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Hohenstein: Keine Schulden, keine Kredite

Die Finanzlage ist auch in Hohenstein nicht einfach. Um Investitionsstau zu vermeiden, werden dennoch wichtige Projekte umgesetzt, die sich auf 3,5 Millionen Euro summieren.

Wegweisend: Die Hohensteinschule wird umfassend saniert und mit Einzug einer Kindertagesstätte zum Bildungs- und Betreuungscampu
Wegweisend: Die Hohensteinschule wird umfassend saniert und mit Einzug einer Kindertagesstätte zum Bildungs- und Betreuungscampus. Foto: Kirsten Oechsner
Wegweisend: Die Hohensteinschule wird umfassend saniert und mit Einzug einer Kindertagesstätte zum Bildungs- und Betreuungscampus.
Foto: Kirsten Oechsner

HOHENSTEIN. Gemessen an der finanziellen Lage in anderen Gemeinden geht es Hohenstein noch relativ gut. Der Haushaltsplan, den Kämmerin Sophie Fischer in der Sitzung des Gemeinderats vorstellte, wurde zwar einstimmig abgesegnet. Den Erläuterungen von Bürgermeister Simon Baier setzte Markus Schwörer, Gemeinderat und erster Stellvertreter des Bürgermeisters, aber eine eigene Rede entgegen, in der er zur Vorsicht bei der künftigen Finanzplanung mahnte.

Die Zahlen: Im Ergebnishaushalt stehen Erträgen von 11,95 Millionen Ausgaben in Höhe von 13,2 Millionen Euro gegenüber - unterm Strich steht also ein Defizit von 1,25 Millionen. Eine deutliche Verschlechterung zum Vorjahr, als das Minus »nur« eine knappe halbe Million betrug, so die Kämmerin. Auch 2026 werde nochmal ein »hartes Jahr«, prognostizierte sie, für 2028 sieht sie dann »Licht am Ende des Tunnels« und einen ausgeglichenen Haushalt ohne Minus. Die größten Posten auf der Einnahmenseite sind Grundsteuer (rund 683.000 Euro) und Gewerbesteuer (1,4 Millionen).

Das Tortendiagramm, mit dem Fischer die Ausgaben illustrierte, zeigte es auf einen Blick: Die »Transferaufwendungen«, allen voran die Kreisumlage, machen 43 Prozent aus, gefolgt von den Personalkosten mit 24 Prozent. Unter den »Sach- und Dienstleistungen«, die mit 19 Prozent veranschlagt sind, sticht vor allem ein Posten hervor: Die ungeplante, aber aus Sicherheitsgründen unaufschiebbare Sanierung der Burgruine Hohenstein ist mit 300.000 Euro veranschlagt.

»Schnelles Internet ist heute genauso essenziell wie Wasser und Strom«

Die ganz großen Investitionen werden über den Finanzhaushalt abgerechnet. Insgesamt rund 3,5 Millionen Euro steckt die Gemeinde 2025 in wichtige Projekte. Die Kämmerin sprach von einem »ambitionierten Programm«, der Bürgermeister ging in seiner Rede vor allem auf die Schulsanierung ein: Begonnen im Sommer 2023, soll sie im Frühjahr abgeschlossen sein. Insgesamt wird die Gemeinde dann rund zwei Millionen Euro investiert haben, »um die Schule baulich auf den aktuellen Stand zu bringen«, so Baier, aber auch, »um den Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung, der ab 2026 gilt, vorzubereiten«.

Gleich im Anschluss gehen die Arbeiten weiter, die ehemalige Grund- und Hauptschule wird zum Bildungs- und Betreuungscampus Hohenstein aus- und umgebaut. Die Hauptschule gibt's seit Jahren schon nicht mehr, auch das vorübergehend dort beheimatete Albgymnasium ist wieder ausgezogen, dafür zieht die Kita mit ein: Neben 20 regulären Plätzen werden auch zehn weitere Krippenplätze geschaffen. Dafür investiert die Gemeinde weitere 1,2 Millionen Euro. Ein »absolutes Mammutprojekt« ist der Breitbandausbau, der in diesem Jahr weiter vorangeht: Ohne Fördermittel, die 90 Prozent der Kosten decken, wäre die Investition über 23 Millionen Euro nicht denkbar. Grundsätzlich soll jeder Bürger kostenlos ans Glasfasernetz angeschlossen werden, betonte Baier, »denn schnelles Internet ist heute genauso essenziell wie Wasser und Strom«.

