GAMMERTINGEN. Ein »prallgefülltes Programm der Superlative« und »Schunkeln bis zum Schleudertrauma«: Bongie, alias Irene Bögle, schraubte die Erwartungen hoch. Ob am Ende des Gammertinger Bürgerballs, der unter dem Motto 80er- und 90er-Jahre stand, tatsächlich jemand ein Schleudertrauma erlitten hatte, ist nicht bekannt. Aber die Stimmung in der Alb-Lauchert Sporthalle war am Samstagabend sehr ausgelassen. Launige Reden, flotte Fasnetsmusik und hübsche Tanzbeine heizten dem Publikum, das am Ende nicht mehr auf den Sitzmöbeln zu halten war, kräftig ein.
Es ist schon ein Riesenaufwand, den die Narrenzunft Horig da seit elf Jahren betreiben muss, um die Sporthalle bürgerballfein zu machen. Elf Jahre in der Halle, »ursprünglich dachten wir, es werden drei. Aber das Thema Stadthalle will ich besser nicht erwähnen«, sagte Zunftmeister Harry Vojta, der seit fast 18 Jahren im Amt ist, in seiner Begrüßungsrede. »Ich befürchte, ich feiere hier noch das 25. Jubiläum.« Heuer hatte Vojta Ehrungen vorzunehmen. Marianne Keller und Roswitha Kraus erhielten für ihr Engagement bei der Gammertinger Fasnet die silberne Ehrennadel der Vereinigung Oberschwäbischer Narrenzünfte.
Zur alljährlichen Akklamation hatte der Dr Brolde Karl Bögle seinen Sohn Alexander mitgebracht. Gemeinsam schwangen die beiden Büttel Säbel und Schelle und kamen ihrem Auftrag nach, »die Stadt auf Vordermann zu bringen«. Dafür griffen sie nicht nur für Gammertingen typische Themen auf: Finanzknappheit, neue 30er-Zone bei der Kirche, leere Kneipen in der Stadt.
Bezaubernde Jeannie
Das folgende Programm setzte sich aus Sketchen, Liedern und Tänzen zusammen. Zuerst die Gruppe »Comeback« unter der Leitung von Manuela Schmelcher-Baier, mit ihrem Tanz zum Lied »Footlose«, ein Song, der, so Conférencière Bongie, »ähnlich gut gealtert ist wie ich«. Überhaupt: Als bezaubernde Jeannie, einer Serienfigur aus den nicht ganz 80er-Jahren, führte die bezaubernde Bongie mit viel Charme, Witz und einer gehörigen Portion Eigenironie durchs Programm. Als »die Frauen, die auf ihre Ehemänner neidisch sind, weil die so gut verheiratet sind«, führte sie die »Vier Damen auf Kreuzfahrt« von der Frauengemeinschaft ein. Silvia Ehrle, Ute Blatter, Iris Schanz und Alexandra Straubinger erzählten von ihren Erlebnissen auf der »MS Lauchert naa« und nahmen dabei sich selbst auf die weibliche Schippe. Natürlich blieben auch die Männer nicht verschont. Endlich, weg von Schwarz, ein gelbes Negligé, weil »ich hab schon seit 30 Jahren einen Trauerfall daheim«.

Die Gesangsgruppe »Die Hooooorige«, Sängerinnen und Sänger des Gospelchors Spirit of Joy, sangen – unterstützt von den »Mädels aus der Stadtkapelle«, die übrigens vorzügliche Werbung für ihren Musikverein machten – von Plastikflaschennippel und von längst vergangenen Zeiten, in denen Amazon noch analog war »und Quellekatalog hieß«. Zum Schluss dann die verschiedenen musikalischen Variationen des Horig-Liedes, von »Völlig losgelöst« bis »Hey Jude«. Die zwölf Linedancerinnen und ein Linedancer »aus Bronnen und der ganzen Region« zeigten unter der Leitung von Susanne Wiedemann ihr Westerndance-Können.
Hatte der Fanfarenzug mit seinen fetzigen Rhythmen den Abend eröffnet, so mischte die Katzenmusik, dirigiert von Gianluca Bonanno und Noemi Butzengeiger, in der Mitte des Programms das Publikum kräftig auf und sorgte für ausgelassene Stimmung im Saal. Da hatte es der »Bärenzuchtverein«, angeleitet von Jenny Auer, mit »Bauch Beine Bier« denn leicht, mit Klamauk und Akrobatik für Lacher und Stauner zu sorgen.
Gammertinger Fasnetsadel
Kontrast dazu die »Step up Girls« mit Wild Boys. 22 gutsortierte Beine, »Prinzessinnen und Prinzen, zum reinsten Gammertinger Fasnetsadel« gehörend, waren sportlich, rhythmisch, modern. Ihr Debüt feierte die Gruppe »FKK – Freie katholische Kirchengemeinde« – auch sie wieder unter der Leitung von Schmelcher-Maier – mit »Sister Act«. Am Ende wurde das Publikum auf die Bühne gebeten, DJ Dennis übernahm mit Partymusik. (GEA)