TROCHTELFINGEN. Der Trochtelfinger Narrenverein verstand es erneut, mit einem Aufgebot an Tanz, Musik und humorvollen Wortbeiträgen das Publikum mitzureißen. Mit dem feierlichen Einmarsch eröffnete der Narrenrat den großen Bürgerabend am Freitag und Samstag mit aktuellen Songs, textlich auf das »Städtle« und seine Bewohner abgestimmt. Eindrucksvoller Einzug dann des Prinzenpaares Olli I. und Sabrina II. zusammen mit der Prinzengarde und der Verlesung der Proklamation. Auch die Fasnetsbotschaften der einzelnen Redekünstler kamen an. Wie die von Narrenrat Steffen Guhl, der sich als »Büttel« die Erlauchten und aktuelle Themen vornahm. Er wusste Bescheid über die Leidenschaften des Prinzen und seinen Bemühungen um Sabrina. Als Guhl auf Tattoos zu sprechen kam, meinte er: »Ich lass mich nicht tätowieren. Auf einen Ferrari macht man ja auch keinen Aufkleber.«
Ein besonderes Glanzstück und kurzfristig eingefügt war »Onald Dump«. Oliver Freidler persiflierte den US-amerikanischen Präsidenten und präsentierte nach dessen Manier umfassende und außergewöhnliche Maßnahmen für Trochtelfingen. Mit Wortwitz und Satire scherzte er mit dem Publikum, brachte es zum Lachen unter anderem mit markanten Feststellungen wie »Make 's Städtle great again«. Die Bildungspolitik sah er als »really bad« an, regte zudem zur Effizienzsteigerung im Rathaus an und bestrebte die Aufteilung Pfronstettens wegen reichhaltiger Rohstoffe. Reutlinger Bürger sollten nach Tübingen umgesiedelt werden, um somit die Achalmstadt zu revitalisieren und als Urlaubs- und Erholungsort auszubauen. Er bezeichnete Bürgermeisterin Katja Fischer als »a very great leader«, die seine Impulse leicht umzusetzen weiß. So seine Prognose für 2036, wenn die Bürgermeisterin die Olympischen Spiele nach Trochtelfingen holt. Für Moderator Dennis Geisse eine Rakete wert, wie sie die Gäste auch bei den anderen Programmpunkten steigen ließen. Heißt, mit den Füßen auf den Boden stampfen, in die Hände klatschen und auf dem Tisch trommeln.
Ritter Moritz und Graf Eberhard in bester Laune
Narrenmeister Harry Weihbrecht-Betz schlüpfte in die Rolle des Ritterrüstung tragenden »Moritz«, der sich Gedanken um Trochtelfingen machte und Vorschläge zur Stadtentwicklung präsentierte. Die stießen beim Publikum auf großes Interesse, wusste er doch um die Sorgen und Nöte der Städtlesbewohner. Eine davon: die Parkplatzsituation in der Innenstadt samt Politesse. Sein Tipp: eine Fußgängerzone einrichten. Er beleuchtete die Gegebenheiten und Aussichten der Seckachkleinstadt, ging der Jagdverpachtung, der Ärzteversorgung, den vielen Versicherungsagenturen und der Grundsteuer auf den Grund. Engstingens Bürgermeister Mario Storz kommentierte als »Graf Eberhard« humorvoll die politische Lage. Er nahm die Parteienlandschaft aufs Korn und überdachte deren politisches Gehabe. Figuren spielten darin eine Rolle wie der hanseatische Scholzomat, ein Kinderbuch schreibender Wirtschaftsnichtkönner, ein verzockter Taktiker und eine in der Schweiz lebende rechte Patriotin, was seltsam anmute. »Nun kann Merz zeigen, ob er Kanzler und Staatsmann kann«, bemerkt er.
Auch von den »Confettis« und aus den Reihen der Gomba Goischter, Haidkatzen, Bären und Hexen kamen Vorträge zu allseits gegenwärtigen Problemen. So wie unter anderem die Parodie von Chris Reim und Stefanie Cyprianus über »Ernst und Erna und die Zinnhochzeit«, oder besser, wie der Alltag ihrer 33-jährigen Ehe aussieht. Mit präzisen Choreografien, aufwendigen Kostümen und akrobatischen Einlagen beeindruckten die verschiedenen Tanzgruppen der Garde und lösten damit tosenden Applaus aus. Besonders der Showtanz begeisterte mit kreativen und schwungvollen Elementen. Musikalisch sorgte die Stadtkapelle Trochtelfingen unter der Leitung von Christian Folberth für beste Stimmung. Ihre schwungvollen Rhythmen verbanden Tanz und Humor zu einem harmonischen Gesamtbild und ließen die Halle beben.
Fantastische Stimmung unter den Zuschauern
Auch an Ehrungen von äußerst engagierten Mitgliedern war gedacht. Für besondere Verdienste um die Straßenfasnet in Trochtelfingen erhielt Hubert Klingenstein den Orden »Goldener Schreier«. Steffen Guhl war zum ersten Mal vor 22 Jahren als Büttel auf der Bühne zu sehen. Stefanie Cyprianus leitete 11 Jahre die Gruppe Gomba Goischter, Jasmin Haberbosch und Leonie Klein die Kinderprinzengarde und Harro Rudnik die Bürgerabendauftritte der Haidkatzen. Narrenmeister Harry Weihbrecht-Betz und seine Narrenräte zeigten sich höchst zufrieden über die großen Bürgerabende am Wochenende: »Die Stimmung war fantastisch, einmalig! Das Programm hat gepasst, die Zuschauerzahlen waren sehr gut und der Verlauf perfekt. Der Einsatz hat sich wirklich gelohnt.« (GEA)