ST. JOHANN. Die Plätze in den St. Johanner Kindergärten und -krippen reichen noch für alle, die Elternbeiträge steigen: Das sind, kurz gefasst, die Kernbotschaften aus der St. Johanner Gemeinderatssitzung. Judith Weber, die für alle Betreuungseinrichtungen und die Menschen, die dort arbeiten, zuständig ist, gab den Räten einen Überblick.
Was die unter Dreijährigen angeht, geben Bund und Land die Empfehlung, für 35 Prozent dieser Altersgruppe ein Angebot vorzuhalten. In St. Johann leben derzeit 172 Jungen und Mädchen, die in diese Gruppe gehören. Etwa 60 Plätze muss die Gemeinde rechnerisch anbieten, so Weber, mit 68 liegt sie sogar darüber und hat noch einen Puffer. Der Bedarf ist anhaltend groß, so Judith Weber, die allerdings eine neue Entwicklung beobachtet: »Inzwischen werden nicht mehr ganz so viele Ganztages- und dafür mehr Halbtagesplätze benötigt.«
260 Plätze in sieben Kindergärten
Die Eltern der Drei- bis Sechsjährigen haben die Wahl zwischen sieben Kindergärten, die teils sehr unterschiedliche Betreuungsformen, -zeiten und Gruppengrößen anbieten. Der Wohnort ist deshalb schon lange nicht mehr das ausschlaggebende Kriterium bei der Suche nach der passenden Einrichtung, berichtete die Fachfrau. »Zwischenzeitlich sind in allen Einrichtungen Kinder aus mehreren St. Johanner Ortsteilen gemeinsam in den Gruppen.« Knapp 260 Plätze haben die kommunalen Kindergärten insgesamt anzubieten, 247 davon sind derzeit belegt. Im kommenden Jahr wird die Zahl dann auf 214 sinken - zumindest theoretisch. Wenn Familien zuziehen, so Weber, sehe die Lage wieder anders aus.
Anlass zur Freude gibt auch die Personalsituation: »Wir hatten zwar viele Wechsel im letzten Jahr, aber auch viele Bewerbungen«, berichtete Weber. Das ist mit Blick auf die aktuelle Lage eher überraschend, viele andere Kommunen suchen händeringend nach Erzieherinnen. St. Johann ist also in einer luxuriösen Lage, zumal inzwischen auch männliche Erzieher im Team sind und inzwischen auch alle vakanten Leitungsstellen wieder besetzt werden konnten.
Zunehmend prekäre Familiensituationen
Trotzdem ist auch die Albgemeinde keine Insel der Glückseligen. »Prekäre Familiensituationen und damit einhergehende psychische Belastungen nehmen zu«, schilderte Weber die Beobachtungen der Fachkräfte, die »menschlich und pädagogisch deshalb immer wieder an ihre Grenzen kommen«. Der teamübergreifende Austausch sei ein hilfreiches Mittel, um mit den schwierigen Situationen umzugehen.
Die Kinderbetreuung lässt sich die Gemeinde viel kosten: Pro Kind und Jahr entsteht 2024 ein Abmangel von rund 10.000 Euro. Zum Vergleich: Zehn Jahre zuvor musste die Kommune nur rund 4.600 Euro zuschießen - nicht einmal die Hälfte also. Elternbeiträge sind deshalb immer Thema, wenn's im Gemeinderat um die Kindergärten geht. Daniela Brändle, im Rathaus für den Bildungsbereich zuständig, erinnerte an die Empfehlung der kommunalen Spitzenverbände: 20 Prozent des finanziellen Aufwands soll demnach über Elternbeiträge gedeckt werden.
Hohe Deckungslücke im Krippenbereich
Dieser Prozentsatz ist und bleibt, wie übrigens in den meisten Nachbarkommunen auch, ein frommer Wunsch. Das Ziel ist dennoch eine behutsame Annäherung an diese Marke, von der St. Johann aktuell noch weit entfernt ist: Mit den Elternbeiträgen wurden in den vergangenen Jahren 8,73 bis 12,07 Prozent der Betriebskosten abgedeckt. Während in den vergangenen Jahren meist moderate Erhöhungen zwischen zwei und vier Prozent realisiert wurden, hat sich der Gemeinderat bereits fürs Betreuungsjahr 2023/24 zu einem ordentlichen Sprung durchgerungen: Damals wurden die Elternbeiträge um 8,5 Prozent erhöht.
Für 2025/26 folgt St. Johann der Empfehlung des Städte- und Gemeindetags sowie der Kirchenleitungen, die eine Erhöhung um 7,3 Prozent vorschlagen. Ein Beispiel: Für ein Kind, das eine Regelgruppe mit 30 Stunden Betreuung besucht, müssen die Eltern künftig 159 statt bisher 148 Euro bezahlen. Noch deutlich sicht- und spürbarer werden die Erhöhungen im Krippenbereich sein. Hier ist die Deckungslücke immer noch besonders groß, erläuterte Daniela Brändle. Verwaltung und Gemeinderat haben sich deshalb schon vor zwei Jahren auf entsprechend große Erhöhungsschritte geeinigt.
Deutliche Erhöhung der Elternbeiträge
Geplant war, den Satz um 45 Prozent anzuheben, um der Empfehlung der Landesverbände zu entsprechen, obendrauf kämen analog zum Ü3-Bereich die 7,3 Prozent. Konkretes Beispiel: Bei 30 Wochenstunden würden statt bisher rund 300 Euro künftig 471 Euro fällig - da musste nicht nur Daniela Brändle schlucken. Auch etliche Räte äußerten Bedenken, ob man den Eltern einen derart krassen Sprung zumuten könne. Sie schlossen sich inhaltlich deshalb Brändle an, die einen Zwischenschritt von einer 33-prozentigen Erhöhung vorgeschlagen hatte.
Um dieselbe Diskussion nicht ein Jahr später erneut führen zu müssen, wurde auf Anregung von Sonja Döhler und Swen Schober aber ein entsprechender Zusatz in den Beschlussvorschlag aufgenommen: Im kommenden Jahr werden die noch fehlenden Prozente automatisch draufgeschlagen. (GEA)