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Aktuell Tourismus

Gefragtes Urlaubsziel: Sonnenbühl

Die Gemeinde hat viel zu bieten. Ein Profi wird sich ab Herbst um die touristischen Angebote kümmern

Wer Natur und Ruhe sucht, ist in Sonnenbühl richtig. Aber die Gemeinde hat touristisch noch viel mehr zu bieten.  FOTOS: FISCHER
Wer Natur und Ruhe sucht, ist in Sonnenbühl richtig. Aber die Gemeinde hat touristisch noch viel mehr zu bieten. Foto: Cordula Fischer
Wer Natur und Ruhe sucht, ist in Sonnenbühl richtig. Aber die Gemeinde hat touristisch noch viel mehr zu bieten.
Foto: Cordula Fischer

SONNENBÜHL. Bei Urlaubern und Ausflüglern ist Sonnenbühl beliebt. Das belegen die Übernachtungszahlen für das Jahr 2019, die im Vergleich zum Vorjahr noch einmal gestiegen sind. Nicht nur die Schauhöhlen, der Freizeitpark Traumland und andere touristische Angebote machen die Gemeinde attraktiv. Auch die Lage am Albtrauf, die Natur rund um Sonnenbühl sind es, die die Gäste anlocken. Trotzdem gibt es Optimierungsbedarf. Dafür wird die Gemeinde einen Profi einstellen. Die Stelle war ausgeschrieben, das Bewerbungsverfahren läuft. Der neue Touristiker soll im Herbst seine Arbeit beginnen. Endlich – so die Meinung der Mitglieder des Tourismusvereins, die eine solche Leitungsstelle im Bereich Tourismus seit mehr als zehn Jahren fordern.

Corona hat in Sonnenbühl alle touristischen Aktivitäten zum Erliegen gebracht. Das war an unterschiedlichen Stellen zu spüren: Hotels geschlossen, Ferienwohnungen verwaist, Höhlen zu, Freizeitpark dicht, die Saison im Ostereimuseum gestrichen. Selbst an der Tankstelle in Genkingen waren die Auswirkungen zu spüren: »Die Gästeströme sind zusammengebrochen, ab Mitte März ist der Umsatz rapide gesunken«, berichtet Thomas Sauer. Kaum jemand verirrte sich wegen der Ausgangsbeschränkungen nach Sonnenbühl, auch der Urlaub in den Osterferien war gestrichen.

Der Bärenbrunnen auf dem Marktplatz in Erpfingen.
Der Bärenbrunnen auf dem Marktplatz in Erpfingen. Foto: Cordula Fischer
Der Bärenbrunnen auf dem Marktplatz in Erpfingen.
Foto: Cordula Fischer

Erst mit schönerem Wetter kamen zumindest wieder Ausflügler und Tagestouristen auf die Alb. »Daran sieht man, wie abhängig man vom Tourismus ist«, sagt der Tankstellenbetreiber. Und wer im Homeoffice arbeitete, musste weder tanken noch sich für Frühstück oder Vesper am Arbeitsplatz mit Backwaren versorgen. Das bestätigt Konditormeisterin Birgit Haug von der gleichnamigen Sonnenbühler Bäckerei. 30 Prozent weniger Kunden habe sie in dieser Zeit verzeichnet, darunter eben auch Touristen.

»Wenn wir Glück haben, kommen wir in diesem Jahr auf 100 000 Besucher«

Das Traumland ist ein Saisonbetrieb. Betreiber Tobias Ehe konnte den Freizeitpark im April erst gar nicht öffnen – da lagen schon fünf Monate ohne Einnahmen hinter ihm. Jedes Jahr kommen mehr als 200 000 Besucher in die Freizeiteinrichtung auf dem Höllenberg bei Erpfingen. »Wenn wir Glück haben, kommen wir in diesem Jahr auf 100 000«, blickt er vorsichtig in die Zukunft. Eine Zahl, wie sie vor zehn Jahren üblich war. Nicht nur Familien und Touristen gehören zur Klientel, sondern auch Schulklassen, und deren Ausflüge sind gecancelt. Seit dem 29. Mai läuft der Betrieb wieder, täglich erhalte aber nur ein Drittel der sonst normalen Besuchermenge Zutritt. Das bedeutet hohe Einnahmeverluste, zudem musste investiert werden, allein »7 000 bis 10 000 Euro für Materialkosten«, sagt Tobias Ehe, um die Corona-Auflagen zu erfüllen. Dazu kommen noch die Abgaben für die Online-Tickets, die der Freizeitpark zahlen muss. Man habe außerdem einen Kredit in siebenstelliger Höhe aufnehmen müssen.

