HOHENSTEIN. Strom von den eigenen Dächern: Um möglichst viel Energie selbst und umweltfreundlich zu erzeugen, setzt die Gemeinde Hohenstein große Hoffnungen in die Sonne und deren Kraft. Sie hatte die Klimaschutzagentur Reutlingen damit beauftragt, die Potenziale verschiedener öffentlicher Gebäude zu untersuchen und zu bewerten.
Nico Schneider stellte in der Gemeinderatssitzung die Ergebnisse vor, die laut Bürgermeister Jochen Zeller »Grundlage für künftige Entscheidungen« sein sollen. Wann welche Projekte realisiert werden, ist also noch offen, die Priorisierung hänge von verschiedensten Faktoren ab: von der Haushaltslage genauso wie von der Frage, welches Gebäude den höchsten Eigenbedarf hat oder wo sich die Investitionen am schnellsten amortisieren. Sicher ist – unabhängig von den Untersuchungen der Klimaschutzagentur – dass die Kläranlage eine PV-Anlage aufs Dach bekommt. »Die Mittel dafür haben wir schon dieses Jahr im Haushalt«, so Zeller.
Ausbau-Potenzial, das machte Schneider gleich zu Beginn deutlich, hat die Fotovoltaik in der Region noch jede Menge. Gemeinsam mit den Klimaschutzagenturen der Nachbarkreise Zollernalb und Tübingen hat sich Reutlingen zum Fotovoltaik-Netzwerk Neckar-Alb zusammengeschlossen, um das Thema voranzutreiben.
Im landesweiten Ranking liege die Region Neckar-Alb noch im hinteren Drittel, bewertet wird hier der Zubau in Watt Peak pro Einwohner. Im zweiten Halbjahr 2022 lag die Region Donau-Iller mit 43,7 Watt pro Einwohner auf Platz eins, gefolgt von Bodensee-Oberschwaben (40,7) und dem Nordschwarzwald (33,0). Der Statistik-Wert für Neckar-Alb lag mit 25,4 deutlich dahinter.
Schuldach hat größtes Potenzial
Für Hohenstein hat Schneider alle infrage kommenden Gebäude gesichtet, deren Dachausrichtung bestimmt und erste Ertragsprognosen errechnet. Insgesamt stehen elf Gebäude auf der Liste: Gemeindehaus und Kindergarten in Eglingen, Bauhof, Kindergarten und Rathaus in Ödenwaldstetten, Feuerwehr und Gemeinschaftshaus in Oberstetten, Kindergarten in Bernloch, Kindergarten und Bürgerhaus in Meidelstetten und die Hohensteinschule. Grundsätzlich gilt: Der Strom kann sowohl direkt in den Gebäuden verbraucht als auch ins Netz eingespeist werden.
Alle zusammengenommen, ergäbe sich ein Gesamtpotenzial von 298,87 Kilowatt Peak und ein jährlicher Gesamtertrag von 278.837 Kilowattstunden. Rund zwei Drittel davon entfällt auf die Hohensteinschule. Dass sie eine PV-Anlage auf ihr großes Dach bekommt, ist jetzt schon sicher: Denn mit der Sanierung des Schulbaus (Artikel links oben) geht eine Fotovoltaik-Pflicht einher.
Gemeinderat Georg Steiner fragte nach, ob auch Bürgersolaranlagen vorstellbar seien. Das hänge, so Zeller, vor allem auch von der Größe der Flächen ab. Er verwies auf die PV-Anlage auf dem Dach der Hohensteinhalle: »Die ist komplett über Bürgeranteile finanziert.« Die etwa auf Kindergärten und Dorfgemeinschaftshäusern möglichen Anlagen sind deutlich kleiner. Grundsätzlich sei es auch denkbar, mit Investoren zusammenzuarbeiten, die dann womöglich entsprechende Betreibermodelle anbieten: »Die Gemeinde muss nicht alle Anlagen selbst machen«, betonte Zeller. (GEA)