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Gammertinger Hallenbad wird mit Bundesmitteln von Grund auf saniert

Gammertingen erhält einen millionenschweren Bundeszuschuss für die grundlegende Sanierung des beliebten Alb-Lauchert-Hallenbads.

Die Alb-Lauchert-Schwimmhalle wird runderneuert, der Charme soll erhalten bleiben.
Die Alb-Lauchert-Schwimmhalle wird runderneuert, der Charme soll erhalten bleiben. Foto: Stadt Gammertingen
Die Alb-Lauchert-Schwimmhalle wird runderneuert, der Charme soll erhalten bleiben.
Foto: Stadt Gammertingen

GAMMERTINGEN. Das Deckblatt des Haushaltsplans 2023 zierte ein Symbolbild: Ein Spritztier, das in Bälde am Rande des Kinderschwimmbeckens der Alb-Lauchert-Schwimmhalle stehen sollte, erzählte Kämmerer Siegfried Hagg im am Dienstagabend Gemeinderat. Die Sanierung hat sich verzögert, Grund war ein neu aufgelegtes Förderprogramm des Bundes mit dem sperrigen Titel »Sanierung kommunaler Einrichtungen in den Bereichen Sport, Jugend und Kultur«. 400 Millionen Euro hat der Bund bereitgestellt, für »investive Projekte mit besonderer regionaler und überregionaler Bedeutung«, insbesondere für Sportstätten und Schwimmbäder. Das könnte passen, hatte sich Hagg gedacht, und sich mit Unterstützung des Architekturbüros Supper Heinemann und der Fachplaner von IBP Knaus Zentner in die Schlacht um die Fördermittel gestürzt.

Es hat sich gelohnt, die Förderzusage ist da, 1.225.500 Euro gehen nach Gammertingen. Die insgesamt 400 Millionen Euro wurden auf 60 Kommunen im Bundesgebiet verteilt, Gemeinden in einer Größenordnung von Gammertingen sind sonst nicht dabei. »Wir sind die absolute Ausnahme«, sagte Hagg, »sonst kommen eher Städte wie Leipzig oder Köln zum Zuge.« Das liege wohl auch daran, dass größere Kommunen das Personal haben, um das komplexe Prozedere zu bewältigen. »Es ist das komplizierteste Förderprogramm, das wir je auf dem Tisch hatten«, sagte Architektin Margit Supper.

Sanierungsbedarf im Untergrund

Mir der Förderung verbunden sind bestimmte Anforderungen, das Projekt wird teurer, als ursprünglich geschätzt. Vor allem auf Umweltgesichtspunkte wird Wert gelegt, zum Beispiel durch eine bessere Außendämmung oder hochwertigere Türen und Fenster. Und wie es bei einem Altbau halt so ist, tauchten beim Blick hinter die Fassaden neue Baustellen auf. Das feucht-warme Klima in einem Schwimmbad setzt dem Material zu, ebenso die Reinigung mit Schlauch und Dampfstrahler.

Ursprünglich war angedacht, die Halle in kleineren haushaltsverträglichen Häppchen auf Stand zu bringen. Nun wird es eben ein einziges, umfassendes Projekt. Auch wenn die Kostensteigerungen die Freude über den Zuwendungsbescheid schmälerten, wie Rat Gerhard Jaudas feststellte: Der Gemeinderat stimmte zu, die Ausschreibungen auf den Weg zu bringen. »Alles oder nichts«, meinte Rat Wolfgang Lieb. Nach 50 Jahren Betrieb und 10 Jahren Sanierungsstau werde es ein »neues Schwimmbad«. Es brächte ja nichts, jetzt neue Fliesen zu verlegen, die in ein paar Jahren wegen einer defekten Fußbodenheizung wieder herausgerissen werden müssten. Insgesamt wird die Maßnahme jetzt 3,28 Millionen Euro kosten. Neben den Bundesmitteln rechnet Hagg mit 270.000 Euro aus dem Ausgleichsstock des Landes, knapp 1,79 Millionen Euro muss die Stadt aufbringen. Weitere Bundeszuschüsse seien möglich, sagte Hagg. In den Sommerferien soll es losgehen, bis Pfingsten 2026 sollen die Arbeiten abgeschlossen sein.

Margit Supper erläuterte die wichtigsten Baumaßnahmen. Fliesen, Estrich und Fußbodenheizung werden komplett erneuert, auch im Eingangs- und Bademeisterbereich. Es gibt neue Türen, auch wegen des Wärmeschutzes, zudem wird die Außenfassade besser isoliert. Supper rechnet mit 15 bis 20 Prozent Einsparungen bei den Energiekosten. Das Kleinkindbecken bekommt ein neues, kinder- und elternfreundliches Gesicht mit leichterem Zugang, Spritztier und Rutsche. Bei den Bauuntersuchungen hat sich gezeigt, dass die Holzstützen fürs Dach erneuert werden müssen, mit Beton mindestens im unteren Bereich. Die Decke erhält einen wasserbeständigen Anstrich, der auch schalldämmend sein wird, »damit es nicht so hallt«. Auch im Untergrund sind Feuchtigkeitsschäden aufgetaucht, die beseitigt werden müssen: »Da war nicht alles so dicht, wie es hätte sein sollen.«

Rampen und Blindenleitsystem

Das Bad wird behindertengerecht mit Rampen und einem Treppenlift für Rollstuhlfahrer ausgestattet. Barrierefreiheit gehört zu den Anforderungen des Bundesprogramms. Auch ein Blindenleitsystem wird gefordert, Supper denkt hier an eine bereits erprobte App fürs Smartphone. Die Technik hat sich Fritz Rebstein vom Büro IBP Knaus und Zentner angeschaut. Alles funktioniere noch, entspreche aber nicht mehr dem neuesten Stand und den aktuellen Vorschriften. Die Wasserumwälzung läuft zu langsam, haben Versuche mit gefärbtem Wasser ergeben, dafür wird eine zusätzlich Pumpe fällig. Die Chlorgasanlage wird durch eine modernere Chlorgranulat-Anlage ersetzt. Dazu kommt eine neue Mess- und Regeltechnik, die dann laufend gelieferten Ergebnisse können die Bademeisterinnen am Tablet verfolgen. Die Heizung kann bleiben, sie wurde bereits vor einigen Jahren erneuert.

Im ersten Bauabschnitt werden die baulichen Sanierungen angegangen, das Kinderbecken erneuert und das Bad barrierefrei gestaltet. Die Erneuerung der Wärmeerzeugung - nicht der Heizung - mit solarthermischer Beckenwassererwärmung und Anschluss an ein Nahwärmenetz folgt im zweiten Bauabschnitt. Das Leistungsverzeichnis wird noch einmal zur Prüfung bei der zuständigen Bundesstelle eingereicht, Margit Supper rechnet in etwa zwei Wochen mit einem Ergebnis. Dann gehen die Ausschreibungen raus, in seiner Mai-Sitzung könnte der Gemeinderat nach Rücklauf die ersten Gewerke vergeben. (GEA)