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Großfamilie werden 17 Straftaten zur Last gelegt

REUTLINGEN. Sie sollen für mehrere Ladendiebstähle und Wohnungseinbrüche in der Region verantwortlich sein. Nun stehen sieben Mitglieder einer Großfamilie in Reutlingen vor Gericht. Staatsanwältin Edith Zug wirft ihnen vor, sich zu einer Bande zusammengeschlossen zu haben, die sich in wechselnder Besetzung und mit wiederholten, schweren Diebstählen und Einbrüchen eine dauerhafte Einnahmequelle erschlossen hat.

Justitia. Foto: Frank Rumpenhorst/Illustration
Justitia. Foto: Frank Rumpenhorst/Illustration
Justitia. Foto: Frank Rumpenhorst/Illustration
Zwischen August 2015 und Februar 2016 sollen die Mitglieder einer rumänischen Familie, damals lebten sie in Engstingen und sind heute im Alter zwischen 24 und 48 Jahren, insgesamt 17 Straftaten verübt haben.

Beute von Schnaps bis Werkzeug

Bei mehreren Ladendiebstählen, unter anderem in Reutlinger, Bad Uracher oder Tübinger Supermärkten, hätten sie, versteckt unter Kartonagen, Spirituosenflaschen gleich im Dutzend an der Kasse vorbeigeschmuggelt. Der Gesamtwert der zum Teil hochwertigen Brände lag bei rund 1 900 Euro. Neben weiteren Diebstählen, auch in Villingen-Schwenningen, Bad Buchau und St. Georgen, sollen sie in einem Metzinger Baumarkt zwei Bohrmaschinen im Wert von rund 470 Euro und im dortigen Outlet zwei Paar Sneaker im Wert von 500 Euro an sich genommen haben.

Zudem, so klagt es die Staatsanwaltschaft an, gehen zwei Wohnungseinbrüche auf das Konto der vermeintlichen Bande. Nachdem im Sonnenbühler Ortsteil Erpfingen eine Terrassentür aufgehebelt wurde, sei Schmuck im Wert von 1 500 Euro entwendet worden. Eine Münzsammlung im Wert von 600 Euro, zudem 150 Euro Bargeld, fehlte in einem Engstinger Haushalt. Dort sei die Terrassentüre mit einem Stein eingeschlagen worden.

Am Mittwoch, zum Prozessauftakt vor dem Amtsgericht Reutlingen, gaben sich die sieben Familienmitglieder – drei weitere sind entweder auf der Flucht oder ausgeliefert – größtenteils zugeknöpft. Vier schwiegen gänzlich, einer wies jede Schuld von sich. Ein junger Familienvater wie auch eine junge Mutter legten dagegen ein Teilgeständnis ab. Sie bestritten jedoch, etwas mit den Wohnungseinbrüchen zu tun zu haben.

Die Frau gab zu, kleinere Ladendiebstähle begangen zu haben. Der Mann räumte Fahrdienste ein. Von den in diesem Zuge erbeuteten Spirituosen habe er jedoch nicht profitiert. Er verwahrte sich gegen den Vorwurf, Teil einer Bande gewesen zu sein. Mit den 150 Euro, die ihm für die Fahrten geboten worden seien, habe er sein Einkommen aufgebessert. 2015 aus Spanien nach Deutschland gekommen, habe er sich zuletzt als Fahrer verdingt und für seine drei Kinder und Frau gesorgt: »Aber es hat nicht gereicht.«

Auch die junge Frau, offenbar weder des Lesens noch des Schreibens mächtig, gab Geldnot als Motiv für die Ladendiebstähle an. Die Nahrungsmittel, darunter ein gefrorenes Hühnchen, sei für ihre beiden Kinder bestimmt gewesen. Nun arbeite sie als Reinigungskraft in einem Tübinger Hotel.

Wegen spärlichen und fehlenden Angaben steht nun eine umfangreiche Beweisaufnahme ins Haus. Dafür hat Amtsrichter Eberhard Hausch zunächst vier Verhandlungstage bis Ende November anberaumt. Ob sie angesichts der Zahl der Beschuldigten und der vorgeworfenen Taten und wegen allfälliger Sprachprobleme ausreichen, wird sich zeigen. (GEA)