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Gardetanz und politische Parodien beim Bürgerball in Trochtelfingen

Gardetanz und Prinzenpaar, Parodien auf die Kommunalpolitik und viel Musik: Bürgerball in Trochtelfingen

Riesigen Spaß hatten beim Bürgerball in der Werdenberghalle wirklich alle – auf der Bühne genauso wie im Publikum.  FOTOS: RUOF
Riesigen Spaß hatten beim Bürgerball in der Werdenberghalle wirklich alle – auf der Bühne genauso wie im Publikum. FOTOS: RUOF
Riesigen Spaß hatten beim Bürgerball in der Werdenberghalle wirklich alle – auf der Bühne genauso wie im Publikum. FOTOS: RUOF

TROCHTELFINGEN. Ausnahmezustand in Trochtelfingen! Sechs Tage lang sind in dem Städtchen die Narren los. Mit der Machtübernahme der Narren auf dem Rathausplatz am Schmotzigen Donnerstag fing es an, am Freitag setzten die Hexen, Bären, Schreier, Zigeuner, Hansele Haidkatzen und Gombagoischter in der ausverkauften Eberhard-von-Werdenberg-Halle, angeführt vom Narrenmeister Harry Weihbrecht-Betz, die Feier-Orgie fort und Ruhe kehrt erst am Dienstagabend mit der Hexenverbrennung ein.

»Die monatelangen Vorbereitungen zahlen sich aus, jetzt hoffen alle auf euren Applaus«, stimmte nach dem Einmarsch der Tollitäten Prinz Ferdinand I., im bürgerlichen Leben Ferdinand Heinzelmann und Melissa I. (Melissa Schaich) die Halle ein: »Seid opferbereit ond en dr Plicht, wenn oiner et do ist, trenkat für en mit«, fuhr er fort und mit einem dreifachen »Schrei-Au« wurde das Motto kräftig unterstützt.

Ohne Niesler keine Skandale

»Schreier« war von alters her der Neckname der Trochtelfinger. Anscheinend waren sie dafür bekannt, sich vor der Obrigkeit sowie in Haus, Hof und Feld nur mittels Geschrei ihr Recht zu verschaffen. Dies soll den »Städtlemern« bei ihren Nachbarn den Namen »Schreier« eingebracht haben.

Gelungen war die Mischung aus Wortbeiträgen und Tanzvorführungen von der Kinderprinzengarde über die Mittlere Garde bis zur Prinzengarde, bei denen besonders die Jüngsten auf großen Beifall durchs Publikum hoffen durften. Erster Höhepunkt war wie jedes Jahr der Auftritt des Narrenmeisters Harry Weihbrecht-Betz als Ritter Moritz. Auf seinem Sockel am Stadtbrunnen stehend nahm er wie immer die kommunalpolitischen Ereignisse aufs Korn. Fast schon traurig konstatierte Moritz, dass mit dem Ende von Bürgermeister Christoph Nieslers Amtszeit keine Skandale und Fettnäpfchen mehr zu vermelden seien: »Die neue Bürgermeisterin ischd fast scho langweilig.«

Zu kritteln fand er dann doch noch, dass die Pro-Kopf-Verschuldung über dem Landesdurchschnitt liege, dafür aber in der Gemeinde jetzt ein E-Auto zum Car-Sharing bereitstehe. »Damit ist Kaiser Wilhelms Aussage ›Ich glaube an das Pferd‹ eindeutig widerlegt.« Wenn der Ruf »Bekanntmachung« durch die Halle schallt, ist der Büttel im Anmarsch: der stellvertretende Narrenmeister Steffen Guhl. Witzig und hintersinnig kommt er daher. Mit seiner Schelle sinniert er über den Fachkräftemangel und stellt fest: »Aus Liebe macht mer komische Sacha, manche heirated sogar.« »Ernst und Erna« von den Gomba-Goischtern strapazierten die Lachmuskeln mit ihrem Sketch über das Beamtentum als Träger der Nation, bei denen einer »träger« als der andere seiner Arbeit nachgeht.

Hoch politisch wurde es, als Graf Eberhard aus seinem Grabe stieg. Ihm war die Ampelkoalition mit seinem Spitzenpersonal ein echter Dorn im Auge: Angefangen beim Kanzler Olaf Scholz, an dem alles wie an Teflon abprallt oder Wirtschaftsminister Robert Habeck, der die Wirtschaft ruiniert, schlussendlich Finanzminister Christian Lindner, der beim Haushaltsrechnen einige Milliarden vergisst. »So richtig sauer ist zur Zeit jedoch der deutsche Bauer, statt im Stall zu schwitzen, muss er im Büro sitzen.« Tosenden Beifall gab es für diese gereimte Umschreibung der Bauern-Bürokratie durch den legendären Grafen. Aufgespießt wurden vom ihm aber auch die zunehmenden antisemitischen Phrasen, die er genauso verurteilte wie falsch gelebte Toleranz. Sein Appell gegen die AfD und an die Demokraten gerichtet lautet zum Schluss: »Tut jetzt eure Pflicht, dann brauchts die Extremisten nicht.« Musikalisch wurde es mit den »Konfettis«. »Es lebe der Sport« sangen sie unter der Leitung von Ingeborg Schneider und Martina Binus. Zu fetzigen Rhythmen bewegten sich anschließend die Haidkatzen unter Harro Rudnick beim »Stammtisch im Ochsen«.

Bernd Schmid und Uwe Blaser demonstrierten, welche Wortspiele und Verwirrungen das Thema Wetter möglich macht. Und mit ihrem Umblätter-Programm animierten sie das Publikum zum Mitsingen des Klassikers »Marmor, Stein und Eisen bricht.« Schon auf Mitternacht zu ging es, als die Hexen und die Bären die Bühne rockten. Mit dem Showtanz der Prinzengarde und dem Finale »Guadnander mitnacht« von Dennis Geisse klang der offizielle Teil aus. (ber)