Logo
Aktuell Umwelt

Landwirte auf der Alb für besonders artenreiche Wiesen ausgezeichnet

Der Verein Blumenwiesen-Alb, die Kreisbauernverbände Esslingen, Reutlingen und Ulm-Ehingen sowie die Naturschutzbehörden und Landschaftserhaltungsverbände der Landkreise Alb-Donau, Esslingen und Reutlingen haben eine Wiesenmeisterschaft ausgerichtet.

Auf den prämierten Wiesen sollen Futterleistung und hohe Artenvielfalt zusammenpassen.
Auf den prämierten Wiesen sollen Futterleistung und hohe Artenvielfalt zusammenpassen. Foto: Verein
Auf den prämierten Wiesen sollen Futterleistung und hohe Artenvielfalt zusammenpassen.
Foto: Verein

MÜNSINGEN. Zum dritten Mal wurde auf Initiative des Vereins Blumenwiesen-Alb eine Wiesenmeisterschaft im Biosphärengebiet Schwäbische Alb ausgetragen. 52 Flächen von 29 Landwirten waren angemeldet, nach einer Vorauswahl wurden von der Jury zwölf Flächen von neun Landwirten begutachtet.

Insgesamt gibt es drei Preiskategorien - artenreiche Wiesen, artenreiche Weiden und artenreicher Gesamtbetrieb -, im Biosphärenzentrum in Münsingen wurden nun die Gewinner gekürt. Die schönsten artenreichen Wiesen haben nach Ansicht der Jury Markus Zeyfang aus Unterlenningen, Siegfried König aus Lauterach und Hansjörg Späth aus Grötzingen. Artenreiche Weiden weisen Flächen der Züchtergemeinschaft Lenningen-Beuren, von Ursula Wurster aus Sonnenbühl-Genkingen und Armin Kächele aus Unterlenningen aus. Die Preise für artenreiche Gesamtbetriebe mit jeweils drei Flächen in der Spitzenklasse gingen an Manuel Gumpper aus Unterhausen, Hans-Jürgen Leibfritz aus Genkingen sowie Thomas und Lukas Weibler aus Münsingen-Auingen. Sonderpreise für »gleichbleibend gute Qualität des Grünlands über Jahre« gingen an Dietmar Rapp aus Granheim, Edith Hascher aus Schelklingen sowie Gudrun Reger aus Erbstetten.

Worum geht es bei der Wiesenmeisterschaft? Ökologie und Ökonomie, Artenvielfalt und Versorgungssicherheit unter einen Hut zu bringen, erklärte es Gebhard Aierstock, Vorsitzender Kreisbauernverband Reutlingen, aus Sicht der Landwirte. Dazu kommen zunehmend Energieversorgung ob durch Solar, aus Windkraft oder aus Biogas. Und es gehe darum, die Kulturlandschaft zu erhalten, so Münsingens Bürgermeister Mike Münzing. Zwischen den Stühlen säßen die Bauern, dazu brauche es »Meister der Landwirtschaft«. Schmuckwiesen für Touristen sind die ausgezeichneten Flächen denn auch nicht. Sie müssen auch Erträge abwerfen, gutes Futter erzeugen, fürs liebe Vieh giftige Pflanzen dürfen zum Beispiel nicht im Heu landen.

Als die erste Wiesenmeisterschaft im Jahr 2005 ausgetragen wurde, gab es das Biosphärengebiet noch nicht. Mittlerweile hat sich der Verein Blumenwiesen-Alb mit dem Biosphärenzentrum zusammengetan, das von Regierungspräsident Klaus Tappeser vertreten wurde. Vielleicht auch eine Chance, den Wettbewerb öfter als nur alle zehn Jahre austragen zu lassen. Den Verein gab es 2005 übrigens auch noch nicht, erzählte dessen Erster Vorsitzender Rainer Oppermann und Professor am Institut für Agrarökologie und Biodiversität in Mannheim, Blumenwiesen-Alb wurde erst im Nachgang gegründet.