»Wir haben weiterhin eine Null-Euro-Verschuldung und müssen keine Kredite aufnehmen«

309.500 Euro kostet das neue Feuerwehrfahrzeug für Eglingen, das Ende des Jahres geliefert werden soll, gegenzurechnen ist ein Zuschuss über 115.000 Euro. Künftig will die Gemeinde ihre Gebäude, wo möglich, mit PV-Anlagen bestücken, los geht's mit den Dächern der Hohensteinschule (220.000 Euro) und des Rathauses (60.000 Euro). »Unser Anspruch ist es, Investitionsstaus und Folgeschäden zu vermeiden«, betonte Simon Baier. »Indem wir langfristig planen und notwendige Projekte jetzt umsetzen, verhindern wir, dass dringend erforderliche Maßnahmen in die Zukunft verschoben werden und dann noch höhere Kosten auf uns zukommen.«

Das heißt: Dringendes wird zeitnah erledigt, was aufschiebbar ist, auf später vertagt. Gemacht wird 2025 beispielsweise das Dach der Schmiede am Bauernhausmuseum (12.000 Euro), warten muss der Feldweg am Dachenstein, dessen Sanierung rund 100.000 Euro kosten wird. Auch der Bauhof wird erst später mit einer PV-Anlage für 71.000 Euro bestückt.

»Wir werden uns fragen müssen, ob wir uns das Kür-Programm leisten wollen«

Aussagekräftig ist der Blick auf Liquidität und Schuldenstand: Zum ersten Januar diesen Jahres hatte die Gemeinde noch vier Millionen Euro auf der hohen Kante. Dieses Polster wird, um alle Investitionen zu stemmen, erheblich zusammenschrumpfen: Den Bedarf für 2025 bezifferte Fischer auf 2,6 Millionen Euro. Dennoch: Mit 1,3 Millionen liegt Hohenstein immer noch weit über der gesetzlichen Marke von rund 211.000 Euro. Das heißt: »Wir haben weiterhin eine Null-Euro-Verschuldung und müssen keine neuen Kredite aufnehmen«, betonte die Kämmerin.

Während Kämmerin und Bürgermeister optimistisch in die Zukunft blickten, mahnte Bürgermeister-Stellvertreter Markus Tress zur Vorsicht. Das »Rekord-Investitionspaket« von 3,5 Millionen Euro sei für ihn nur als Ausnahme akzeptabel: »Realistisch ist für unsere Gemeinde eine Investitionskraft von einer bis 1,5 Millionen Euro. Wenn wir weiterhin so agieren, wird's schwierig.« Die gesamtwirtschaftliche Situation werde angespannt bleiben, meinte Tress, »wir werden uns öfter fragen müssen, ob uns das Kür-Programm leisten wollen. Manchmal ist ein Nein notwendig, dafür müssen wir den Mut aufbringen«.

Wasserversorgung und Immobilien

Für ihre Eigenbetriebe - die Wasserversorgung sowie die Wohnungs- und Immobilienwirtschaft - hat die Gemeinde Hohenstein separate Wirtschaftspläne, die die Kämmerin ebenfalls vorstellte. Bei der Wasserversorgung ist ein größerer Posten erwähnenswert: Für 152.000 Euro wird ein Notstromaggregat beschafft, um die Versorgung im Krisenfall aufrecht erhalten zu können. Bei der Wohnungswirtschaft hatte Sophie Fischer Zahlen zur Flüchtlingsunterbringung: Aufwendungen von 34.000 Euro stehen Einnahmen von 16.000 Euro gegenüber. Auch die Wohnungswirtschaft ist ein Zuschussgeschäft. Erträgen von 190.200 Euro - überwiegend aus Vermietungen - stehen Aufwendungen von 358.000 Euro gegenüber. Zu Buche schlägt hier vor allem die Sanierung des Objekts Kirchstraße 14 in Oberstetten (196.000 Euro), für das es allerdings auch Zuschüsse aus dem Landessanierungsprogramm gibt (72.000 Euro). 430.000 Euro investiert die Gemeinde in die Seniorenwohnanlage in der Reutlinger Straße in Bernloch, die bisher überwiegend einem anderen Träger gehörte. Die Gemeinde, die bisher nur Eigentümerin des Bürgersaals war, kauft weitere Räume. Bauland vermarktet wird im kommenden Jahr voraussichtlich nicht, dafür wird das Bebauungsplanverfahren für das Neubaugebiet in Eglingen abgeschlossen. In Bernloch will die Gemeinde weiteres Bauland für 430.500 Euro erwerben. (ma)