SONNENBÜHL. Dass die Gönninger Steige saniert wird, darüber kann jeder nur froh sein. Für Gewerbetreibende in Genkingen bedeutet die Vollsperrung aber auch eine wirtschaftliche Herausforderung. Eine erneute, denn unter anderem der ansässige Bäcker und Tankstellenbetreiber hatten bereits 2020 nicht nur durch die Pandemie und fernbleibende Kunden zu kämpfen, damals wurde der Kanal in einem Teil der Gönninger Straße saniert, die Straße gesperrt.
Außerdem lief zeitgleich die Bestandsaufnahme des Regierungspräsidiums, um die Schäden an der Gönninger Steige zu ermitteln, die dafür ebenfalls eine Woche lang voll gesperrt wurde. Danach kam 2023 die Sanierung des Hangrutsches an der Steige, zusätzlich der Bau des Radwegs zwischen Genkingen und der Abzweigung zum Schloss Lichtenstein. Baustellen, die auch Auswirkungen auf die Einnahmen der Geschäftsleute haben.
»Du hast eine Baustelle vor der Tür, und dann läuft nichts«, sagt Michael Haug. »Trotzdem halten die Sonnenbühler zu uns.« Aber die Zeiten sind schwierig für den Bäcker und auch die Tankstelle in der Gönninger Straße. »Wir sind dankbar über unsere Stammkunden«, sagt Jasmin Chornet Martinez. Und manch einen Touristen, der den Weg über die Roßbergsteige hoch nach Genkingen findet oder über den HW1 wandert. Dennoch sorgt die achtmonatige Sperrung der Gönninger Steige für weniger Laufkundschaft in der Tankstelle und der Bäckerei. Chornet Martinez spricht von einem Verlust von 40 Prozent.
Die Sonntage seien ein Totalausfall, wobei die Kosten und Ausgaben weiterlaufen. »Mehr Personalkosten als Einnahmen«, sagt sie. Deswegen ist die Tankstelle auch in diesem Sommer nur zu den verkürzten Winteröffnungszeiten geöffnet. Es gebe deutlich weniger Impulskäufe zu verzeichnen, bestätigt auch Bäcker Haug. Vor allem morgens und abends kommen weniger Kunden, die schnell einen Kaffee und Gebäck fürs (zweite) Frühstück oder Vesper mitnehmen. Und auch in einer seiner weiteren Filialen in Erpfingen hat das Geschäft nachgelassen, da Menschen aus anderen Gemeinden Sonnenbühl eher um- und gar nicht erst über Undingen, Genkingen und die Umleitung über die Stuhlsteige ins Tal beziehungsweise zurückfahren. Auch Motorradfahrer, die sonst gern die kurvige Steige für ihre Ausfahrten nutzen, bleiben eher fern.
Als die Baustelle auf der Steige im März eingerichtet wurde, hakte es außerdem noch – nicht nur bei der Kommunikation zwischen Behörden, Kommune und Betroffenen: Genkingen wurde durch Absperrbaken quasi abgeriegelt. Die an der Einmündung auf die L 230 von der Stuhlsteige kommend wurde später wenigstens etwas weiter von der Straße Richtung Rabatte gerückt und mit dem Zusatzschild »Bis Ortsende frei« versehen. Und auch die Bake im Ort selbst wanderte vom Standort in Höhe des Rathauses einige Meter weiter die Gönninger Straße hinunter bis hinter die Abzweigung der Schmiedstraße, sodass die Anfahrt zur Bäckerei problemlos möglich ist. Die Tankstelle Sauer hat zusätzlich Hinweisschilder angebracht, dass sie trotz der Sperrung geöffnet und erreichbar ist.

»Man probiert alles, um die Verluste auf- und abzufangen«, sagt Jasmin Chornet Martinez. So eine Straßensperrung gehe aber an die Rücklagen. Ein dreiviertel Jahr könne man noch überstehen. Aber wenn eine erneute Sperrung nötig weden würde, müsse man sich Gedanken machen: Personal reduzieren, Fixkosten senken. Zumal beide Betriebe sowieso schon unter anderem wegen des steigenden Mindestlohns, die Tankstellen außerdem noch wegen des Mobilitätswandels hin zu E-Fahrzeugen unter Druck sind.
Zumindest eine befürchtete erneute Sperrung der Gönninger Steige im kommenden Jahr dürfte nicht eintreten, denn bis November sollen die Arbeiter mit der Sanierung fertig werden. (GEA)