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Gammertinger Alleinerziehende wird Lehrling des Monats

Silke Rathmachers von der Metzgerei Steinhart in Gammertingen ist Lehrling des Monats November

Silke Rathmachers bringt dank Teilzeitausbildung in einer Gammertinger Metzgerei Beruf und Kindererziehung gut unter einen Hut.
Silke Rathmachers bringt dank Teilzeitausbildung in einer Gammertinger Metzgerei Beruf und Kindererziehung gut unter einen Hut. Foto: Handwerkskammer Reutlingen
Silke Rathmachers bringt dank Teilzeitausbildung in einer Gammertinger Metzgerei Beruf und Kindererziehung gut unter einen Hut.
Foto: Handwerkskammer Reutlingen

GAMMERTINGEN/REUTLINGEN. Die Handwerkskammer Reutlingen hat Silke Rathmachers aus Gammertingen als »Lehrling des Monats November« ausgezeichnet. Die 24-Jährige macht eine Teilzeitausbildung zur Fachverkäuferin im Lebensmittelhandwerk bei der Albmetzgerei Steinhart GmbH in Gammertingen.

Silke Rathmachers Ausbildungsalltag unterscheidet sich von dem ihrer Kolleginnen: Vier Mal ist für sie bereits am Mittag Schluss, nur einmal pro Woche ist sie den ganzen Tag im Betrieb, dafür muss sie jeden zweiten Samstag ran. Anders wäre es für die alleinerziehende Mutter eines noch nicht schulpflichtigen Kindes aktuell nicht möglich, einen Beruf zu lernen. Ohne Flexibilität gehe es nicht, weiß Rathmachers, auch wenn deann die Sechs-Tage-Woche eine Zeit lang zum Standard wird.

Faible für kreative Aufgaben

Länger auf eine Berufsausbildung verzichten wollte die junge Frau nicht. In den vergangenen Jahren hatte Rathmachers mit Gastronomie und Handel verschiedene Branchen kennengelernt, aber eben als Praktikantin oder Jobberin. Eine Freundin machte sie auf ihren heutigen Ausbildungsbetrieb aufmerksam. »Ich kannte die Albmetzgerei Steinhart bereits als Kundin. Ich hatte einen guten Eindruck und dachte, ich probiere es einfach mal.« Sie bewarb sich lange nach dem regulären Beginn des Ausbildungsjahrs.

Das Bewerbungsgespräch hat sie in guter Erinnerung behalten, »offen und sympathisch« sei es gewesen. Der Probearbeitstag sei indes »heftig« gewesen, habe aber letztlich ihren Ehrgeiz geweckt: »Das will ich auch können, habe ich mir gesagt.«

»Silkes Initiative hat uns überzeugt, persönlich und mit ihrem Engagement. Sie will diese Ausbildung machen, das zeigt sie im Betrieb und in der Schule. Wir unterstützen sie gern dabei«, sagt Yvonne Steinhart-Kuster, im Familienbetrieb für die Ausbildung zuständig.

Die Teilzeitausbildung ist bereits seit 2005 gesetzlich verankert, um die duale Ausbildung bei Bedarf individueller gestalten zu können. Die wöchentliche Ausbildungszeit kann dabei bis auf 50 Prozent reduziert werden. Entsprechend verlängert sich die Ausbildungsdauer auf maximal das Eineinhalbfache der regulären Dauer. Ausgenommen sind die Berufsschule und die überbetriebliche Ausbildung, an der Teilzeit-Azubis im selben Umfang wie andere Lehrlinge teilnehmen.

Rathmachers mag den Kontakt mit Kunden und die vielfältigen Anforderungen im Verkauf. Vor allem die Arbeiten, bei denen Kreativität gefragt ist, haben es ihr angetan. Besonders gerne kümmert sich um die attraktive Präsentation der Ware in der Theke oder legt Platten. Mit einer ihrer Arbeiten erreichte sie zuletzt den zweiten Platz bei einem Azubi-Team-Wettbewerb auf der diesjährigen Fachmesse Süffa in Stuttgart.

Vorbild für andere Mütter

Inzwischen hat Rathmachers ihre Zwischenprüfung abgelegt. Aufgrund ihrer guten Leistungen wird sie ihre Lehre vier Monate früher als ursprünglich vereinbart abschließen. Dieser Einsatz verdiene einfach Anerkennung, so Yvonne Steinhart- Kuster: »Silke bewältigt jeden Tag ein großes Pensum zwischen Arbeit, Schule und Kind. Sie ist ein Vorbild für alleinerziehende Mütter.« Wenn alles glatt läuft, wird Rathmachers ihre Ausbildung im September nächsten Jahres abschließen. Dann steht auch die Einschulung ihres Sohnes an. »Ich will erst einmal Arbeit und Einschulung unter einen Hut bringen«, schildert sie ihre Pläne. Wenn diese Basis geschaffen ist, will sie beruflich vorankommen. »Eine Stelle als Teamleiterin im Betrieb, das wäre mein Traum.«

Die Albmetzgerei Steinhart GmbH wurde 1970 gegründet. Das Familienunternehmen verfügt als eine von wenigen Fleischereien noch über eine eigene Schlachtung. Die Tiere, die am Produktionsstandort Gammertingen verarbeitet werden, stammen ausschließlich von Höfen aus der Region. Am Stammsitz und den 15 Filialen arbeiten 140 Beschäftigte in Produktion und Verkauf, davon drei Auszubildende. (eb)