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Münsingen im Balkan-Swing-Fieber

Die etwas andere Brass-Band La Marmite à Roselyne aus Beaupréau hat auf ungeahnte Weise neuen Schwung in die deutsch-französische Städtepartnerschaft gebracht

Die Brass-Band La Marmite de Roselyne aus Münsingens französischer Partnerstadt Beaupréau gab im Freibad ein Benefizkonzert fürs
Die Brass-Band La Marmite de Roselyne aus Münsingens französischer Partnerstadt Beaupréau gab im Freibad ein Benefizkonzert fürs neue Hallenbad. FOTO: FINK
Die Brass-Band La Marmite de Roselyne aus Münsingens französischer Partnerstadt Beaupréau gab im Freibad ein Benefizkonzert fürs neue Hallenbad. FOTO: FINK

MÜNSINGEN. Wenn sie ihre Instrumente spielen, klingen sie nach Rumänien und Bulgarien. Wenn sie sprechen, kommt astreines Französisch raus. Die Brass-Band La Marmite à Roselyne ist ein wunderbares Kuriosum, das übers Wochenende und auch noch ein paar Tage danach viele Münsinger glücklich gemacht hat. Die Gruppe aus der französischen Partnerstadt Beaupréau reiste zum Stadtfest an – und hat letztlich viel mehr Auftritte absolviert als eigentlich geplant waren. Anfang der Woche machte der »Kochtopf von Roselyne«, wie der Name übersetzt lautet, Straßenmusik in der Münsterstadt Ulm. Zum Abschied gab’s am Mittwoch ein Freibad-Open-Air in Münsingen. Warum? Weil die Alb einfach nicht genug bekommen hat vom Balkan-Swing.

Extrem tanzbar, rhythmisch komplex, virtuos auf Blasinstrumenten von der Piccoloflöte über Klarinette, Trompete, Saxofon und Posaune bis hin zum Sousafon gespielt und von Gitarre, Bass und Schlagzeug angetrieben: Der Sound ist mitreißend und mit Leidenschaft gespielt. Und das, obwohl tatsächlich kein einziges Bandmitglied Wurzeln in Südosteuropa hat, wie François-Xavier Réthoré erzählt.

Der 51-Jährige ist Flötist und Leiter der Band, die sich aus einer Handvoll Profis und vielen ambitionierten Laien zusammensetzt. Zu den Profis gehört Réthoré selbst, er ist Lehrer an der Musikschule in Beaupréau, an der das etwas andere Blasorchester seine Wurzeln hat. Nicht das übliche Repertoire für Blasorchester, sondern etwas Lebendigeres sollte es sein: So begann die Suche nach Musik vom Balkan. Noten? Gab und gibt es nicht – wie so oft im Folklore-Bereich. Réthoré hört sich die Stücke auf CD oder im Internet an und schreibt dann selbst die Arrangements für die Besetzung seiner Band. Gesungen wird ab und an übrigens auch. Von was die Texte handeln, wissen die Musiker aber oft nicht, erzählt Réthoré augenzwinkernd.

Den Besuch in die Wege geleitet hat Rebecca Hummel, die nicht nur Ordnungsamtsleiterin bei der Stadt Münsingen ist, sondern sich auch in der deutsch-französischen Städtepartnerschaftspflege engagiert. Sie hat die Band eingeladen, beim Stadtfest zu spielen. Réthoré hat Ja gesagt und seine rund 20 Musiker plus Anhang in einen Bus gepackt. In der Nacht von Freitag auf Samstag ging’s von der Loire auf die Alb, wo die Gruppe abends schon ihren ersten Auftritt hatte – übernächtigt, aber bester Laune. Etwa zwölf Konzerte gibt die Band normalerweise im Jahr. Vier davon entfallen in diesem Jahr auf Münsingen – ganz schön viel also, und sicher ein Grund, im nächsten Jahr wiederzukommen, oder? Der Flötist nickt, lacht und sagt: »À l'année prochaine« – bis zum nächsten Mal beim Münsinger Stadtfest also! (GEA)