MÜNSINGEN/REUTLINGEN. Die Welt steht vor einer Vielzahl von ökologischen Herausforderungen, die dringendes Handeln erfordern. Klimawandel, Verlust von Biodiversität, Verschmutzung der Meere und der Luft sowie die Erschöpfung natürlicher Ressourcen sind nur einige der drängenden Probleme, die die gesamte Gesellschaft betreffen. Diese Herausforderungen sind Auswirkungen menschlichen Handelns und ein Anzeichen dafür, dass das derzeitige Wirtschaften und Leben nicht nachhaltig sind. Die Erde und ihre Ökosysteme sind überlastet, es braucht einen Wendepunkt. Dabei müssen aber auch die sozialen Aspekte berücksichtigt werden. Ob es nun um die Gleichheit und Fairness in der Verteilung von Ressourcen, um Rechte und Chancen innerhalb der Gesellschaft geht, oder um Inklusion und Diversität, Bildung, soziale Strukturen in Familie und Gemeinschaft, Armut, Hunger, Konsum, Krieg und Frieden, Gerechtigkeit, Gesundheit, kulturelle Identität oder Technologie und soziale Interaktionen: Alles beeinflusst sich gegenseitig.
Ein umfassendes Verständnis dieser Themen ist deshalb entscheidend, um eine moderne und zukunftsfähige Gesellschaft zu entwickeln. In dieser kritischen Situation ist es von großer Bedeutung, dass Menschen vom Grundschul- bis zum jungen Erwachsenenalter aktiv in den Prozess, Lösungen zu entwickeln, einbezogen werden. Sie sind nicht nur die zukünftigen Entscheidungsträger, sondern auch eine treibende Kraft für Veränderungen in der Gegenwart. Hier will das neue Mitmach-Projekt »GreenScreen« ansetzen, immerhin geht es um die Frage, wie in Zukunft auf dieser Erde gelebt werden soll. Was bewegt junge Menschen wirklich? Und wie können sie ihre eigene Zukunft aktiv mitgestalten? Das Projekt stellt Jugendlichen diese Fragen und gibt ihnen einen Raum, selbst Antworten darauf zu finden. Dabei wird laut Projektleiter Michael Zoeller vom Verein RegiNa (RegionalNachhaltig) auf die Energie, Kreativität und Innovationskraft junger Menschen gesetzt, um ein Handeln zu entwickeln, das auf einem Miteinander basiert.
»Wir gehen genau dorthin, wo Jugendliche bereits aktiv sind«
Von verschiedenen Seiten sei der Bedarf an flexiblen, praxisorientierten und weitestgehend barrierefreien Angeboten an ihn herangetragen worden, so etwa von Lehrkräften an Schulen, von Sozialarbeitenden und Vereinsaktiven. Im vergangenen Jahr begannen laut Zoeller die Vorbereitungen, jetzt kann das Projekt nach der Pilotphase landkreisweit umgesetzt werden. Das von der Baden-Württemberg Stiftung geförderte und vom Landkreis Reutlingen sowie vom Biosphärengebiet Schwäbische Alb unterstützte Projekt setzt auf eine spannende Mischung aus Themenfilmen, interaktiven Diskussionen, kreativen Workshops und Mitmach-Aktionen. Statt trockener Theorie gibt es Praxis und Beteiligung. »Genau dort, wo Jugendliche bereits aktiv sind«, erklärt Zoeller. Also an Schulen, Jugendzentren, in Musik- und Sportvereinen sowie in selbstorganisierten Gruppen wie Bauwagen oder Jugendtreffs. »Wir gehen direkt zu den jungen Leuten vor Ort, damit ist die Hemmschwelle niedriger«.

Zoeller weiß: »Es ist wichtig, dass junge Menschen in den Dialog über ökologische und soziale Herausforderungen einbezogen werden, um ihre Perspektiven, Ideen und Lösungen zu teilen«. Durch dieses Mitmach-Projekt, ist er überzeugt, werden Jugendliche befähigt, aktiv zu werden und Verantwortung zu übernehmen. Ziel sei es, eine Plattform zu bieten, auf der sie ihre Stimmen erheben können, um Bewusstsein zu schaffen und andere zu inspirieren. Dabei sollen junge Menschen lernen, wie wichtig nachhaltige Praktiken sind und wie sie in ihrem Alltag und ihren Gemeinschaften umgesetzt werden können. Indem sie gemeinsam an Lösungen arbeiten, entwickeln sie ein Gefühl der Zugehörigkeit und des Engagements für ihre Umwelt und die Gesellschaft. Gesetzt wird auch auf Austausch und Erfahrung, um innovative Ansätze zu fördern. Dies könnte die Entwicklung von lokalen Initiativen, nachhaltigen Geschäftsideen oder kreativen Kampagnen zur Sensibilisierung für Umwelt- und Gesellschaftsthemen umfassen.
»Dieses Projekt lebt durch die Ideen aller Mitmenschen. Daraus sollen Handlungen entstehen«
Dafür braucht es aber Multiplikatoren, die mit jungen Menschen arbeiten und ihre Wünsche kennen. Lehrkräfte, Sozialarbeitende und Vereinsaktive sollen mit einem Workshop am Mittwoch, 12. März, ab 16 Uhr angesprochen werden. Am Donnerstag, 13. März, ab 17 Uhr sind dann die Jugendlichen selbst zu einem Workshop eingeladen. Beide Veranstaltungen finden im Haus der Jugend in Reutlingen statt und benötigen eine Anmeldung.
Das Projekt läuft bis 2027, in diesem Jahr stehen kostenfrei buchbare Veranstaltungen für Schulen und Jugendgruppen zur Verfügung. »Wir zeigen altersgerechte Filme zum Thema Nachhaltigkeit direkt vor Ort. Im Anschluss sprechen wir gemeinsam darüber, was wir gesehen haben, tauschen uns aus und überlegen, wie wir die Ideen im Alltag umsetzen können«, erklärt Zoeller. Im Laufe des Projekts sind auch Rollenspiele, Diskussionsrunden mit Experten, Unternehmern und Politikern vorgesehen, ebenso Spiele zum gemeinsamen Miteinander, kreative Projekte - etwa mit gemeinsamen Kunstwerken - und nachhaltige Workshops zum Thema Upcycling.
Klar ist: »Dieses Projekt lebt durch die Ideen aller Mitmenschen. Daraus sollen Handlungen entstehen. Schon jetzt haben viele junge Leute ein Bewusstsein und auch Ideen, allerdings wissen sie nicht, wie sie diese anwenden sollen«, so Zoeller. Letztendlich sei es das Ziel, eine Generation von umweltbewussten und sozial verantwortlichen Menschen zu fördern, die sich für eine nachhaltige Zukunft einsetzt. Indem junge Menschen – unabhängig von Sprache, Herkunft, mit Handicap oder Migrationshintergrund - ermutigt werden, aktiv zu sein und gemeinsam zu handeln, könnten dringend benötigte Veränderungen in der Gesellschaft herbeigeführt und ein positiver Einfluss auf die ökologischen Herausforderungen der Welt ausgeübt werden. (GEA)
Anmeldung
Anmeldung zum Workshop der Multiplikatoren über: eveeno.com/greenscreen-workshop-multiplikatorinnen, zum Workshop der Jugendlichen über: eveeno.com/greenscreen-workshop-jugendliche.