TROCHTELFINGEN. Seit mehr als vierzig Jahren begeistert die aus der damaligen Jugendgruppe gegründete Theatergruppe des Albvereins die Zuschauer mit ihren Vorstellungen. Wurden anfangs nur kleine Sketche beim bunten Abend aufgeführt, spielen die Darsteller schon seit vielen Jahren lustige und mehrstündige Drei-Akter. So auch dieses Jahr wieder. Derzeit proben die Hobbymimen mit Regisseurin Anja Müh ihr neues Stück »Auf die Gesundheit«, das wieder einmal aus der Feder des 1967 in Sigmaringen geborenen Autors Bernd Gombold stammt.
Darin hat Fitnesstrainerin Jenny (Sandra Sander) das heruntergekommene Hotel Waldhorn gemeinsam mit ihrem Koch Thommy (Heiko Ströbele) zu einem »Vitalgenuss-Resort mit einer zeitgemäßen Corporate Identity« umgebaut. Alle Angebote sind gesundheitsbewusst ausgerichtet, von der Matratze über das tägliche Fitnessprogramm bis hin zum Fünf-Gänge-Vitalmenü mit Mehlwürmern.
Am Rand der Verzweiflung
Doch mit solch neuartigen Begriffen, der Meditationsmusik und dem Lavendelduft auf dem Klo oder dem Garten der Sinne können die mondäne Inge (Sabine Hack) und ihre eher einfach gestrickte Freundin Erna (Conny Geisse), die von ihren Ehemännern eigentlich bei einem Schweigeseminar in Obermarchtal vermutet werden, nicht viel anfangen. Außerdem: »Des war doch môl so a gmütliche Wilderer-Stub«, moniert Inge. Auch den beiden Zechkumpanen »Womanizer« Klaus (André Schiffer) und Middleager Edwin (Ecki Geisse), die angeblich bei einem Seminar zur Ernährungsschulung und nur zufällig im Vitalgenuss-Resort abgestiegen sind, passt das veränderte Konzept so gar nicht. »Oh, an Lkw mit ABS wär jetzt guat«, findet Edwin.
Die undurchsichtige Unbekannte (Susanne Klingenstein), die scheinbar von ihrem Ex verfolgt wird, sowie Kriminalkommissar Martin (Timo Ströbele) sorgen noch weniger für einen angenehmen Aufenthalt, sondern viel mehr für vollständiges Durcheinander. Sie alle bringen das Pächterpaar schier an den Rand der Verzweiflung. Lediglich die spanische Praktikantin Elena (Anna Rist) behält meistens die Übersicht und kümmert sich gerne um aller Wohl, auch wenn sie mit den »schlechte Witze« ihres Chefs nicht einverstanden ist, mit dem Schwäbischen Zwiebelrostbraten oder »bestes Stück von Toro« nicht ganz so viel anfangen kann und auch Fassbier nicht so gut findet. Das Tohuwabohu ist also in kürzester Zeit programmiert. Bis zur überraschenden Auflösung vergehen mehr als zwei höchst vergnügliche Stunden.
Detailverliebte Akteure
Seit September probt die Gruppe zwei Mal in der Woche in ihren Räumen. Zusätzlich absolvierten sie ein Proben-Wochenende in Hayingen. »In der Woche vor der Premiere bauen wir dann unsere neuen Kulissen in der Werdenberghalle auf und üben jeden Abend«, erklärt Petra Daikeler, die als Souffleuse ab und zu mal den Mimen ihr Stichwort gibt. »Wir sind detailverliebt, da muss alles bis in die kleinste Einzelheit stimmen.« Dass sie dabei unzählige Stunden Freizeit opfern, wissen viele Zuschauer nicht. »Theaterspielen ist einfach unsere Leidenschaft«, erklärt Klingenstein, warum sie den großen Zeitaufwand schon seit vielen Jahren immer wieder gern betreibt.
Außerdem sei es einfach ein persönliches Erlebnis, »wenn man merkt, dass die Leute eine Freude an dem haben, was man oben auf der Bühne macht«, ergänzt Conny Geisse. Jedes Jahr gegen Ende der Probezeit sage sie sich: »Mensch, such dir doch a gscheits Hobby, bei dem mr net eine Woche Urlaub nehma muss.« Aber »jeder Lacher des Publikums ist einfach klasse, und die meiste Leut kommet jedes Johr wieder«, meint ihr Mann Ecki.
Dass die Hobby-Schauspieler selbst extrem viel Spaß haben bei ihrem Tun, wird in vielen Szenen sicht- und hörbar. »Dr Reißverschluss klemmt«, schreit etwa Conny Geisse aus der Umkleideecke heraus, als ihr Mann nicht rechtzeitig zum Szenenwechsel erscheint, und alle Mimen müssen herzhaft lachen.
So manches Geschlechter-Rollen-Klischee, amouröse Verwicklungen, zweideutige Pointen, Lokalkolorit und vor allem das engagierte Spiel der Mimen sorgen garantiert für die Lacher. Mit Inspizientin Dagi Schiffner, den Technikern für Licht und Ton Ewald Klingenstein, André Schiffner, Heiko Ströbele und Dennis Geisse sowie dem Team Dirk Müh Friseure für die Maske hat die Theatergruppe ein bewährtes Team im Hintergrund. (GEA)
AUFFÜHRUNGEN + TICKETS
Premiere ist am Samstag, 23. November, um 19 Uhr in der Werdenberghalle. Gespielt wird dort auch am Sonntag, 24. November, um 18 Uhr. Karten gibt es bei der Schreibkultur am Schloss, Marktstraße 11, in Trochtelfingen, bei Heike Kozel, Telefon 07124 2425, oder an der Abendkasse. Weitere Aufführungen sind geplant am Sonntag 8. Dezember, um 18 Uhr in der Albhalle Pfronstetten (Karten bei Kurt Geiger, Telefon 0172 1670473 oder E-Mail 1.vorstand@narrenzunft-schaef.de) sowie am Samstag, 11. Januar, um 19 Uhr in der Uhlandhalle in Wannweil (Karten bei Walter Binder, Telefon 07121 506216 oder online 1.vorstand@narrenzunft-schaef.de). (lpt)