ST. JOHANN. Der Alarm ging genau um 14 Uhr los, die Meldung klang nach einem Großschadensereignis und einer Verkettung unglücklicher Umstände: Brand in einer Firma am Ortsrand Würtingens, mehrere Personen sind im oberen Stockwerk vom Feuer eingeschlossen. In der Fertigungshalle wurde ein Mensch von eingestürzten Paletten verschüttet, im hinteren Bereich des Gebäudes ist ein IBC-Container (Intermediate Bulk Container) – ein Behälter mit Gefahrgut – leckgeschlagen, die enthaltene Flüssigkeit ausgelaufen. Zu allem Unglück hatte der Fahrer mit dem Frachtbrief der schädlichen Ware auf seiner Anfahrt einen Unfall.
Sechs Großfahrzeuge – von der Drehleiter aus Dettingen über mehrere Löschfahrzeuge bis zum Einsatzleitwagen aus St. Johann – kamen in kürzester Zeit zum Einsatz. Zum Glück handelte es sich am Sonntagnachmittag um keinen Ernstfall, sondern nur um eine Feuerwehrübung.
Das Besondere waren allerdings die Teilnehmer: 49 Jugendliche zwischen neun und 17 Jahren aus den Jugendfeuerwehren St. Johann, Bad Urach, Dettingen sowie Grabenstetten agierten als Helfer oder Opfer. 21 Ausbilder unterstützten die Kids, beobachteten ihr Tun oder gaben Tipps. Und nach einer guten Stunde waren alle Einsatzstellen von der Nachwuchstruppe picobello abgearbeitet. »Diese Zusammenarbeit macht einsatztechnisch eigentlich keinen wirklichen Sinn, weil etwa die Uracher Wehr nicht zu uns nach Würtingen zur Hilfeleistung kommt«, erklärte der St. Johanner Jugendwart und Organisator Florian Kübler den rund zweihundert Zuschauern. Lediglich bei einem wirklichen Großschadensereignis müssten auch weiter entfernte Feuerwehren zusammenarbeiten. Aber er verstehe sich ausgezeichnet mit den Jugendwarten dieser Wehren – deshalb die gemeinsame Übung.
Das Schwierigste der seit Ende Juni laufenden Planung sei die Suche nach einem Übungsort respektive einer Firma gewesen. Die Inhaber der Firma Frankenstein hätten sich bereit erklärt, ihr Gebäude zur Verfügung zu stellen, dankte Kübler. »Das hat gut ausgesehen«, lobte der Jugendwart nach der Übung.
»Positiv überrascht« war Bürgermeister Florian Bauer zum einen von der Organisation (»Was die hier auf die Beine gestellt haben, ist wirklich sehr beachtlich«), zum anderen von den Jugendlichen: »Da brauchen wir uns in St. Johann keine Sorgen um den Nachwuchs zu machen.« Auch der Feuerwehr-Kreisjugendwart zeigte sich beeindruckt. »Die Übung war übersichtlich, von den Einsätzen her gut aufgebaut, und außerdem wussten schon die Jüngsten ganz genau, was sie tun mussten«, lobte Andreas Heinlin. Dass Jugendwehren aus verschiedenen Gemeinden zusammen üben, findet er einfach nur gut: »Da lernen sich die Kids kennen, denn bei Großschadensereignissen kann eine solche gemeindeübergreifende Zusammenarbeit wirklich notwendig werden.«
Feuerwehr-Nachwuchs gesichert
Dem stimmte Kreisbrandmeister Wolfram Auch uneingeschränkt zu, auch er fand diese »Initiative hervorragend«. Sehr gefallen hatte ihm auch, »mit welch sichtlicher Motivation und wie fachkundig schon die Jüngsten agierten«. Er dankte daher auch den Ausbildern und Übungsleitern, die dafür sorgten, dass die Jugendlichen eine gute Feuerwehrausbildung erhalten und ihnen ihr Dasein bei der Feuerwehr Spaß macht.
Auch St. Johanns Gesamtkommandant Ewald Höh freute sich über die so gut abgelaufene Übung: »Das hier ist schließlich unsere Nachfolgergeneration.« (lpt)