GOMADINGEN. »Wir sind die einzige Gemeinde im Landkreis Reutlingen, die in jedem Ortsteil mindestens einen Defibrillator hängen hat.« Nicht erst seit gestern, sondern seit mehr als zwölf Jahren, erinnerte Gomadingens Bürgermeister Klemens Betz den Gemeinderat. Daran soll sich auch nichts ändern. Deshalb hat das Gremium, ohne mit der Wimper zu zucken, für die Anschaffung von zwei neuen lebensrettenden Geräten für Wasserstetten und in Offenhausen für knapp 2.000 Euro gestimmt, da die alten mittlerweile defekt sind.
Sogenannte automatische externe Defibrillatoren (AED), die mit Elektroschocks den Herzschlag anregen, hängen bereits vielerorts in Flughäfen, Bahnhöfen, Sporthallen und öffentlichen Gebäuden. Bei einem plötzlichen Herzstillstand ist Eile geboten. Dann zählt jede Minute, um das Leben des Patienten zu retten.
Mehrere Einsätze in Gomadingen
Ursache für einen Herz-Kreislauf-Stillstand ist oft ein Herzinfarkt. Mithilfe eines AED kann das lebensgefährliche Kammerflimmern des Herzens unterbrochen werden. »Auch von einem Laien«, informierte der einstige Gomadinger Gemeinderat Alexander Knoll, der von Beruf Notfallsanitäter ist, seine ehemaligen Kollegen im Gremium. Er weiß, dass in Gomadingen in den vergangenen Jahren schon mehrere Geräte zu einem lebensrettenden Einsatz gekommen sind.
In Deutschland erleiden jedes Jahr mehr als 70.000 Menschen einen plötzlichen Herzstillstand außerhalb des klinischen Umfelds, so Knoll. Die Überlebensrate ist gering und beträgt zurzeit nur etwa zehn Prozent. Bereits nach drei bis fünf Minuten nach dem Herzstillstand treten irreversible Schäden im Gehirn des Betroffenen auf. Selbst wenn die Person gerettet werden kann, führt dies oft zu lebenslangen Einschränkungen. Sehr viel mehr Menschen könnten gerettet werden, würde zeitnah mit der Reanimation begonnen.
Ersthelfer über App alarmiert
In diesem Zusammenhang erinnerte der Notfallsanitäter an die Ersthelfer-App »Region der Lebensretter«, an der sich der Landkreis Reutlingen seit rund einem halben Jahr beteiligt. Diese App alarmiert registrierte Ersthelfende in der Umgebung, wie zum Beispiel Alexander Knoll und Mitglieder der Gomadinger Feuerwehr, und schickt sie zu Personen, die akut erste Hilfe benötigen. Nach Auskunft des Landratsamts Reutlingen haben sich dort inzwischen mehr als 500 Lebensretter registrieren lassen.
Seit dem Start der App im September konnte in einigen Fällen – nicht nur in Gomadingen – die Zeit bis zum Eintreffen von Notarzt und Rettungswagen von Ersthelfern, auch im Zusammenspiel mit den Defibrillatoren, überbrückt werden.
Um das therapiefreie (reanimationsfreie) Intervall zu verkürzen, alarmiert die integrierte Leitstelle für Feuerwehr und Rettungsdienst beim Einsatzstichwort »Reanimation« im Landkreis Reutlingen neben dem Notarzt und dem Rettungswagen zusätzlich auch qualifizierte Laienhelfer über die Ersthelfer-App. Sie können bereits frühzeitig entscheidende lebensrettende Sofortmaßnahmen innerhalb der Rettungskette einleiten, berichtete Knoll dem Gremium. (GEA)
STANDORTE
In Gomadingen gibt es an folgenden Orten einen Defibrillator: Sternberghalle (innen), Rathaus (außen), Martinskirche (innen), Tennisheim (innen), Sternberghallenbad (innen), Feuerwehrhaus Dapfen (außen), Feuerwehrhaus Steingebronn (außen), ehemaliges Backhaus in Offenhausen (außen), Backhaus in Wasserstetten (außen), Verwaltungsgebäude Grafeneck (außen), Haupt- und Landgestüt Marbach Aufenthaltsraum (innen). (lejo)