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Elvis und die Neue Heimat: Kino-Konzert im Münsinger Tonfilm-Theater

Erst gibt's einen Elvis-Film, dann gehört die Bühne der lokalen Band Neue Heimat: Am Samstag, 16. September, bietet Hans-Jochen Kraft in seinem nostalgischen Tonfilm-Theater am Alten Lager Kino und Kultur im Doppelpack.

Kleine Jam-Session: Joachim Mayer (links), Jojo Maier (rechts) von der Band Neue Heimat mit Kino-Betreiber Hans-Jochen Kraft.
Kleine Jam-Session: Joachim Mayer (links), Jojo Maier (rechts) von der Band Neue Heimat mit Kino-Betreiber Hans-Jochen Kraft. Foto: Marion Schrade
Kleine Jam-Session: Joachim Mayer (links), Jojo Maier (rechts) von der Band Neue Heimat mit Kino-Betreiber Hans-Jochen Kraft.
Foto: Marion Schrade

MÜNSINGEN. »Wenn d‘ oimal no so heim kummst, samma gschiedene Leid«, singt Jojo Maier. Er mag den ironischen Song des Duos Seiler und Speer im breiten österreichischen Slang. Und er wird ihn – gemeinsam mit seiner Band Neue Heimat – am Samstag, 16. September, auch im Tonfilm-Theater am Alten Lager spielen. Dort organisiert Kino-Impressario Hans-Jochen Kraft einen besonderen Abend: Um 19 Uhr gibt’s erstmal einen Film für Elvis-Fans – keinen Spielfilm mit dem King in der Hauptrolle, sondern einen Mitschnitt der besten Konzertauftritte mit Doku-Elementen, die auch Einblicke in Elvis’ Privatleben geben. Danach, so gegen 20.30 Uhr, gehört die Bühne dann der Band, die zu den Urgesteinen der Münsinger Musik-Szene zählt.

Neue Heimat & the angels of noise heißt sie ganz korrekt mit vollem Namen. Der englische Zusatz, sagt Jojo Maier, ist auch dazu da, um etwaigen Missverständnissen vorzubeugen: Heimat, ob nun neue oder alte, hat für sie kein Gschmäckle, mit dem politisch rechten Lager haben sie nichts zu tun, stellen Joachim »Jojo« Maier und Joachim »Heman« Mayer beim Pressegespräch klar. Die beiden heißen wirklich gleich, und mindestens ihr halbes Leben lang machen die beiden Joachims mit unterschiedlich geschriebenem Nachnamen schon zusammen Musik. Erst in der Münsinger Band Can Do, die sich in der Region in den 1990er-Jahren durchaus einen Namen gemacht hatte. Es folgten diverse Besetzungswechsel und ein neuer Name, seit rund 20 Jahren ist die Neue Heimat nun aber schon ein stabiles Band-Konstrukt.

Anfänge in der Kneipe nebenan

Der Seiler-und-Speer-Song liefert – auch wenn das Heimkommen da keine ganz unverfängliche Angelegenheit ist - das perfekte Motto für Samstagabend. Denn für die Münsinger Band – sie besteht neben den beiden Joachims an Gitarre, Mikrofon und Schlagzeug aus Tobias Krehl (Akkordeon) und zwei Michaels, Ruopp (E-Bass) und Rogner (Gitarre) – ist der Auftritt auch eine Art des Nachhausekommens. Das alte Kino gegenüber vom Alten Lager hat die Adresse Hahnensteig 11, zwei Häuser weiter liegen die Anfänge der Band im Keller. Heute ist das Gebäude ein privates Wohnhaus.

Das war früher anders: Das Lichtenstein war eine Kultkneipe und Anfang der 1990er, wie die beiden Joachims berichten, nicht nur ihr zweites Wohnzimmer. Sondern zeitweilig auch ihr Proberaum: »Lee«, wie der Wirt Calogero Lentini genannt wurde, hatte ein großes Herz für Musik und überließ den Jungs seinen Keller. »Dort gab’s eine einzige Steckdose, die hat manchmal fast gequalmt«, erinnert sich der Schlagzeug spielende Joachim mit dem Spitznamen »Heman« und lacht. Später, als die Kneipe schon längst dicht war und leer stand, ließ die Neue Heimat die alten Zeiten wieder aufleben: Das Event »Coming Home« – schon wieder geht’s ums Heimkommen – war geboren.

