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Geschichte der Hayinger Narrenzunft wird beim Ringtreffen lebendig

Mit vielen närrischen Freunden hat die Hayinger Narrenzunft am Samstag ihr 55-jähriges Bestehen gefeiert. Dabei ließen die Akteure Geschichte lebendig werden.

Zünfte der VFON kamen zum Ringball in Hayingen zusammen.
Zünfte der VFON kamen zum Ringball in Hayingen zusammen. Foto: Maria Bloching
Zünfte der VFON kamen zum Ringball in Hayingen zusammen.
Foto: Maria Bloching

HAYINGEN. »Gemeinsam feiern – Brauchtum bewahren: Hayingen lebt die Fasnet!« – unter diesem Motto stand das Ringtreffen der VFON (Vereinigung freier oberschwäbischer Narrenzünfte), das am Samstag und Sonntag zahlreiche Höhepunkte bereithielt. Den Auftakt machte ein Jugendnachmittag in der Digelfeldhalle, an dem rund 20 Kinder- und Jugendgruppen der Vereinigung teilnahmen. Im Anschluss gab es eine historische Premiere bei bestem Wetter: Das Fasnetsspiel der Hayinger Narrengeschichte, das beim Kappenturm an einem geschichtsträchtigen Ort dargeboten wurde.

Sprecher Friedemann Benner ließ die Zeit Revue passieren, als Torhüter Kaltmatheis (gespielt von Dietmar Landenberger-Edelburg) für die Sicherheit der Hayinger Bürger verantwortlich war. Die Käther (gespielt von Gitta Schwörer) lenkte ihn mit Getratsche und Wein ab und so merkte Kaltmatheis zu spät, dass Gefahr drohte: Feinde näherten sich dem Stadttor, das nicht verschlossen werden konnte, weil der Eisendorn fehlte.

Kleiner Fehler, große Konsequenzen

In seiner Not behalf sich der Wächter mit einem Dorschen, also einem Strunk aus einem Krautkopf. »No koin Domma an da Deichsel«, freute sich Kaltmatheis über seine Schläue, jedoch nur so lange, bis eine hungrige Geiß dieser Freude ein Ende bereitete. Das »onaidige Loch« steht seither für die Hayinger Fasnet und es will mahnen, dass selbst kleinste Fehler große Konsequenzen haben können.

Nach diesem stimmungsvollen Auftakt zogen die Narren gemeinsam mit der Stadtkapelle zum Rathaus, um dort den Narrenbaum zu stellen. Diese Aufgabe übernahmen die Hecka-Schmecker aus Ehestetten, die Goischder aus Münzdorf und die Gomba Deifl aus Indelhausen. Zuvor jedoch wurde in einem feierlichen Akt die Ringstandarte von der Narrenzunft Altshausen an Hayingen übergeben. Laut Zunftmeister Daniel Knorr »ein Zeichen der Verbundenheit mit der VFON« und ein Beweis dafür, dass die Hayinger Fasnet lebt. Nach dem Narrengottesdienst in der St. Vitus Kirche, der von Pfarrer Sigmund Schänzle zelebriert und vom Chor Hay-Fidelity musikalisch umrahmt wurde, füllte sich die Digelfeldhalle mit vielen geladenen Gästen zum Ringball.

55 Jahre voller Lachen

Daniel Knorr sprach von 55 Jahren Narretei, 55 Jahren voller Lachen, Freude, Geschichten, Freundschaft, Leidenschaft, Herzblut und Menschen, die die Fasnet lebendig halten. Bürgermeisterin Ulrike Holzbrecher ging in ihrer Ansprache auf die Bedeutung der Fasnet ein. Es sei ihr eine Ehre, Teil dieser Tradition zu sein: »Hayingen ist ohne Fasnet nicht vorstellbar«. Am 25. Januar 1970 wurde die Narrenzunft gegründet, doch schon 100 Jahre zuvor gab es närrische Feste. »Fasnet ist Bestandteil der Identität, der lokalen Geschichte, des ehrenamtlichen Engagements, des gesellschaftlichen Zusammenhalts und der Jugendarbeit«, so Holzbrecher. Sie lobte den Einsatz der Narrenzunft bei der langen Vorbereitung dieses Ringtreffens und nun auch bei der Durchführung. Für VFON-Vizepräsident Jörg Ritter ist das Ringtreffen »eine der wichtigsten Zusammenkünfte der Vereinigung«.

Wie weit diese reicht, machte die Begrüßung aller anwesenden Zünfte aus nah und fern deutlich, die gemeinsam auf der Bühne ein buntes Bild abgaben und das Ringlied sangen: »Oberschwaben, Unterland, schöne Alb und Donaustrand, dr Narr hot überall sei Freid, en dr fünfta Johreszeit«. Der Ringball selbst hatte ein abwechslungsreiches und unterhaltsames Programm mit Tänzen und Vorführungen zu bieten. Zu den Höhepunkten zählte der Vortrag von Dietmar Landenberger-Edelburg als Kanzlerkandidat. Wahlkampf mitten in der Fasnet – das habe es noch nie gegeben. Da zwänge sich die Frage auf, wen man denn überhaupt wählen könne angesichts all der Krisen im Land und der »German Angst«. »Die Leute wollen einen Kanzler mit Charme und Herz, aber die CDU schickt Friedrich Merz«.

Ein Jahr nur Fasnet

Da helfe es nur, die VFON in Verantwortung zu nehmen. Er selbst bot sich als Kanzlerkandidat an, dessen erste Amtshandlung darin bestehe, US-Präsident Trump zum größten Narren zu ernennen. Das Präsidium stelle die Minister, Präsident Reinhard Siegle werde Bundestagspräsident. »Älle Hexa, Goischdr, Büttel, Bära ond Rälle send für VFON als Partei, dann isch die German Angst vorbei«. Als Kanzlerkandidat spreche er sich klar für mehr Rabatz im Staat aus, aber auch für mehr Werte: »Nicht nur Macht und Geld zählt. Wir brauchen das ganze Jahr Fasnet, das wäre die Lösung«. Rund um die Halle feierten Narren in der Mega-Partymeile Freinacht und stimmten sich auf den Umzug am Sonntag ein.