GAMMERTINGEN. Die Stadt Gammertingen braucht einen neuen Internetauftritt, daran gibt es nichts zu deuteln. Zum einen wirkt die Seite www.gammertingen.de mittlerweile ein bisschen altmodisch, seit dem Neustart 2018 hat sich wenig geändert. Zum anderen ist da der Gesetzgeber: Die Webseiten und Apps der Kommunen müssen barrierefrei werden, das heißt, auch für Menschen mit Einschränkungen verständlich und einfach zu benutzen sein.
Die Deutsche Rentenversicherung schaut darauf, dass es mit der Barrierefreiheit auch klappt. In Gammertingen hapert es noch, beim Testen der Webseite mussten die Prüfer erfahren, dass zwölf von 15 Anforderungen derzeit noch nicht erfüllt werden.
Beispielsweise tun sich Blinde mit Grafiken und Bildern naturgemäß schwer. Bei Texten gibt es Hilfen, sogenannte »Screenreader« – Bildschirmleser – können sie verstehen und dann vorlesen. Grafiken müssen also Texte zur Seite gestellt werden, die der Screenreader vorlesen kann.
Noch der alte Gemeinderat hatte beschlossen, mit dem »Förderverein für regionale Entwicklung – Azubi-Projekte«, der öffentliche Einrichtungen bei der Neuausrichtung ihres Internetauftritts unterstützt, zusammenzuarbeiten. Die Gestaltung und Programmierung der Webseite kostet die Stadt also erst mal nichts, aber sie muss liefern.
Wie die Webseite aussehen soll und welche Inhalte zugänglich gemacht werden, liegt in der Hoheit der Stadt. Damit das Ergebnis der Bemühungen des Programmiervereins auch so aussehen, wie es die Gammertinger und die Besucher der Homepage wollen, hatte Bürgermeister Andreas Schmidt zu einem offenen Workshop eingeladen. Einige Bürger fanden sich ein – ein paar mehr hätten es schon sein können, meinte Schmidt – dazu Vertreter der Verwaltung. Also die beiden Nutzergruppen, die die neue Webseite künftig vor allem besuchen werden. »Ich finde es schon mal gut, dass vor der Programmierung Meinungen eingeholt werden«, sagte der frischgebackene Gemeinderat Sebastian Dieminger in seiner Funktion als Nutzer.
Tolerante Suchfunktion
Was wünscht ein Besucher, wenn er auf einer kommunalen Webseite nach Informationen sucht? Er muss sich schnell und intuitiv zurechtfinden, da war sich das Beratergremium einig. Der erste Aufschlag darf nicht überfrachtet sein, sollte aber schnell auf die am häufigsten abgerufenen Suchbegriffe hinführen.
Ganz wichtig: eine tolerante Suchfunktion. Denn wer Hilfe vom Rathaus sucht, weiß ja zum Beispiel oft noch gar nicht, wer sein Ansprechpartner sein wird, das Mitarbeiterverzeichnis hilft ihm da noch nicht weiter. Auch Zuständigkeiten sind wenig hilfreich, was das Hauptamt bearbeitet, kann sich zum Beispiel von Gemeinde zu Gemeinde unterscheiden und der Name allein ist in diesem Fall wenig hilfreich, beim Tiefbauamt wäre es leichter. Tolerant bedeutet, dass der Bürger nicht wissen muss, ob der Hausmeister »Hausmeister« heißt, oder Facility Manager oder technischer Immobilienfachmann oder was auch immer – er muss ihn halt finden können.
Über die Inhalte waren sich Nutzer von außen und von der Verwaltung schnell einig, wenn auch mit unterschiedlicher Gewichtung. Was im Gemeinderat beraten und beschlossen wurde, soll schnell zu finden sein, schneller als unter dem jetzigen Begriff »Ratsinformationssystem«. Auch das Amtsblatt soll unkompliziert online zugänglich sein, da es ja schon viele Fragen beantworten kann – aber nicht mehr in jedem Haushalt zu finden ist, wie Bürgermeister Schmidt bedauert. Ebenso wichtig, dass aktuelle Veranstaltungen oder sonstige Events leicht zu finden sind.
Wichtig war den Bürgern auch, dass sich die Stadt weltoffen, einladend und attraktiv präsentiert. Im Bereich Tourismus – von der Übernachtung bis zu Tagesausflüglern – wird hier noch viel Potenzial gesehen. Und ein bisschen Stadtgeschichte, Stichwort »Goldener Helm«, wünscht sich Melanie Steinhart.
Für die Gestaltung hat die Stadt eine professionelle Fotografin engagiert. Was auf die Seite kommt, wird Schritt für Schritt erarbeitet werden. Beim Vergleich einiger kommunaler Internetauftritte hatte sich aber schon eine Präferenz herausgearbeitet: Eine Mischung aus den Vorbildern aus Schramberg und Eisfeld könnte es werden, meinen die Workshopper: Mit zentraler Suchfunktion, Kacheln, die zu den oft aufgerufenen Themen hinführen, und einer Kontaktadresse für Bürgerwünsche und -kritik. (GEA)