MÜNSINGEN. Von 1789 bis 1943 bestattete die jüdische Gemeinde in Buttenhausen ihre Toten auf diesem Friedhof, dessen Gelände von den Freiherren von Liebenstein zur Anlage eines Begräbnisplatzes gestiftet worden war. Der von den Juden auch als »Gutort« bezeichnete Friedhof war in der Folgezeit mehrfach erweitert worden. Die Bestattungen endeten während des Zweiten Weltkrieges mit der Auslöschung der jüdischen Gemeinde in Buttenhausen. Der Friedhof jedoch blieb weitgehend unbeschadet erhalten.
Beim unteren Eingang ließ das Regierungspräsidium Tübingen anlässlich der Instandsetzung 1967 einen Gedenkstein errichten. Die Grabstellen der letzten Juden sind unbekannt, sie mussten in aller Eile bei Nacht und Nebel beigesetzt werden. Nach dem Krieg wurden für sie im oberen Bereich des Friedhofs Grabkissensteine gesetzt. Heute ist der Friedhof ein anerkanntes Denkmal jüdischer Kultur. Die meisten Nachkommen der hier beerdigten Juden sind - aufgrund der Vertreibung der Juden im Dritten Reich aus Buttenhausen - entweder verstorben oder sie leben in anderen Teilen der Welt. Die rund 400 Grabsteine mit wandelnder Stilform und vielfältiger Symbolsprache aus nahezu der gesamten Ära jüdischer Geschichte werden deshalb nicht mehr von den Nachfahren gepflegt und erhalten.
Die meisten Grabsteine stammen aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und weisen den Formenschatz historisierender Architektur auf. Die Stadt Münsingen hat sich schon vor Jahren für den Erhalt der Kulturstätte eingesetzt und die allgemeine Pflege des Friedhofs übernommen. Zuvor nahm sich vor allem der ehemalige Ortsvorsteher und Landwirt Walter Ott in Eigeninitiative und mithilfe seiner Kinder lange Zeit der Gräber an.
Stetige Sichtungen
Nach Angaben der Stadtverwaltung werden laufend in Absprache und mit der Unterstützung des Landesdenkmalamts kleine Sicherungsmaßnahmen und Standfestigkeitsprüfungen an den Grabsteinen durchgeführt. Dennoch lässt sich der Verfall der Grabsteine durch Witterungseinflüsse nicht aufhalten.
Deshalb ist nun eine Bestands- und Zustandserfassung für die Restaurierung notwendig, um ein Maßnahmenkonzept für die Instandhaltung zu erstellen. Um dafür eine Landesförderung zu erhalten, müssen die einzelnen Grabmale vorab untersucht und eine Dokumentation samt Sanierungskonzeption erstellt werden. Liegt diese vor, kann ein Förderantrag für die Sanierung der Grabmale beim Denkmalamt gestellt werden. Danach sind diese Vorarbeiten mit bis zu 70 Prozent zuschussfähig.
Allerdings muss die Stadt Münsingen mit rund 30.000 Euro für die Voruntersuchung und Schadenskartierung sowie für die Maßnahmenkonzeption, die Lea Mertens aus Deiningen erstellen wird, in Vorleistung gehen. »Würden wir alle Maßnahmen auf einmal umsetzen, müssten wir dafür rund eine Viertelmillion Euro in die Hand nehmen«, machte Bürgermeister Mike Münzing in der jüngsten Gemeinderatssitzung deutlich. Er betonte, die Stadt leiste einen wichtigen Beitrag zum Erhalt dieser Kulturstätte, um die Erinnerung an das jüdische Leben in Buttenhausen aufrechtzuerhalten. (GEA)