ST. JOHANN. Die Auszubildenden im dritten Lehrjahr des Haupt- und Landgestüts Marbach hatten wieder zum Tag des Schwarzwälder Pferds auf den Gestütshof St. Johann eingeladen. Ein Highlight des Tages war die Präsentation der gestütseigenen Schwarzwälder Kaltbluthengste für die Decksaison 2025 am Vormittag in der Reithalle. Junge und altbewährte Hengste zeigten ihre Qualität an der Hand und im Freilaufen. Züchter und Interessierte konnten sich »live« einen Eindruck ihrer Favoriten für ihre Stuten machen.
Am Nachmittag wurden im Gasthof Hirsch in Gächingen Fachvorträge zur Sinneswahrnehmung von Pferden gehalten. Mittels eines »Tieraugen-Simulators« konnten die Teilnehmer sich beispielsweise in die optische Wahrnehmung eines Pferdes versetzen.
Bei der Hengstpräsentation führten die Auszubildenden Jasmin Kremnitzer und Felizia Nittel durchs Programm. Vorgestellt wurden Leistungshengste, wie »Fürstenberg« v. Federsee, »Ramon« v. Rotenberg, »Rodewald« v. Ramstein, sowie der Junghengst »David« v. Dachs, geboren 2022, der 2024 in St. Märgen gekört wurde und dem als nächstes Ziel die Hengstleistungsprüfung bevorsteht.
Präsentiert wurden aber auch altbewährte Hengste, zum Beispiel die Bundesprämienhengste »Dachsstein« v. Dachsbub und »Marcellus« v. Modus sowie Elitehengste, wie der 2012 geborene »Roter Milan« v. Rubin, der bereits einen gekörten Sohn und zehn Staatsprämienstuten hervorgebracht hat und von seinen Betreuern liebevoll »Mili« genannt wird. Der Dunkelfuchs mit hellem Langhaar besticht durch seine Ausstrahlung, seinen Adel und – nicht zuletzt – seinen Elan und seinen Arbeitseifer.
Elitehengste ausgezeichnet
Zum krönenden Abschluss der Hengst-Präsentation erhielten zwei Hengste die Auszeichnung als Elitehengste. »Markgraf« v. Markus, gezüchtet von Karl Staiger aus St. Georgen, und »Markward« v. Modem, gezüchtet von Karl-Heinz Reichmann aus Weilheim, wurden mit Schärpe geehrt und in die »Hall of Fame« der Zuchthengste aufgenommen. Beide Hengste bestechen durch ihre hervorragenden Eigenschaften und ihren prämierten Nachwuchs.
»An der Hand«, das heißt, am Führstrick präsentierte jeweils ein Azubi aus dem dritten Lehrjahr einen Hengst. Nach einer Runde in der Halle wurde dann der Führstrick für den Freilauf gelöst und, nach einer kurzen Beschreibung durch die Moderatorinnen, der Hengst wieder eingefangen. Aline Hölz, Sophie Jetter, Hannah Leuschke, Nele Eitel und Isabell Robitsch führten die Hengste souverän und mit großem Einfühlungsvermögen, auch wenn der eine oder andere noch gern eine Weile länger posiert hätte und die Halle eigentlich noch nicht verlassen wollte.
Ein großes Lob für die hervorragende Organisation und Durchführung der Veranstaltung sprach Dr. Carolin Eiberger, stellvertretende Gestütsleiterin und Ausbildungsleiterin, ihren Azubis aus. »Die Auszubildenden waren auf sich selbst gestellt und haben in Eigenregie alles organisiert. Ich bin sehr stolz auf diese Leistung«, hob Eiberger im Schlusswort der Hengstvorstellung hervor.
50 Jahre Ausbildungsbetrieb
Mehr als vierzig Auszubildende lernen derzeit in drei verschiedenen Fachrichtungen im Haupt- und Landgestüt Marbach Theorie und Praxis. Im größten Ausbildungsbetrieb für Pferdwirte deutschlandweit werden die jungen Menschen auf die vielseitigen Aufgaben eines Pferdeprofis mit und rund um das Pferd vorbereitet. Die Hengstpräsentation als Azubi-Projekt ist dabei ein Meilenstein der Ausbildung im dritten Lehrjahr.
In diesem Jahr feiert das Gestüt Marbach sein 50-jähriges Bestehen als Ausbildungsbetrieb. Besonderes Augenmerk legt Eiberger nicht nur auf die Wissensvermittlung, sondern auch auf das Umsetzen des Erlernten. »Eine solche Aufgabe hätte man vor 20 Jahren nicht den Azubis übertragen«, merkte sie an und stellte dann fest: »Aber geteilte Verantwortung ist doppelter Erfolg.«
Die Rasse »Schwarzwälder Pferd« wäre ohne die Liebe der Schwarzwaldbauern zu ihrem »Wälderpferd« ausgestorben. Das Haupt- und Landgestüt Marbach trägt über die kontinuierliche Remontierung des Beschälerbestands aus dem Kauf von Hengstanwärtern und die Beschickung der Deckstationen mit rund 25 Landbeschälern aus sechs der existierenden Hengstlinien zur Erhaltung der Schwarzwälder Kaltblutpferde bei. Heute gehört das Schwarzwälder Kaltblutpferd zum Kulturerbeschatz des Landes Baden-Württemberg und steht mit einem Erhaltungszuchtprogramm unter dem Schutz des Ministeriums für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz. Der Pferdezuchtverband Baden-Württemberg führt das Ursprungszuchtbuch für diese Rasse und betreut die Züchter über die Landesgrenzen Baden-Württembergs hinaus. (GEA)