Blumenwiesen bieten Insekten Nahrung und Lebensraum.
Blumenwiesen bieten Insekten Nahrung und Lebensraum. Foto: Verein
Blumenwiesen bieten Insekten Nahrung und Lebensraum.
Foto: Verein

Blumenwiesen sind wichtig, machen aber auch Mühe. Werner Gumper aus Trailfingen war einer der Landwirte, der aus der Praxis berichtete. Er verkauft sein Blumenwiesenheu an Halter von Pferden, Ziegen und Rindern. Während andere Wiesen mehrmals im Jahr abgeerntet werden, sind es bei den Blumenwiesen die klassischen zwei Schnitte, Haiad und Öhmd. Da muss dann alles passen, nicht nur das Wetter: »Wer keine Zeit hat oder wenn der Schlepper nicht läuft, bei dem kommt das Ganze ins Wanken.«

Lukas Weibler nutzt auf dem Biohof der Familie Heu und Weide ganz klassisch für die Ochsenherde. »Für uns ist es ein mehr an Qualität«, sagt der Jungbauer, »und wir bieten den Tieren was Gutes.« Die Insektenvielfalt sei beeindruckend, außerdem betreibt in Auingen das Diversitäts-Exploratorium der Universität Ulm Langzeitforschung, so bekommt der Hof eine Rückmeldung über den Stand der Dinge. »Jede blühende Wiese ist ein Stück Zukunft.«

Gudrun Reger sieht sich selbst als Exotin unter den Vollerwerbslandwirten. Sie treibt nur eine Fläche um, gewinnt Futter für ihre Pferde. Aber das sei eine Wiese für die Sinne und steche im Einheitsgrün heraus. Das Heu dufte so gut, da gebe es Streit, wer den Kreisler bedienen darf. Den Pferden schmeckt's auch, man muss aber ein Auge darauf haben, dass sich für die Rösser giftige Pflanzen wie der Klappertopf oder die Herbstzeitlose nicht ausbreiten. Eine ständige Herausforderung, auch für Werner Gumper. Einen Trost hat er allerdings: Seine Kundinnen aus der Ziegenschar sortieren unerwünschtes Kraut selbst aus.

Verein Blumenwiesen-Alb

Blumenwiesen-Alb unterstützt die Erhaltung der blühenden Wiesenlandschaft am Fuß und auf der Schwäbischen Alb. In dem gemeinnützigen Verein sind Landwirtschaft und Naturschutz, Wissenschaft und Privatleute ebenso wie verschiedene Kommunen engagiert. Unter den 24 Mitgliedern sind unter anderen der Landkreis Reutlingen, die Städte Reutlingen, Pfullingen und Mössingen und die Gemeinden Sonnenbühl und Bissingen an der Teck. Durch verschiedene Aktionen und Wettbewerbe hat der Verein in den vergangenen Jahren dazu beigetragen, die Wertschätzung für die artenreichen Blumenwiesen zu erhöhen. Gleichzeitig werden Projekte initiiert, die ihre Bewirtschaftung für Landwirte lohnender machen. (GEA) www.blumenwiesen-alb.de

Mit den Wettbewerben sollen die teilnehmenden Landwirte verstärkt wahrgenommen werden und Anerkennung erhalten, sagte Oppermann, und das Thema Extensivgrünland bewusst gemacht werden. Die Blumenwiesenmeisterschaft wurde tatsächlich zum ersten Mal überhaupt in Münsingen durchgeführt, hat mittlerweile aber zahlreiche Nachahmer gefunden. Unter anderem im Schwarzwald, im Schwäbisch-Fränkischen Wald und in allen Naturparken in Frankreich. Denn: »Artenreiche Flächen sind ein Aushängeschild für die Landwirte und für jede Region.« (GEA)