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Aktuell Kunst

Fülle an Formen und Materialien im Münsinger Albgut

Im BT 24 im Münsinger Albgut sind noch bis 27. April Werke mehrerer Künstler zu sehen.

Blick ins BT 24 mit Objekten und Skulpturen verschiedener Künstler.  FOTO: HOLDER
Blick ins BT 24 mit Objekten und Skulpturen verschiedener Künstler. FOTO: HOLDER
Blick ins BT 24 mit Objekten und Skulpturen verschiedener Künstler. FOTO: HOLDER

MÜNSINGEN. In der Kulturwerkstatt BT 24 im Albgut Münsingen wurde am Wochenende die Ausstellung »Objekt – Skulptur – Keramik« eröffnet. Im Mittelpunkt der Vernissage standen Künstlergespräche, die den Besucherinnen und Besuchern die Gelegenheit boten, direkt mit den ausstellenden Kunstschaffenden ins Gespräch zu kommen. Für eine stimmungsvolle Atmosphäre sorgte das Duo SaHaRa, das die Veranstaltung mit fein abgestimmten Klängen abrundete.

Die Ausstellung, die noch bis zum 27. April immer von Donnerstag bis Sonntag jeweils zwischen 11 und 17 Uhr besucht werden kann, umfasst Kunstwerke, die nicht nur ästhetisch ansprechend, sondern auch handwerklich hochwertig hergestellt sind. Objekte aus Keramik, Papier, Textil, Mosaik, Stein Holz und auf Leinwand zeigen ein weites Spektrum künstlerischer Handwerkskunst.

Kunst ist auch Handwerk

Die Kunsthistorikerin Edith Koschwitz stellte die Künstlerinnen und Künstler vor. »Kunst ist Handwerk – das ist eine Tatsache, die mich immer wieder fasziniert. Natürlich gehört auch die Idee dazu, etwas zu erschaffen, das so noch nie gedacht oder gemacht wurde«, erklärte Koschwitz. Ebenso wichtig seien Geduld und Beharrlichkeit und die Fähigkeit, auch nach Rückschlägen weiter zu machen. Wichtig sei ihr auch, auf den Prozess hinzuweisen, der hinter dem Werk steht, denn dieser ist oft sehr lange, besonders und individuell. »Dieser Prozess macht die Kunst, ist an den Kunstwerken ablesbar und im Laufe dieses Prozesses verschmilzt die Persönlichkeit des Künstlers mit dem Werk.«

Die meisten Künstlerinnen und Künstler waren persönlich vor Ort. Edith Koschwitz stellte sie kurz vor, um den Kontakt zwischen Publikum und den Kunstschaffenden zu fördern, Gespräche anzuregen und den Blick auf die künstlerische Arbeit hinter den Werken zu lenken. Die Künstlerinnen und Künstler präsentierten ihre Arbeiten und gaben spannende Einblicke in ihre individuellen Ausdrucksformen.

Heinz Peter Fothen zeigt Stelen aus Pappmaché und Materialen des täglichen Gebrauchs – Werke, die durch ihre eigenwillige Materialwahl und starke Präsenz überraschen. Christian Gogollock präsentiert Holzskulpturen, inspiriert von der menschlichen Gestalt. Seine Arbeiten beeindrucken durch handwerkliche Präzision und emotionale Tiefe.

Lisa Fürst setzt sich in ihren Zeichnungen und Objekten intensiv mit der Linie auseinander – als grafisches Mittel, aber auch als formgebendes Element im Raum. Uschi Gamper, Mosaikkünstlerin, fasziniert mit farbenfrohen, detailreichen Arbeiten. Sie wird ihre Technik an mehreren Nachmittagen live vorführen – am 18., 19., 21. und 27. April, jeweils ab 14 Uhr. Gabriele Hasler arbeitet mit Ton – Ihre Werke zeigen das Material in seiner rohen, organischen Schönheit. Mal entstehen daraus funktionale Gebrauchsgegenstände, mal freie Formen, die sich bewusst jeder Funktion entziehen.

Bei Christa Schäfer verschmelzen Kunsthandwerk und bildende Kunst. Ausgangspunkt ist der Linoldruck – ein Experimentierfeld für Linien, Faltungen und Raffungseffekte. In einem zweiten Schritt bringt sie mit feinen, farbigen Tuschepunkten eine weitere Ebene ins Spiel: filigrane Muster, die an die Symbolsprache australischer Aboriginal-Kunst erinnern.

In der Werkstatt von Ralf Scheffold entstehen einzigartige Objekte aus Holz – mit höchster handwerklicher Präzision und einem feinen Gespür für Material und Form. Verarbeitet werden ausschließlich heimische Hölzer aus der Region, die er mit akribischer Technik und viel Liebe zum Detail in ausdrucksstarke Einzelstücke verwandelt. Scheffolds Arbeiten stehen für Qualität, Nachhaltigkeit und die Schönheit des Echten. Die freischaffende preisgekrönte Bildhauerin Monika Majer arbeitet überwiegend mit Kalksteinen – die Materialien sind uralt, das jüngste Gestein, das sie bearbeitet, zählt rund 20 Millionen Jahre. Diese tief verwurzelte Erdgeschichte bringt sie in ihren Skulpturen eindrucksvoll zum Ausdruck.

Barbara Haussmann widmet sich der Erforschung von Farbräumen und den subtilen Dialogen, die zwischen den Farben entstehen. Mit einer Vielzahl unterschiedlicher Materialien – von Sand und Graphitstift über Asche und Wachs bis hin zu Tusche und Kreide – erschafft sie Werke, die den Betrachter in eine komplexe Welt der Farbharmonien und -kontraste entführen.

Sigrun Wild schafft abstrakte Acrylgemälde, die stark von der Schönheit und Dynamik der Natur inspiriert sind. Ihre Werke fangen die lebendige Energie von Landschaften, Pflanzen und natürlichen Elementen ein, ohne dabei an gegenständliche Formen gebunden zu sein.

Gerhard Bertele arbeitet mit den Verbundmaterialien Gips und Bronze. Mit einer besonderen Sensibilität für Anatomie und Bewegung gelingt es Bertele, lebensechte Darstellungen zu schaffen, die eine intensive emotionale Tiefe ausstrahlen.

Chaos der modernen Welt

Romana Meissner lässt ihre Bilder über die flache Leinwand hinauswachsen. Mit ihrer einzigartigen Technik, die Leinwand durch Bestickungen plastisch zu gestalten, schafft sie Werke, die sowohl im visuellen als auch im haptischen Sinn beeindrucken. Ihre Wurzeln in Tschechien, einem Land mit einer langen Tradition der Textilkunst, geben der Künstlerin die Inspiration für diese besondere Form der Bildsprache. In ihrem Werk »Des Kaisers neue Kleider« wird das Chaos der modernen Welt auf eine eindrucksvolle Weise dargestellt – jedoch nicht ohne einen Hoffnungsschimmer. Dieser Schimmer tritt durch den fast sakralen Hintergrund in Rot-Tönen hervor und wirkt als Symbol für die Hoffnung und den Glauben an eine bessere Zukunft. Meissner gelingt es, den Betrachter in ihre metaphorische Welt zu ziehen, in der Bild und Objekt miteinander verschmelzen.

Die Ausstellung bietet eine Gelegenheit, sich von der Leidenschaft und Kreativität der Künstlerinnen und Künstler inspirieren zu lassen, die verschiedenen Welten der Kunst hautnah zu erleben und bei Interesse sogar eines der Kunstwerke zu erwerben. (GEA)