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Generationswechsel bei der Narrenzunft »Rälle Zwiefalten«

Die Narrenzunft »Rälle Zwiefalten« stellt sich neu auf und macht sich zukunftsfähig: Mit der Wahl von neuen Zunftmeistern findet ein kompletter Generationswechsel statt.

Generationswechsel an der Spitze der Narrenzunft »Rälle« Zwiefalten: Tony Winter und Jochen Fundel hören als Zunftmeister auf,
Generationswechsel an der Spitze der Narrenzunft »Rälle« Zwiefalten: Tony Winter und Jochen Fundel hören als Zunftmeister auf, Stefan Schmid, Lukas Fundel und Niklas Karg (von links) rücken nach. Foto: Maria Bloching
Generationswechsel an der Spitze der Narrenzunft »Rälle« Zwiefalten: Tony Winter und Jochen Fundel hören als Zunftmeister auf, Stefan Schmid, Lukas Fundel und Niklas Karg (von links) rücken nach.
Foto: Maria Bloching

ZWIEFALTEN. Wer sich in Zwiefalten bei der Narrenzunft »Rälle« engagiert, dem wurde die Fasnet bereits in die Wiege gelegt. So waren Zunftmeister Jochen Fundel und sein Stellvertreter Tony Winter lange närrisch aktiv, bevor sie vor 20 Jahren an die Spitze der Narrenzunft gewählt wurden. Jochen Fundel war sogar 1994 Burggraf und somit höchster Repräsentant der Zwiefalter Fasnet. 2005 wurde er zum Zunftmeister gewählt und übernahm das Amt von Franz Hermanutz, der es ebenso wie er selbst 20 Jahre lang innehatte. »Allerdings war Hermanutz bei seiner Wahl 53 Jahre alt. Ich höre mit 52 Jahren auf«, so Fundel. Auch damals wurde die komplette Führungsriege deutlich verjüngt: 1997 rückten Andi Schmid und Klaus Fischer in den Zunftrat, Schmid war von 2000 bis 2020 stellvertretender Zunftmeister.

Den damals jungen Zunftmeistern war klar: »Wenn wir es machen, dann so, wie wir es uns vorstellen.« Franz Hermanutz zog sich zurück und wurde Ehrenzunftmeister, das neue Führungstrio Fundel, Winter und Schmid übernahm das Kommando, stellte sich zusammen der Verantwortung und weckte die Narrenzunft aus dem Dornröschenschlaf. »Wir waren wirklich motiviert, merkten aber ganz schnell: Die Fasnet geht nicht nur vom 6. Januar bis Aschermittwoch. Als Zunftmeister hat man das ganze Jahr über viel zu tun, man muss sich auch immer wieder unterschiedlicher Kritik stellen«, erklärt Fundel. Von der »brutalsten Erfahrung mit persönlichen Anfeindungen« während seiner Amtszeit spricht Tony Winter, wenn er an den damals einstimmigen Beschluss des Zunftrats denkt, 2013 eine schnapsfreie Fasnet einzuführen. Nach drei Saisons war das Experiment auf großen Druck hin bereits wieder beendet. »Wir dachten, dass das ein Trend werden könnte und wollten in der Region vorangehen. Es war gut gemeint, aber die Zustimmung bröckelte und so haben wir neu und dagegen abgestimmt«, sagt Fundel.

150 Leihhäser

Vieles musste während der vergangenen 20 Jahre bewältigt, organisiert und durchgeführt werden, so etwa 2009 das Ringtreffen zum 90-jährigen Bestehen der Narrenzunft oder 2015 das Freundschaftstreffen »250 Jahre Fasnet Zwiefalten«. Dann kam Corona und stellte auch die »Rälle«-Zunft vor große Herausforderungen, die man mit Youtube-Zunftball und Fasnetskörble für zu Hause sowie mit Fasnet im Freien auf dem Marktplatz sehr gut meisterte. 2020 wurde mit dem Umbau der Hässtube in der Gerberstraße in einem alten Maurergeschäft begonnen, die Einweihung folgte 2022. »Das war für uns ein Glücksfall. Wir dürfen zwei Stockwerke des Hauses der Gemeinde mietfrei nutzen, haben es deshalb selbst auf Vordermann gebracht.«

