZ
Das Münsinger Hospiz liegt idyllisch und doch mitten in der Stadt. FOTO: HOSPIZ
Das Münsinger Hospiz liegt idyllisch und doch mitten in der Stadt. FOTO: HOSPIZ

HOHENSTEIN. Mitten in der Stadt, umgeben von alten Bäumen und in direkter Nachbarschaft zum Schwimmbad: Das Münsinger Hospiz ist ein idyllisch gelegener Ort, an dem 20 Fachkräfte und über 30 Ehrenamtliche unheilbar kranken Menschen die letzte Lebensphase so angenehm wie möglich machen. Die acht Zimmer sind hell und freundlich, jedes davon hat einen Zugang zur Terrasse, sodass man selbst im Bett oder im Rollstuhl nach draußen in die Sonne kann. Es geht um den Tod, rund 190 Menschen sind hier schon gestorben. Das heißt aber nicht, dass das vor zweieinhalb Jahren eröffnete Haus der Samariterstiftung ein »trister Ort« ist, wie Sabine Schelkle erläuterte.

Fünf Prozent sind Spenden

Die Pflegedienstleiterin stellte die Einrichtung gemeinsam mit ihrer Kollegin Christine Dewald, die für den Sozialen Dienst und die Öffentlichkeitsarbeit verantwortlich ist, im Hohensteiner Gemeinderat vor. Die Kommune unterstützt den Betrieb des Hauses mit 1.500 Euro jährlich. Dass das Hospiz einen Teil seiner Ausgaben über Spenden bestreiten muss, ist vom Gesetzgeber so gewollt, erläuterte Dewald. Im Gegensatz zum Pflegeheim kommen nicht die Angehörigen, sondern die Kassen für den Aufenthalt im Hospiz auf. Voraussetzung dafür ist, dass alle vier Wochen ein entsprechender Nachweis vom Hausarzt ausgestellt wird.

95 Prozent der Ausgaben werden auf diesem Weg gedeckt, die übrigen fünf Prozent müssen die Einrichtungen selbst aufbringen. »Der Gesetzgeber will so sicherstellen, dass Hospize nicht zum Geschäftsmodell werden«, erklärte Dewald. Fünf Prozent: Für das Münsinger Hospiz entspricht das 60.000 bis 70.000 Euro. Neben der Stiftung »Zeit für Menschen« zahlen in den Spendentopf vor allem Städte und Gemeinden von der Alb ein: Denn das Hospiz ist, wie Dewald und Schelkle betonten, zwar in Münsingen verortet, steht aber Sterbenden aus der ganzen Region offen.

Die Warteliste ist lang, berichtete Dewald, vergeben werden die Plätze nach Dringlichkeit. Frühzeitig Kontakt aufzunehmen empfehle sich – auch dann, wenn das Hospiz nur »Plan B« sei, falls die Pflege zu Hause gar nicht mehr zu stemmen ist. »Es sind auch viele auf der Warteliste, die Plan B gar nie brauchen, weil Plan A funktioniert«, so Dewald.

Individuelle Zeitgestaltung

Das Hospiz, erklärten die beiden Frauen, soll ein »Ort der Geborgenheit« sein, ein geschützter Raum, in dem selbstbestimmte Lebenszeitgestaltung bis zuletzt möglich ist. Es gibt keinen Standard-Tagesablauf, an den sich alle halten: »Die Entscheidung, wann sie aufstehen und frühstücken, treffen die Gäste selbst«, berichtete Schelkle. Auch der Tagesablauf ist individuell, Ehrenamtliche machen Angebote, Besuch ist jederzeit willkommen. »Wir haben keine beschränkten Besuchszeiten«, so Dewald, Angehörige können auf Wunsch sogar übernachten.

Die Gemeinderäte zeigten sich beeindruckt von der Arbeit im Hospiz. »Sie leisten unschätzbar wertvolle Arbeit«, lobte etwa Markus Tress. 1.500 Euro Unterstützung seien dafür fast zu wenig, befand er, aber man müsse auch den Haushalt der Gemeinde im Blick haben. Die Kommunen beteiligen sich je nach Größe mit gestaffelten Beiträgen, die größte Summe kommt mit 6.000 Euro von der Stadt Münsingen, berichtete Dewald. (GEA)