Logo
Aktuell Sport

Gomadingerin arbeitet auf Deutsche Meisterschaften hin

Anna Langöhrig aus Gomadingen ist Landesmeisterin im Vierkampf. Ihr nächstes Ziel sind die Deutschen Meisterschaften in Achern.

Springreiten ist die Lieblingsdisziplin von Anna Langöhrig. Mit ihrer Stute Lia ist sie vergangenen Herbst Landesmeisterin im Vi
Springreiten ist die Lieblingsdisziplin von Anna Langöhrig. Mit ihrer Stute Lia ist sie vergangenen Herbst Landesmeisterin im Vierkampf geworden. Foto: CAROLIN GIESCHKE
Springreiten ist die Lieblingsdisziplin von Anna Langöhrig. Mit ihrer Stute Lia ist sie vergangenen Herbst Landesmeisterin im Vierkampf geworden.
Foto: CAROLIN GIESCHKE

GOMADINGEN. Annas Terminkalender ist voll. Vier bis sechs Mal die Woche ist sie bei ihren Pferden Lia Delicia und Twilight, um zu reiten. Zwei Mal in der Woche geht die 13-Jährige Laufen und etwa ein Mal Schwimmen. Hinzu kommt das Training mit der Voltigiergruppe in Marbach. Und dann wäre da ja auch noch die Schule, für die man was tun muss. Dafür ist dann halt das Kinderzimmer, wie Mutter Angelika Langöhrig lachend erzählt, nicht immer picobello aufgeräumt. Anna liebt Pferde. Seit sie drei Jahre alt ist, sitzt sie im Sattel. Und sie liebt ihre ungewöhnliche Sportart, in der sie im vergangenen Jahr einen großen Erfolg erzielte: Als jüngste Teilnehmerin wurde sie Landesmeisterin im Vierkampf auf A-Niveau.

Vierkampf? Die Sportart ist kaum bekannt, aber aufgrund ihrer Vielseitigkeit extrem herausfordernd. Die Wettkampf-Teilnehmerinnen - Jungs sind tatsächlich eher die Ausnahme - müssen nicht nur gute Reiter, sondern auch fitte Leichtathleten sein. Auf die beiden Prüfungen auf dem Pferd - Dressur und Springen - folgen die Disziplinen Laufen und Schwimmen. Bei Wettkämpfen auf E-Niveau - hier treten bei den Deutschen Meisterschaften nur Jugendliche bis 14 Jahre an - stehen zwei Kilometer Geländelauf und 50 Meter Schwimmen auf der Liste. Im A-Wettbewerb, der nächst höheren Klasse, wird die Laufstrecke für sie auf drei Kilometer aufgestockt, beim Schwimmen bleibt es bei den 50 Metern.

Lieblingsdisziplin ist Springreiten

»Die Dressurprüfung wird am höchsten bewertet«, erklärt Anna, »wenn man da schlecht abschneidet, wird es schwer, den Rückstand über die anderen Disziplinen aufzuholen.« Ihre Lieblingsdisziplin ist allerdings das Springreiten - zum Leidwesen ihrer Mutter Angelika, die beim Landeswettbewerb wahrscheinlich aufgeregter war als die junge Reiterin: »Ich konnte es nicht mit ansehen und habe mich so lange ins Auto gesetzt. Das Springen war so schwer, so viele Stangen sind gefallen und so viele sind ausgeschieden.« Anna war als Letzte an der Reihe - und meisterte die Prüfung gemeinsam mit ihrer Stute Lia mit Bravour.

Mutter und Tochter, Angelika und Anna Langöhrig, teilen die Leidenschaft zum Reiten - und das gemeinsame Pferd Lia.
Mutter und Tochter, Angelika und Anna Langöhrig, teilen die Leidenschaft zum Reiten - und das gemeinsame Pferd Lia. Foto: Marion Schrade
Mutter und Tochter, Angelika und Anna Langöhrig, teilen die Leidenschaft zum Reiten - und das gemeinsame Pferd Lia.
Foto: Marion Schrade

Vierkampf ist ein Jugendwettbewerb: »Bei den Deutschen Meisterschaften dürfen die Teilnehmer maximal 18 Jahre alt sein, bei den Landesmeisterschaften gilt in Baden-Württemberg eine Altersgrenze von 21 Jahren«, erklärt Angelika Langöhrig. Die Anwältin ist selbst passionierte Reiterin mit Turniererfahrung, sie unterstützt ihre Tochter wo sie kann, begleitet sie zum Training und bei Wettkämpfen - vor allem in den Sommermonaten sind die beiden mindestens jedes zweite Wochenende für Turniere auf Achse.

