MÜNSINGEN. Tanz ist weit mehr als nur eine Form der Bewegung: Er ist ein kraftvolles Ausdrucksmittel, das Emotionen und Geschichten ohne Worte vermittelt. Das wurde am Sonntagabend in der vollbesetzten Alenberghalle bei der vierten »Großen Tanzbühne« mehr als deutlich. Die Begeisterung der 235 jungen Tänzerinnen und Tänzer entfaltete sich in jedem Schritt und jeder Drehung. Dank der anspruchsvollen Choreografien schafften es die Tanzlehrer Elazar Fayzulaev, Manuela Fakler, Julien Steiner, Kira von Kayser, Xenia Leichtle und Roddy Rodrigues gemeinsam mit ihren Akteuren in wunderschönen Kostümen, ein breites Spektrum unterschiedlicher Tanzstile wie klassisches Ballett, Modern Dance, Hiphop, Jazzdance, Contemporary, Tapdance und Charaktertanz auf die Bühne zu bringen und den breiten Bogen zwischen Musik und Filmen zu spannen.
Inspiriert von unterschiedlichen Filmen – die von tänzerischen Werbeeinlagen unterbrochen waren - präsentierten Gruppen, Ensembles und Solisten Oscar verdächtige und außergewöhnliche Tanzkunst. Den Besuchern bot sich eine tänzerische Explosion aus abwechslungsreichen Stilen voller Energie und Lebensfreude. Der Tanz erlaubte den Akteuren sichtbar, ihre Gefühle zu kanalisieren: Freude, Trauer, Wut oder Liebe flossen in die Choreografien ein und boten ein wertvolles Ventil, um Identität und Gemeinschaft auf eindrucksvolle Weise zu erleben.
Schon die Kleinsten zeigten als umher tänzelnde Bienen am Honigtopf, wie wichtig es ist, die eigene Individualität zu feiern, gleichzeitig aber Teil eines Kollektivs zu sein. Zwei Stunden lang folgte ein Highlight dem nächsten. Der Ballettteil bot fröhliche, sanfte, elegante, raffinierte und leidenschaftliche Tänze: Anmutige Schwäne glitten in perfekter Synchronität übers Eis, zarte Blümchen kündeten die Botschaft des bevorstehenden Frühlings und spanische Schönheiten raubten mit ihrer Leidenschaft und ihrer Energie den Atem. Manche Akteure standen zum ersten Mal auf der Bühne, andere wiederum strahlten dank jahrelanger Auftrittserfahrung Selbstsicherheit und Professionalität aus.
Betonung, Energie und Kraft waren im zweiten Teil beherrschend, hier flossen die Emotionen der Tänzerinnen und Tänzer über und wurden direkt vom Publikum aufgenommen. Große Talente stachen aus der Gruppe heraus, ohne sich jedoch hervorzutun. Sie fügten sich in die Ensembles ein, bekamen aber hier und da Soloparts, in denen sie zeigen konnten, was in ihnen steckt. Für Silvia Leichtle, Leiterin von Kultur 33, ein Beweis des Teamgeists, der insbesondere beim Tanz eine große Rolle spielt. Denn er fordert nicht nur die körperliche Aktivität, sondern auch das Zusammengehörigkeitsgefühl. Und er kann auch ein wichtiges Element für die ganzheitliche Entwicklung junger Menschen sein – das hat dieser Abend eindrucksvoll gezeigt. Im Übrigen nicht nur für Mädchen und junge Frauen, sondern auch für Jungen. In vielen Ensembles waren kleine und auch einige große Tänzer auszumachen. Der reinen Boygroup flogen für ihre Hiphop-Darbietung die Herzen der Zuschauer zu.
Beste Motivation für den männlichen Tanz boten die beiden Darbietungen der Special-Guests Raphaeu Dalaw aus Brasilien und Roddy Rodrigues samt Partner. Ihr faszinierendes und dynamisches Auftreten war nicht nur geprägt von ausgefeilten, technischen Fähigkeiten, sondern auch von großen Emotionen. Sie nutzten ihren Körper, um Geschichten zu erzählen, und drückten dabei sowohl Verletzlichkeit als auch Stärke aus. (GEA)