ST. JOHANN. Wer sitzt in den kommenden fünf Jahren im Gemeinderat? Diese Frage stellt sich nicht nur in St. Johann, sondern im ganzen Land: Am Sonntag, 9. Juni, ist Kommunalwahl. Menschen zu finden, die Politik nicht nur am Stammtisch machen, sondern selbst aktiv und ernsthaft mitgestalten wollen, ist allerdings gar nicht so einfach. Fast bei jeder Wahl ist es so, dass jemand, der bisher im Gemeinderat war, aufhören will – ob nun altershalber oder aus anderen, persönlichen oder beruflichen, Gründen.
Wie lassen sich die Lücken schließen und die Listen füllen, damit die Bürger am 9. Juni auch eine echte Wahl haben? Mit dieser Frage gehen die in der Kommunalpolitik aktiven Gruppierungen unterschiedlich um. Die vier im St. Johanner Gemeinderat vertretenen Listen haben sich dafür entschieden, nicht gegen-, sondern miteinander zu arbeiten: Am heutigen Freitag, 23. Februar, sind alle, die sich für Kommunalpolitik interessieren, zu einer Informationsveranstaltung nach Gächingen eingeladen. Los geht’s um 19 Uhr im Gasthaus Hirsch.
Ingrid Eißler-Bimek von der Offenen Bürgerliste (OBL), die auch erste Stellvertreterin des Bürgermeisters ist, wird zu Beginn aus ihrer langjährigen Erfahrung als Gemeinderätin berichten. »Es werden außerdem Vertreter aller Listen anwesend sein, die im Gespräch mit den Gästen ebenfalls von ihrer Arbeit im Gremium erzählen können und die gerne Fragen beantworten«, informiert Manuela Wendler auf GEA-Anfrage. Sie sitzt für die Neue Liste im Gemeinderat, spricht grundsätzlich aber für alle Gruppierungen.
Denn was die gemeinsame Veranstaltung angeht, herrscht Konsens: »Wir wollen neue Leute für die Kommunalpolitik gewinnen, gerne auch jüngere.« Sie ermuntert die St. Johanner, einfach mal vorbeizuschauen – in aller Unverbindlichkeit: »Niemand muss Angst haben, dass er was unterschreiben muss«, sagt Manuela Wendler. Auch wer nur mal hören möchte, was der Gemeinderat eigentlich genau macht, ist willkommen – ob er oder sie sich eine Kandidatur vorstellen kann, steht dann auf einem anderen Blatt. Aufstellen lassen können sich St. Johanner Bürger ab 16 Jahren.
Die Idee, dass nicht jede Liste ihre eigene Veranstaltung macht, sondern eine gemeinsame, haben die St. Johanner von ihren Nachbarn in Eningen übernommen. »Wir haben eine vertrauensvolle Zusammenarbeit und fühlen uns durchaus als Einheit«, sagt Manuela Wendler. In St. Johann gibt es vier Listen: die Neue Liste (NL), die Freie Wählervereinigung (FWV), die Offene Bürgerliste (OBL) und WIR für St. Johann.
Respektvoll, aber auch kontrovers
Letztere wird – im Gegensatz zu den anderen drei – in der nun zu Ende gehenden Amtszeit von einem Einzelkämpfer im Gremium repräsentiert: Markus Maibrink. Er sagt: »Was uns über die Listen hinweg eint, ist, dass wir uns gegenseitig respektieren.« Unterschiedliche Ansätze und Ansichten gebe es zwischen den Fraktionen durchaus, aber: »Wir sind alle gewillt, das Beste für St. Johann zu erwirken.« Die Veranstaltung richte sich auch an Leute, »die noch gar nicht so genau wissen, was der Gemeinderat eigentlich macht«, meint er.
Es gehe aber durchaus auch darum, die Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Listen aufzuzeigen. Die einzelnen Listen aufrecht zu erhalten und eben keine Einheitsliste zu bilden, hält er für richtig: »Listen repräsentieren die Meinungsvielfalt, eine Einheitsliste würde die Politikverdrossenheit nur noch mehr verstärken«, glaubt er. Dass die Zugehörigkeit zu einer Liste nicht automatisch bedeutet, dass deren Mitglieder immer auf einer Linie sein müssen, hat beispielsweise die Diskussion um die Werkrealschule gezeigt: Innerhalb der Listen herrschte nicht durchweg Konsens – umgekehrt waren sich Mandatsträger über Listengrenzen hinweg inhaltlich einig.
Wie geht’s nach der Veranstaltung weiter? Die einzelnen Listen werden bei ihren Aufstellungsversammlungen festlegen, welche Namen auf dem Wahlzettel stehen werden. Der Termin der Neuen Liste beispielsweise steht schon fest, er ist am 11. März. Der Stichtag, zu dem die Listen ihre Wahlvorschläge einreichen müssen, ist verbindlich: Deadline ist am 28. März um 18 Uhr, teilt Daniela Brändle von der Gemeindeverwaltung mit. Dann wird der Gemeindewahlausschuss die Vorschläge prüfen und öffentlich machen. (ma)