Denn die vielen, auf Betreiben des Zunftrates neu angeschafften Leihhäser mussten anständig untergebracht werden. Rund 150 Häser – Rälle, Gockel, Hansel und Bär - können dadurch seit 2018 an die insgesamt rund 600 aktive Vereinsmitglieder ausgeliehen werden. »Uns war es wichtig, dass alle, die auf die Fasnet wollen, auch die Möglichkeit dazu erhalten«, sagt Fundel und verweist auf die Riesenanzahl an Kinderhäser, die gut angenommen werden.

Auch die Einführung von Arbeitseinsätzen für alle Hästräger hat sich bewährt: »Wer Laufbändel will, muss dafür etwas tun.« Rückblickend ziehen Jochen Fundel und Tony Winter eine gute Bilanz: »Unser Verein war bei der Übernahme der Verantwortung durch uns vor 20 Jahren nicht auf Rosen gebettet. Nun verfügt er über ein solides finanzielles Vermögen mit eigener Hässtube und rund 150 Leihhäsern.« Damit das auch in Zukunft so bleibt, wurde bereits vor einigen Jahren die Nachfolge in den Fokus genommen. »Jetzt können wir mit gutem Gewissen den Staffelstab übergeben«, ist sich Fundel sicher.

2029 steht die große 100-Jahr-Feier an

Am 11. November ist Jahreshauptversammlung, dann stehen mit Stefan Schmid, Lukas Fundel und Niklas Karg drei engagierte und leidenschaftliche Narren als Zunftmeister zur Wahl. Denn im Jahr 2029 feiert die Narrenzunft »Rälle« ihr 100-jähriges Bestehen und die Vereinigung VFON ihr 60-jähriges Bestehen mit einem großen Ringtreffen in Zwiefalten. »Der neue Zunftrat muss im nächsten Jahr mit den Planungen beginnen. Deshalb kommt dieser Generationswechsel jetzt genau richtig«, ist sich Jochen Fundel sicher.

Stefan Schmid ist 37 Jahre alt und seit 25 Jahren bei der Zwiefalter Fasnet aktiv. Er spielte im Fanfarenzug, stand lange auf der Zunftballbühne, gewann zweimal die Bruddel-Supp, war Vorsitzender des Fördervereins, sitzt seit 2012 im Zunftrat und ist 2021 als stellvertretender Zunftmeister für den ausscheidenden Andi Schmid nachgerückt. Jetzt will er Zunftmeister werden. Als Stellvertreter stellt sich der 35-jährige Lukas Fundel zur Wahl. Schon im Kinderwagen nahm er an der Zwiefalter Fasnet teil, er war Gockel und Fahnenschwinger der TSG, ist seit sieben Jahren Mitglied im Zunftrat und seit 2021 Vorsitzender des Fördervereins.

Auch Niklas Karg, 28 Jahre alt, will stellvertretender Zunftmeister werden. 2018 zog er in den Zunftrat ein, 2019 war er Burggraf, auch im Rällehäs und als Trommler im Fanfarenzug nahm der gebürtige Bad Waldseer an der Zwiefalter Fasnet teil. »Wir übernehmen einen geordneten, gut aufgestellten Verein«, freut sich Stefan Schmid. Wichtig ist es der jüngeren Generation, das Thema Digitalisierung voranzutreiben, sich Neuem nicht zu verschließen, ohne dabei die Traditionen zu vernachlässigen: »Die Hausfasnet zeichnet Zwiefalten aus, daran werden wir festhalten«, verspricht Niklas Karg. Das Führungstrio hat bereits vor einem halben Jahr das operative Geschäft übernommen: »So können wir einen fließenden Übergang garantieren«, meint Jochen Fundel. Er und Tony Winter werden dem Verein erhalten bleiben: »Wir wollen nach wie vor aktiv sein«, versprechen sie. (GEA)