HOHENSTEIN. Bewegungsspiele, Ruhebänke mit herrlichen Alb-Ausblicken und Achtsamkeitsübungen für Natur-Genießer: Der neue Gesundheitswanderweg in Hohenstein hat mit neun Stationen zum Erleben und Innehalten auf einer Länge von 6,6 Kilometern viel zu bieten. Mit gerade mal 115 Höhenmetern und einer reinen Gehzeit von anderthalb Stunden eignet er sich für die ganze Familie – und ist, beginnend am Parkplatz des Bauernhausmuseums, ein perfekter Sonntagsspaziergang für die ganze Familie. Geplant und umgesetzt haben ihn Menschen, die sich hier am besten auskennen: Im Zuge der Zertifizierung Hohensteins zur »Gesunden Gemeinde« haben sie sich vor einigen Jahren zu einem Arbeitskreis zusammengeschlossen. Zunächst durch Corona ausgebremst, wurde am Ende doch noch alles gut. Gemeinsam mit Bürgermeister Simon Baier eröffneten die engagierten Bürger den neuen Wanderweg pünktlich zum Ferienbeginn.
Digitale Karte via Wander-App
Die Gemeinde hat das Projekt fachlich und finanziell unterstützt. Beatrice Vermeij-Böhm war die Ansprechpartnerin im Rathaus, weitere Unterstützung gab’s von Studenten der Hochschule Nürtingen: Sie banden den Gesundheitswanderweg in Projektarbeiten der Fachbereiche Tourismus und Landschaftsplanung ein. Die notwendigen Mittel – immerhin 10.000 Euro haben Geräte, Beschilderung und Mobiliar gekostet – hat die Kommune aus eigener Kasse bereit gestellt. Fördergelder gab’s nicht, dafür aber hier und da ein bisschen Hilfe von lokalen Firmen und Dienstleistern, die mit Material und Wissen weitergeholfen haben.
Die Mühen haben sich gelohnt, gedacht ist wirklich an alles. Der neue Gesundheitswanderweg hat sein eigenes Logo, wer einfach den Schildern folgt, kann sich kaum verlaufen. Zumal es am Startpunkt nicht nur eine große Übersichtstafel, sondern auch Karten im Kleinformat zum Mitnehmen gibt – und Anleitungen für die Bewegungs- und Erlebnisstationen, die die Wanderer auf den folgenden Kilometern erwarten. Wer weniger Papier will und die Wegbeschreibung lieber auf dem Smartphone hat, kann einen QR-Code scannen oder die Homepage der Gemeinde aufrufen. Über beide Kanäle gelangt man zur digitalen Navigation über die beliebte Wander- und Radtouren-App Komoot.

»Beim Gesundheitswanderweg liegt der Fokus darauf, sich auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren und die herrliche Natur zu genießen«, sagt Bürgermeister Simon Baier, der Gesundheit auch als »kommunale Aufgabe« betrachtet. »Familiengerecht« sollte der Weg sein, schildert Beatrice Vermeij-Böhm die Konzeption, »wir wollen nicht nur Betonwege, die Besucher sollen in die Landschaft eintauchen können«. Diesen Anspruch, den der Arbeitskreis an sich selbst gestellt hat, ist definitiv erfüllt. Auf den ersten Metern ist der Untergrund zwar noch grau und fest, aber die Akteure haben aus der Not eine Tugend gemacht und den Belag als Leinwand für die erste Station genutzt: Sie haben Hüpfspiele aufgemalt, die nicht nur Bewegung und Koordination trainieren, sondern auch dazu beitragen, dass schlichte Kindheitsfreuden aus vordigitalen Zeiten nicht in Vergessenheit geraten. Die nächste Etappe führt durch ein schönes Waldstück, das, um die Wildruhe nicht zu stören, allerdings nicht ganzjährig begangen werden darf: Von Dezember bis März ist Schonzeit, eine Alternativroute ist ausgeschildert. In den übrigen Monaten können Wanderer auf der Balancierstrecke mit Baumstamm, Balken und Drahtseil ausprobieren, wie gut sie ihr Gleichgewicht halten können.
Pflanzenfreunde werden an der Kräuterbank ihre Freude haben: Rund um das Sitzmöbel geht es darum, heimische Pflanzenarten zu entdecken. Eine Liste hat der Arbeitskreis gemeinsam mit dem lokalen Apotheker erarbeitet. Darum, ein Gespür für die Natur zu entwickeln und alles andere auszublenden, geht es auch beim Waldbaden: An dieser Station finden Wanderer Tipps, wie man zur Ruhe kommt und seine Sinne für das Wesentliche schärft. Mit ein bisschen Glück lässt sich auch Familie Specht blicken, die hier ihren Höhlenbaum hat.
Hochsitz und Baumkreis
Auf Hochsitze klettern macht Spaß, aber Jäger sehen’s meistens nicht gerne, wenn man das einfach so macht. Nicht nur erlaubt, sondern ausdrücklich erwünscht ist es auf dem Gesundheitswanderweg, für den Revierförster Stefan Hägele extra einen Hochstand gebaut hat, der vor allem Kinder anspricht. Mit Spielen à la »Ich sehe was, was du nicht siehst« lassen sich kleine und auch größere Naturfreunde animieren, genauer hinzuschauen – und die Landschaft dabei mit ganz anderen Augen zu sehen oder neue Details zu entdecken.
Auf dem weiteren Weg warten Übungen für Gehirn- und Körperkoordination, eine Anleitung für bewusstes Atmen und ein magischer Baumkreis: Umgeben von schönen alten Buchen sind Besucher eingeladen, aus bereitliegenden Naturmaterialien – Zapfen, Stöcken, Blättern oder Steinen – Mandalas und Mosaike zu legen. Zum Abschluss heißt es dann: Gemütlich zurücklehnen auf der Alb-Liege und den Blick auf Ödenwaldstetten genießen. (GEA)
www. gemeinde-hohenstein.de/
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