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Gute Noten für Gemeinschaftsschule

Austausch in Münsingen: Die neue Schulform braucht ausreichend Ressourcen für Förderung und Inklusion

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Gemeinschaftsschulen berichten über ihre Erfahrungen. FOTO: FOTOLIA
Gemeinschaftsschulen berichten über ihre Erfahrungen. FOTO: FOTOLIA

MÜNSINGEN. Vor sechs Jahren gingen die ersten Gemeinschaftsschulen in Baden-Württemberg an den Start. Sie haben sich gut entwickelt, doch sie brauchen auch genügend Ressourcen für Einzelförderung und Inklusion. Das wurde beim Erfahrungsaustausch an der Schillerschule Münsingen deutlich.

Thomas Poreski, Landtagsabgeordneter der Grünen, hatte zu der Veranstaltung am Montagabend eingeladen. Nicht, um das Modell Gemeinschaftsschule und sich selbst zu feiern, sondern um Impulse zu sammeln für eine künftige Weichenstellung. Für ihn bieten Gemeinschaftsschulen eine überzeugende Möglichkeit, gute und kindgerechte Pädagogik im Alltag umzusetzen. Allerdings müsse am »Zwei-Säulen-Modell« in ganz Baden-Württemberg noch gearbeitet werden.

So sah es auch Roland Hocker, Direktor des Staatlichen Schulamts Tübingen. »Mein Wunsch ist es, konsequent in Richtung Zwei-Säulen-Modell zu gehen«, betonte er, gab aber zu bedenken, dass die Zielsetzung der beiden Säulen – Gemeinschaftsschule und Gymnasium – nicht die gleiche sein könne. »Wir haben nicht einfach nur das Namensschild ›Hauptschule‹ gegen ›Gemeinschaftsschule‹ ausgetauscht, sondern etwas Neues geschaffen. Wir sind auf einem guten Weg, aber noch lange nicht am Ziel.«

Individuelle Förderung

Durch die Einführung der Gemeinschaftsschule in Baden-Württemberg wurden die Schüler neu gemischt. Zuvor fanden die Hauptschulen im Land keine Akzeptanz mehr, in Tübingen wechselten gerade noch sechs Prozent der Schüler nach der Grundschule zur Hauptschule. Die Schillerschule Münsingen erreichte hier vor der Umstellung zur Gemeinschaftsschule eine wesentlich bessere Quote, was laut Hocker der guten Kooperation mit der Realschule, dem stimmigen Umfeld und der Unterstützung durch die Stadt zu verdanken war.

Das Schulamt hatte die Entwicklung der Schillerschule zur Gemeinschaftsschule eng begleitet: »Wir wussten, dass wir hier einen Standort haben, der individuell auf die Kinder schaut.« Das derzeitige Vier- bis Fünf-Säulen-Modell mache es dem Schulamt aber nicht leicht, auch das dreigliedrige Modell erfordere gleichmäßige Übergänge von je einem Drittel.

Schulleiterin Nicole Breitling stellte die Entwicklung neuer Lernformen vor. Sie berichtete von einem engagierten Lehrerteam und einem guten Zusammenspiel von Schule, Eltern und Bildungspartnern, von individuellem Lernen, einer Leistung auf drei Niveaustufen und von einer Schülervielfalt, die als Chance genutzt werde.

»Inklusion ist eine gesellschaftliche Aufgabe, die wir hier an der Gemeinschaftsschule umsetzen. Aber dieser Leistungsauftrag benötigt ausreichend Ressourcen«, machte sie deutlich und verwies auf die Verantwortung des Landes, durch ausreichend Entlastungszeiten, Ausstattung, Weiterbildung und genügend Personal die Schulentwicklung zu unterstützen.

»Keine Konkurrenz unter den Schulen und eine Schulart für die Klassen eins bis 13, gleiche Lehrerausbildung und gleiche Bezahlung«, das ist die Vision von Elternvertreter Jan-Dirk Naegelsbach, der in den Gemeinschaftsschulen einen ersten Schritt in diese Richtung sieht.

Lehrer, Eltern und Rektoren setzten sich im Anschluss an die Ausführungen in Arbeitsgruppen zusammen und beschäftigten sich mit der Frage, welche Perspektiven es für eine weiterhin erfolgreiche Gemeinschaftsschule gibt und was dafür gebraucht wird. Wichtig ist laut Poreski, dass grundsätzlich eine Oberstufe möglich ist und dass eine faire Lehrer- und Ressourcenverteilung erfolgt. (GEA)