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Aktuell Burgruine

Hohenerpfingen soll aus Dornröschenschlaf erwachen

Seit langem engagiert sich Sven Heinz aus Erpfingen für die Burgruine. Demnächst soll sie von wildem Gehölz freigeschnitten und per Drohne in ihrem Bestand dokumentiert werden.

Eindrucksvoll ragt der Hohenerpfingen über dem Tal auf. Die Bäume, die das Mauerwerk zerstören könnten, sollen jetzt entfernt we
Eindrucksvoll ragt der Hohenerpfingen über dem Tal auf. Die Bäume, die das Mauerwerk zerstören könnten, sollen jetzt entfernt werden. Foto: Gabriele Böhm
Eindrucksvoll ragt der Hohenerpfingen über dem Tal auf. Die Bäume, die das Mauerwerk zerstören könnten, sollen jetzt entfernt werden.
Foto: Gabriele Böhm

ERPFINGEN. Die Ruine Hohenerpfingen thront im Erpftal unübersehbar über der L 382 und dem Schwäbische Alb-Radweg und wirkt von dort aus wie ein Turm. Doch vieles an dem mittelalterlichen Bauwerk muss noch erforscht werden. Vielleicht gibt es in nächster Zeit etwas mehr Klarheit. Denn Sven Heinz aus Erpfingen und eine Gruppe Ehrenamtlicher unter Absprache mit dem Eigentümer der Ruine, S.D. Karl-Philipp von Urach, haben sich vorgenommen, die Burgruine von Gehölz freizuschneiden und dann per Drohnenflug in ihrem Bestand zu dokumentieren.

Unter anderem gelte es, so Heinz, Mauern und Mauerkrone nach Wildbäumen abzusuchen, die das historische Mauerwerk über kurz oder lang zerstören könnten. »Die Analyse der Drohnenaufnahmen soll Hinweise über die einstige Dimension der Anlage oder potenzielle Zugangswege liefern«, erläutert Heinz. Die Dokumentation soll dem Hause Urach und dem Denkmalamt zur Verfügung gestellt werden.

Sven Heinz aus Erpfingen engagiert sich seit langem für die Ruine. Jetzt soll mit einer Gruppe Ehrenamtlicher noch einmal richti
Sven Heinz aus Erpfingen engagiert sich seit langem für die Ruine. Jetzt soll mit einer Gruppe Ehrenamtlicher noch einmal richtig durchgestartet werden. Foto: Gabriele Böhm
Sven Heinz aus Erpfingen engagiert sich seit langem für die Ruine. Jetzt soll mit einer Gruppe Ehrenamtlicher noch einmal richtig durchgestartet werden.
Foto: Gabriele Böhm

Die Burgruine Hohenerpfingen im Erpftal ist trotz ihres rudimentären Zustands immer noch ein beeindruckendes Zeugnis mittelalterlicher Geschichte und Baukunst. Nur weniges ist über die Geschichte bekannt. 1987 gab die Gemeinde Sonnenbühl die Schrift »Erpfinger Burgen und ihre Geschichte« heraus, in der sich die Autoren Emil Schweikardt, Rudolf Brändle, Rolf Götz und Christoph Bizer damit auseinandersetzen.

Drei Herrensitze in Erpfingen

Demnach gab es Mitte des 14. Jahrhunderts in und bei Erpfingen gleich drei Herrensitze. Der Stollenhof gehörte der Witwe des Burkhard von Salmendingen, die Burg bei der Kirche den mit den Salmendingern verschwägerten Schenken von Erpfingen. Dritter Herrensitz war der Hohenerpfingen, auf dem ein Hans von Salmendingen saß. Archäologischen Funden zufolge wurde die Burg spätestens in der Mitte des 12. Jahrhunderts errichtet.