Eine Übersicht über den Grenzgängerweg mit der Burg Hohenerpfingen.
Eine Übersicht über den Grenzgängerweg mit der Burg Hohenerpfingen. Foto: Cordula Fischer
Eine Übersicht über den Grenzgängerweg mit der Burg Hohenerpfingen.
Foto: Cordula Fischer

Natürlich war auch die Gastronomie und Hotellerie von der Corona-Zwangspause betroffen. Ab 19. März war »der Umsatz gleich null«, sagt Gerd Windhösel vom Romantik-Hotel und Restaurant Hirsch in Erpfingen. Und das, obwohl gerade erst die umsatzschwachen Monate – vom 6. Januar bis 14 Tage vor Ostern – fast überwunden waren. Mit »Hirsch to go«, Gerichten zum Mitnehmen, hat der Gastronom zwar seinen Betrieb weiter am Laufen gehalten. »Ich hätte nicht gedacht, dass das so erfolgreich ist.« Aber finanziell konnte das natürlich nicht einbringen, was sonst üblicherweise auf der Haben-Seite steht. »Aber mental hat uns das geholfen, die Solidaritätsbekundungen unserer Gäste haben uns als Familie gut getan.« Seit dem 15. Mai kann Windhösel das Restaurant, seit dem 29. Mai das Hotel wieder betreiben, und auch hier sei er vom Zuspruch positiv überrascht. Allerdings ist der Aufwand groß, um alle Corona-Auflagen erfüllen zu können.

Am 29. Mai haben die gemeindeeigenen touristischen Angebote wie Bären- und Nebelhöhle wieder geöffnet. Obwohl das Nebelhöhlenfest an Pfingsten – immer ein Besuchermagnet und eines der größten regionalen Volksfeste – ausgefallen war, konnte die Tourist-Info in den ersten Tagen dennoch 3 500 Besucher verzeichnen, auch das Gästeaufkommen in der Bärenhöhle sei zufriedenstellend, erklärt Ute Hailfinger.

Gleichwohl sei die Jugendherberge nach wie vor geschlossen, im Feriendorf Sonnenmatte haben viele Gruppen ihren Aufenthalt verschoben, hier sei die Nachfrage nach Unterkünften in den Sommerferien aber stark. Das Ostereimuseum bleibt in diesem Jahr komplett dicht. »Jetzt noch die Saison zu eröffnen, macht keinen Sinn«, sagt Bürgermeister Uwe Morgenstern. Somit wird es auch die geplante Ausstellung zum 200. Geburtstag des Erpfingers Johann Ludwig Schneller, die die Gemeinde, die evangelischen Kirchengemeinden in Sonnenbühl und die Evangelische Landeskirche in Württemberg in Kooperation zeigen wollten, erst 2021 zu sehen geben.

Der Tourismus in Sonnenbühl ist ein wichtiges Standbein, das Einnahmen in Gastronomie und Handel generiert. Im Jahr 2019 stieg die Anzahl der Ankünfte in der Gemeinde um 1 266 auf 36 093. Zudem gab es im Jahresvergleich erneut einen Zuwachs bei den Übernachtungen von 102 627 auf 103 654, was weiterhin Platz drei im Landkreis hinter den Städten Bad Urach und Reutlingen bedeutet. Die durchschnittliche Auslastung der Schlafgelegenheiten (1 264) erhöhte sich damit im vergangenen Jahr um 0,4 auf 22,7 Prozent. 1 470 Gäste mit 3 627 Übernachtungen kamen aus dem Ausland. So die Bilanz des Tourismusvereins. Eine Bilanz, die in diesem Jahr wohl kaum wiederholt geschweige denn übertroffen werden wird. Auch wenn das Geschäft mittlerweile wieder angelaufen ist.