An Weihnachten, so der dahinter steckende Gedanke, kommen viele alte Kumpels, die man sonst wenig sieht, heim auf die Alb. Warum also nicht eine Art Klassentreffen mit Konzertcharakter im eigens dafür angemieteten Lichtenstein draus machen? Die Idee zündete, »Coming Home für Christmas« gibt’s bis heute – auch wenn die Veranstaltung, die die Band gemeinsam mit der Eine-Welt-Initiative auf die Beine stellt, schon vor Jahren in die Münsinger Zehntscheuer umgezogen ist.

So oder so: Daheim fühlen sich die fünf Hobbymusiker im Hahnensteig zwischen Auingen und Böttingen irgendwie immer noch. Geprobt wird inzwischen in Böttingen bei »Heman« – kaum einen Steinwurf vom Kino entfernt also. »Die Location hat uns interessiert«, erzählen die beiden Joachims. Auf die erste Kontaktaufnahme reagierte Hans-Jochen Kraft, der das alte Lichtspielhaus vor fünf Jahren wiedereröffnet hat, erstmal vorsichtig. Erst, als die Neue Heimat glaubhaft versicherte, dass sie nicht zu den Bands gehört, bei der Bierflaschen durch die Luft fliegen und Möbel zu Kleinholz verarbeitet werden, stand der Deal. Bedingung: Es soll kein reines Konzert werden, sondern eine Kombi mit Musikfilm.

Rockklassiker und NDW

Der »Kino-Kraft« liebt Elvis – die Wahl fiel also nicht schwer. Damit kann auch die Band leben, die sich in den vergangenen Jahrzehnten ein riesiges Repertoire mit Cover-Songs älterer und aktueller Rocksongs der gemäßigteren Gangart erarbeitet hat. Zwei Songs vom King gehörten schon dazu, ein paar weitere haben sich die Musiker extra fürs Kino-Konzert noch draufgeschafft. Und weil Hans-Jochen Kraft Elvis nicht nur verehrt, sondern – wer schon mal im Kino war, weiß es – selbst leidenschaftlich gerne singt, ist ein gemeinsamer Auftritt gar nicht ausgeschlossen. Die spontane Jam-Session beim Pressegespräch vorm Kino war jedenfalls schon ganz vielversprechend.

Ansonsten ist das Programm breit gefächert. »Songs von Coldplay kriegen wir besonders gut hin«, sagt Joachim »Heman« Mayer. Auch Folkrock, beispielsweise von Mumford & Sons, und die Neue Deutsche Welle gehören zu den bevorzugten Songs der Band. »Unser musikalisches Lieblingsnachbarland ist Österreich«, sagt Jojo Maier. Neben Seiler und Speer stehen auch »Fürstenfeld« von S.T.S. und »Schifoan« von Wolfgang Ambros auf der Liste.

Früher – vor allem, als die Band noch Can Do hieß – spielten die Musiker nicht nur auf vielen Festen in der Region, sondern auch auf großen Bühnen. »Wir waren Vorgruppe von Uriah Heep oder Suzie Quatro«, erzählt Jojo Maier. Der SV Böttingen organisierte damals noch sein Oktoberfest, zu dem er internationale Bands auf die Alb ins 2.500-Mann-Festzelt holte. Die Zeiten sind vorbei, die Neue Heimat ist zurück bei ihren Wurzeln und fühlt sich im kleineren Kneipen-Rahmen wohl. Die Zahl der Auftritte hat sich auf fünf bis zehn im Jahr reduziert, gespielt wird aus Spaß an der Freude und Geld verdient wo anders: Jojo Maier ist Lehrer, Joachim Mayer Monteur bei der Telekom, Tobias Krehl arbeitet als Vermessungstechniker, Michael Rogner im Einzelhandel und Michael Ruopp ist Lagerist.

Beim Kino-Konzert wird Platz für 75, 80 Leute sein, wer dabei sein will, sollte sicherheitshalber telefonisch reservieren. Das Kombi-Ticket für Film und Konzert kostet zwölf Euro, wer nur bei einem Teil des Programms - Film oder Band - dabei sein will, bezahlt acht Euro. Einlass ist ab 18.30 Uhr. (GEA)