1358 verkaufte ein Heinz von Salmendingen fast seinen gesamten Erpfinger Besitz an den Pfullinger Adligen Fritz Remp. Davon ausgenommen war laut Urkunde nur »die Burg, die man nennt Schnatren« und der Wald unterhalb. Die Bezeichnung »Schnatren« für den Hohenerpfingen ist bis heute üblich, aber ungeklärt. Sven Heinz spekuliert, dass sich das mittelalterliche Wort Snade oder Schnat für »Grenze« hier wiederfinden könnte.

Wo lag das zweite Gebäude?

Hans und Heinz von Salmendingen sollen die letzten Bewohner der Burg gewesen sein. 1385 ist sie bereits verlassen, denn als die Erben Anne von Salmendingen und ihr Mann Heinrich ihren Besitz in Erpfingen an Fritz Remp aus Pfullingen verkaufen, ist vom »Burgstall«, also einer Ruine, die Rede. Außerdem ist in der Urkunde separat ein Turm genannt, mit dem der heutige Ruinenrest gemeint sein könnte. Wo aber lag dann der »Burgstall«?

Kaspar Remp, der Letzte der Linie, starb 1498 und hatte seinen Besitz kurz zuvor an Württemberg verkauft. Für die Verwaltung der Erpfinger Güter, also auch die Burg, war von da an der württembergische Finanzbeamte zuständig. Am Anfang des 19. Jahrhunderts kam »Schnatren« an die Gemeinde Erpfingen. 1838 kaufte Graf Wilhelm von Württemberg, Erbauer des Schlosses Lichtenstein, den »altertümlichen Turm in dem hiesigen Gemeindewald Schloßhalde« sowie das zugehörige Grundstück von einem Morgen (rund 3.100 Quadratmeter). Er hatte vor, die Ruine als Burg für einen seiner Söhne wieder aufzubauen, was jedoch unterblieb. Mitte der 1980er-Jahre wurde der Hohenerpfingen im Rahmen des Burgenprogramms des Landkreises Reutlingen gesichert.

Lage an wichtigen Wanderwegen

Besucht man heute die Ruine, beeindruckt unter anderem das steile Gelände, in dem sie erbaut wurde und das auf der West-, Süd- und Nordseite vor möglichen Angreifern schützte. Nur auf der Ostseite mussten die Burgherrn etwas für die Sicherheit unternehmen. Es wird vermutet, dass auf dem Felsen vor der Burg ursprünglich die Vorburg mit Ställen und Scheunen lag, die auch als eine Art »Vorposten« diente. Breite und tiefe Gräben trennen Burg, mögliche Vorburg und Weg voneinander und könnten im Mittelalter durch Holzbrücken miteinander verbunden gewesen sein. Möglicherweise war auch der Felsen südlich der Burg in die Verteidigung einbezogen.

Wie Bizer schreibt, war der heutige »Turm« in Wirklichkeit eine Ringmauer in Schalenbauweise, hinter der sich ein Gebäude mit gemauertem Untergeschoss und zwei darüberliegenden Fachwerketagen verbargen. Außerdem ließen archäologische Funde darauf schließen, dass sich auf einem Plateau unterhalb des »Turms« ein weiteres mehrgeschossiges Gebäude befand. Bizer vermutet hierin den 1385 genannten »Burgstall«. »Viele Fragen bleiben offen«, konstatiert Sven Heinz. Durch eigene Recherchen in den Archivalien erhofft er sich auch neuere gesicherte Erkenntnisse.

Befreiung von Bewuchs nötig

Nachdem die Ruine zuletzt 2018 großzügig freigeschnitten wurde, sei jetzt eine erneute Befreiung vom Bewuchs nötig. »Immerhin liegt der Hohenerpfingen am Burgenweg und dem Premiumwanderweg Grenzgängerweg und sollte von dort aus besser sichtbar sein.« Der Landtagsabgeordnete Manuel Hailfinger möchte die Schirmherrschaft des Ehrenamtsprojekts übernehmen.

Man erreicht die Ruine über einen schmalen ausgeschilderten Pfad, der vom Parkplatz gegenüber dem Kurgarten an der L 382 aus startet oder vom Ort aus bequem über einen breiten Weg. (GEA)