»Wir haben eine hohe Anzahl an qualifizierten Bewerbungen«

Fakt ist: Die Besucherzahlen in der Bärenhöhle sind seit Jahren nicht stabil, und im Ostereimuseum gibt es eher einen rückläufigen Trend als einen Besucherboom. Es besteht Handlungsbedarf – nicht nur für den Eigenbetrieb Fremdenverkehr und nicht erst in und seit Corona-Zeiten. Ein Profi muss her, der das Tourismusgeschäft kräftig ankurbelt. »Seit gut einem Jahrzehnt hatte der Tourismusverein bereits eine Stelle im Rathaus gefordert, die das Heft des Handelns für alle touristischen Aktivitäten in der Hand hält und koordiniert. Das mittelfristige Ziel sollte sein, dass der Betrieb der gemeindeeigenen touristischen Infrastruktur wieder kostendeckend erfolgt, damit mehr Geld investiert werden kann. Dafür müssen in einem ersten Schritt die Konzeptionen der Schauhöhlen und des Ostereimuseums optimiert und zusätzlich das Augenmerk auf bereits bestehende Einrichtungen für kulturelle und musikalische Veranstaltungen, wie zum Beispiel den Kurgarten, gerichtet werden«, sagt der Vorsitzende Manuel Hailfinger.

Wieder geöffnet: Die Monate, die der Freizeitpark Traumland geschlossen bleiben musste, lassen sich nicht wieder aufholen.
Wieder geöffnet: Die Monate, die der Freizeitpark Traumland geschlossen bleiben musste, lassen sich nicht wieder aufholen. Foto: Cordula Fischer
Wieder geöffnet: Die Monate, die der Freizeitpark Traumland geschlossen bleiben musste, lassen sich nicht wieder aufholen.
Foto: Cordula Fischer

Im Februar hatte die Gemeinde eine solche Stelle nun endlich ausgeschrieben. »Wir haben eine hohe Anzahl an qualifizierten Bewerbungen aus dem gesamten Bundesgebiet«, sagt Bürgermeister Uwe Morgenstern. Auch wenn das Verfahren coronabedingt zwei Monate auf Eis lag und die Gemeinde trotz der Liquiditätshilfen des Landes in diesem Jahr genau prüfen muss, in welche Projekte außer den Pflichtaufgaben sie investiert, sichert der Gemeindechef zu: »Diese Stelle steht nicht auf dem Prüfstand.« Besetzt werden soll sie im Herbst. »Ich bin sehr froh über diese Aussage«, sagt Manuel Hailfinger. Auch die anderen Mitglieder des Vereins freut diese Nachricht.

Allerdings gibt es noch offene Fragen zum künftigen Tourismuschef, die Gerd Windhösel aufwirft: »Mit welcher Kompetenz wird er ausgestattet und mit welchem Etat? Ohne Etat wird er nichts bewirken können.« Diese Frage zu beantworten, ist es noch nicht an der Zeit. Aber die Hoffnung ist, dass Sonnenbühl sein Profil als Urlaubs- und Reiseziel auf der Schwäbischen Alb schärfen, stärker auf sich aufmerksam machen kann. Ein Konzept, Werbung, Messeauftritte, Vernetzung – all dies und mehr soll die Gemeinde touristisch voranbringen. Auch der Beitritt zum Biosphärengebiet Schwäbische Alb könnte zuträglich sein. »Wir stehen auf der Liste der Bewerber«, sagt Morgenstern.

Die Zeichen für den Tourismus in Sonnenbühl mit seinen Attraktionen, der einzigartigen Lage am Albtrauf und mit der die Gemeinde umgebenden Natur stehen gut. Vielleicht sogar wegen Corona, wenn die Menschen auf Flugreisen ins Ausland verzichten und auf Urlaub in Deutschland setzen. »Wir müssen aus der Situation etwas Positives machen«, sagt Gerd Windhösel. Wie so oft im Leben kann eine Krise auch eine Chance bedeuten. (GEA)