Komplexe Regularien

Die Regularien sind komplex. Während es auf Landesebene Einzelwettbewerbe gibt, wird auf Bundesebene ausschließlich im Team geritten. Die Mannschaft besteht auf E-Niveau aus vier Reitern und vier Pferden. Im A-Wettbewerb wird der Schwierigkeitsgrad erhöht, indem die Zahl der Pferde auf zwei herabgesetzt wird. Nur zwei Pferde? Diese Spielregel macht den Vierkampf noch spannender und anspruchsvoller als er eh schon ist: Die fehlenden beiden Pferde werden von anderen Mannschaften zugelost. Wer als »Fremdreiter« eingesetzt wird, entscheiden Team und Trainer aber schon vorher. Innerhalb von wenigen Minuten muss sich der ausgewählte »Fremdreiter« auf das andere Pferd einstellen und mit ihm die Reitdisziplinen absolvieren. Ausgetragen wird der Bundesvierkampf über drei Tage verteilt, pro Tag sind ein bis zwei Disziplinen zu absolvieren.

»Das Gemeinschaftsgefühl ist cool, das gibt es beim Reiten sonst eher weniger«

Wie das abläuft, weiß Anna schon, sie hat im vergangenen Jahr ihre DM-Premiere im April gefeiert: Annas Team aus Baden-Württemberg kam auf Platz sechs. Als Landesmeisterin 2024 hat sie gute Chancen, auch dieses Jahr einen Startplatz zu bekommen - sicher hat sie ihn aber erst Mitte Februar. Dann steht die Sichtung für die Deutschen Meisterschaften in Achern im Kalender. Anna trainiert, gemeinsam mit rund 20 andere Jugendlichen, im Landeskader. Nicht alle werden bei den Deutschen Meisterschaften antreten: Baden-Württemberg will zwei Teams schicken, also acht plus zwei Ersatzreiter.

Viele Freundinnen im Kader

Bei der Sichtung werden die Kameraden zu Konkurrenten - allerdings nur vorübergehend. Dass der Vierkampf von der Gesamtleistung des Teams lebt, gefällt Anna besonders gut an ihrem Sport. »Das Gemeinschaftsgefühl ist cool, das gibt es beim Reiten sonst eher weniger«, findet sie. Mit etlichen Mädels aus dem Kader ist sie befreundet, mit manchen verbringt sie auch mal ein paar Ferientage. Aufgrund der großen Entfernungen - die Kader-Mitglieder kommen aus Freiburg, Böblingen, Göppingen oder Pforzheim - wird oft alleine trainiert. Größere Zentren für diese Sportart sind in Herbertingen und Jettingen-Sindlingen, dort trifft sich das Team vor den Wettbewerben zu intensiven Trainingscamps.

An eines dieser Wochenenden auf Schloss Sindlingen erinnert sich Anna besonders gut, und wenn sie davon erzählt, schwingt trotz des anstrengenden Stundenplans zwischen den Zeilen auch ein bisschen Schullandheim-Atmosphäre mit. »Um 5.45 Uhr haben wir die Pferde gefüttert, um 6 Uhr war Lauftraining, um 7 Uhr Frühstück und dann ging's aufs Pferd«, berichtet Anna. Lange Abende im gemeinsamen Zimmer mit Quatschen und Spielen gehörten aber genauso dazu wie Erlebnisse, die man nicht vergisst. Das Pferd einer Freundin, erzählt Anna, musste vor dem Füttern ein Medikament einnehmen. Die beiden Mädchen machten sich also schon vor allen anderen auf den Weg vom Schloss zum Stall: »Es war total dunkel und da waren überall Kröten, es war ein bisschen gruselig.« (GEA)