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Kritik an Ukraine-Aussagen: Grupp beordert Sträter in Videokonferenz

Kabarettist Torsten Sträter will in seinem Podcast nicht mehr für Trigema werben – Grund seien Äußerungen Grupps über die Ukraine. Das habe der Burladinger Firmenchef vor einiger Zeit persönlich mit Sträter besprechen wollen.

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Wolfgang Grupp, der Eigentürmer und Geschäftsführer des Textilunternehmens Trigema, spricht. Foto: Bernd Weißbrod
Wolfgang Grupp, der Eigentürmer und Geschäftsführer des Textilunternehmens Trigema, spricht.
Foto: Bernd Weißbrod

BURLADINGEN. Sie erreichen beide ein großes Publikum, nehmen kein Blatt vor den Mund und, mehr noch, sind gewissermaßen Kollegen. Der eine: Wolfgang Grupp, Chef von Trigema. Der andere: Torsten Sträter, gelernter Herrenschneider, bekannt aber freilich als Komiker und Kabarettist. Und eigentlich könnten sie auch (nach wie vor) Geschäftspartner sein – was da jedoch vor einiger Zeit dazwischen kam, plauderte Sträter jetzt im reichweitenstarken Podcast des Moderators Micky Beisenherz, »Apokalpyse & Filterkaffee«, freimütig aus.

Sträter und Beisenherz arbeiten sich kritisch-humorvoll an Grupp ab

Auf Grupp zu sprechen kommen die beiden in der Podcast-Folge, die live und mit Publikum in Dortmund aufgezeichnet wurde, weil die Frankfurter Rundschau den Burladinger Firmenchef mit den Worten »Leute, die zu Hause nichts zu sagen haben, gehen in den Betriebsrat« zitiert hatte. Beisenherz und Sträter erörtern daraufhin humorvoll-kritisch die Person Wolfgang Grupp, frotzeln über den »Patriarchen«, der »im Kern ja immer Recht hat«, wie Sträter sagt, um dann hinterherzuschicken: »Im Kern hatte er vor 40 Jahren Recht.« Grupps Ansichten, findet Sträter, »sind ja eigentlich nicht für dich und mich«. Sie richteten sich vielmehr an »andere Mittelständler, Chefs«.

Sträter berichtet dann: In seinem eigenen Podcast, in dem er gemeinsam mit Hennes Bender und Gerry Streberg Filme diskutiert, hätte Trigema Werbung geschaltet gehabt. Sträter ist bekennender Fan der Burladinger Textilien (»Ich mag die Marke gerne, weil regional gefertigt und läuft nicht ein. Das finde ich immer gut, wenn es nicht einläuft. Wegen der Plautze. Super!«). Er selbst habe »in einem Werbeblock auch gesagt, dass das [Trigema-Produkte] schön ist, weil das nicht einläuft«.

Aussage von Grupp über Ukraine verstört die Podcaster

Dann aber, kritisiert Sträter, habe Wolfgang Grupp sich hingesetzt und gesagt: »Hier, die Ukrainer, die haben doch auch Dreck am Stecken.« Und zwar »ohne Not«, kritisiert Sträter. Einer seiner Podcast-Mitstreiter habe daraufhin gesagt: »So dringend ist das jetzt nicht mit Trigema.« Sträter habe dem zugestimmt und seinen Podcast-Kollegen aufgefordert, zu schreiben, dass man nicht mehr für Trigema werbe. »Schreib‘, wir machen das nicht mehr!« Eine Woche später hätten die Podcaster dann Post aus Burladingen erhalten. In einer E-Mail habe sich Wolfgang Grupps Tochter Bonita Grupp erkundigt, warum man nicht mehr für Trigema werben wolle. Daraufhin habe Sträter gesagt: »Schreib‘, wegen der [Grupps] Äußerungen.«

Per Videokonferenz blickt Sträter in die Burladinger Werkshalle

Damit war der Fall in Burladingen offenbar mitnichten abgehakt. In einer weiteren Antwort habe Bonita Grupp um einen kurzen Videocall gebeten. Sträter: »Ich dachte: Echt jetzt?« Die Promi-Talker hätten sich jedoch darauf eingelassen und saßen so nun virtuell Bonita Grupp gegenüber, samt Blick in die Burladinger Werkshalle, wo »sie einen Schreibtisch stehen hat«. Die Diskutanten: Gerry Streberg in Bochum, Torsten Sträter in Berlin, Bonita Grupp in Burladingen. Man habe dann erneut erklärt, dass die Aufkündigung der Werbepartnerschaft in Zusammenhang mit Wolfgang Grupps Äußerungen stehe.

»Mein Vater will Ihnen auch was dazu sagen«

Genau der wollte dies aber offenbar nicht so einfach stehen lassen. »Mein Vater will Ihnen auch was dazu sagen«, habe Bonita Grupp gesagt. »Und dann wurden wir in das Chefbüro . . . und ich saß ohne Hose in diesem Hotel in Berlin«, scherzt Sträter in der Podcast-Folge, »und da saß Grupp!«

Der Komiker Torsten Sträter steht nach der Aufzeichnung der WDR Talkshow »Kölner Treff« im Studio.
Der Komiker Torsten Sträter steht nach der Aufzeichnung der WDR Talkshow »Kölner Treff« im Studio. Foto: dpa
Der Komiker Torsten Sträter steht nach der Aufzeichnung der WDR Talkshow »Kölner Treff« im Studio.
Foto: dpa

Sträter: »Ich habe mich von ihm zur Sau machen lassen«

Was dann passierte? Sträter: »Dann habe ich mich von ihm zur Sau machen lassen«. Er habe noch kurz fragen können, wo Grupp seine Sakkos anfertigen lässt, weil ihn das wirklich interessiert habe (»er lässt sie sehr, sehr schön in München fertigen«). Zum Thema Ukraine aber habe Grupp gesagt, dass das manchmal nicht ganz klug sei, sich so auszudrücken, aber er ja Recht habe (...). »Und dann«, frotzelt Sträter, »habe ich den ganzen Vortrag noch mal gehört«. Am Ende lacht Sträter: »Es war traumatisch für mich, dass man einfach so durchgestellt wird zu so einem Mann.« Moderator Micky Beisenherz: »Er ist, das muss man sagen, wohlwollend, sehr passioniert, passt aber nicht ganz in unser Zeitalter.« Grupps öffentliche Aussagen seien »leicht toxisch und doch sehr hilfreich«, bilanziert Sträter schließlich. (ZAK)