Logo
Aktuell Leute

Ein Trochtelfinger bringt GEA-Lesern die News des Tages

Zeitungszusteller Leonhard Bonow macht sich täglich, außer sonntags, auf seine Tour durch die Nacht, damit die GEA-Leser in Trochtelfingen und Wilsingen pünktlich spätestens um 6 Uhr morgens in ihrer Zeitung blättern können.

So liegt die Zeitung nicht richtig im Kasten, sie würde von Regen durchnässt.
So liegt die Zeitung nicht richtig im Kasten, sie würde von Regen durchnässt. Foto: Cordula Fischer
So liegt die Zeitung nicht richtig im Kasten, sie würde von Regen durchnässt.
Foto: Cordula Fischer

TROCHTELFINGEN. Was im GEA steht, weiß Leonhard Bonow schon lang, bevor er seine Zeitungspakete in Erpfingen abholt. Lang, bevor er die Exemplare in Briefkästen steckt. Lang, bevor die Abonnenten ihre gedruckte Zeitung aufschlagen. Denn Leonhard Bonow ist Frühaufsteher, »ein Nachtmensch«, wie er sagt, und liest die aktuelle Ausgabe der Zeitung schon digital. Um 1.30 Uhr, wenn er mit seiner Kaffeetasse am Frühstückstisch sitzt. So geht das sechs Tage die Woche, von Montag bis Samstag, sommers wie winters. Seit er mit 63 Jahren in Rente gegangen ist, gehört das zu seinem »neuen« Arbeitsalltag, »sonst würde mir etwas fehlen«, sagt er. Und ein guter Zuverdienst ist sein Job auch. »Auf dem Sofa zu sitzen, das wäre mir zu langweilig. Mein Tag braucht Struktur.« Nicht, dass Familie, Garten - 4.000 Quadratmeter sind zu bestellen -, Hund & Co. den Rentner nicht ausfüllen würden.»Damit könnte man auch seinen Tag ausfüllen. Aber ich will arbeiten.«

Radio an, wach ist er. Früh aufstehen ist für den 69-Jährigen überhaupt kein Problem. Augen auf, los geht's. Die kleine Morgenroutine. Kaffee, GEA lesen, anziehen, losfahren. Von der Haid geht's über den Promilleweg nach Erpfingen. Dort deponiert der Fahrer die Zeitungspacken, die Leonhard Bonow und seine Kollegen für ihren frühen Arbeitstag brauchen. Manchmal, wenn er einen anderen Bezirk als Vertretung übernimmt, muss er noch bis nach Genkingen. Im Winter kann die Fahrt schon mal haarig sein. Denn um 2 Uhr ist auf dem »Schleichweg« zwischen den Alb-Ortschaften noch kein Räumdienst, noch kein Streufahrzeug den Schneemassen, die es hier ab und an noch gibt, zu Leibe gerückt. Aber, sagt Bonow gelassen, »ich bin noch immer durchgekommen«. Und hat als erster auf so mancher Straße seine Spuren im Schnee hinterlassen. Wenn er aus seinem Auto aussteigt, weiß Leonhard Bonow, wie praktisch anschnallbare Spikes bei Glatteis sein können.

Zusteller Leonhard Bonow sorgt dafür, dass GEA-Leser ihre Zeitung pünktlich im Briefkasten haben.
Zusteller Leonhard Bonow sorgt dafür, dass GEA-Leser ihre Zeitung pünktlich im Briefkasten haben. Foto: Cordula Fischer
Zusteller Leonhard Bonow sorgt dafür, dass GEA-Leser ihre Zeitung pünktlich im Briefkasten haben.
Foto: Cordula Fischer

Überhaupt ist er bestens ausgerüstet für seine Arbeit. Sein Auto gleicht einem Gemischtwarenladen, was er benötigt, ist dabei. Der Wagen ist »wie mein zweites Wohnzimmer«. Eine Wechselgarnitur, Ersatz-Arbeitsschuhe, die infrarotgesteuerte Stirnlampe nicht zu vergessen, damit er bei Dunkelheit seinen Weg findet, jedes Hindernis erkennt, jeden Briefkastenschlitz findet, auch wenn er seine Wege bereits in- und auswendig kennt. Zwei Bezirke - Trochtelfingen und Wilsingen - betreut Leonhard Bonow fest, dazu übernimmt er noch Vertretungen.

Für manche Zeitungsleser ändert er sogar seine Route

Regenkleidung und -schirm, wasserdichte Hose gehören auch zur Ausstattung des Zustellers, denn nichts ist schlimmer, als mit klammen Klamotten unterwegs zu sein oder die Zeitung nass beim Leser abzuliefern. Deshalb hat es höchste Priorität, die Zeitung richtig zu rollen oder zu falten, damit sie komplett im Briefkasten verschwindet. Meistens stellt er das Auto am Anfang einer Straße ab und läuft zu Fuß von Haus zu Haus, die Zeitungen sorgfältig über den Arm gelegt. Manchmal hat er auch eine Tasche dabei. Dienstags und samstags ist der GEA immer dicker, da bewährt sich ein Beutel, vor allem, wenn viele Abonnenten-Adressen an der Strecke liegen.

Gerne hört Leonhard Bonow Radio im Auto. Leise hat er die Lautsprecher gestellt. Um 3 Uhr morgens liegen die meisten Menschen ja noch im Bett und wollen nicht gestört werden. Nur Frühaufsteher wie er sind dann schon rege. Den einen oder anderen trifft er schon mal, Gartenzaun-Gespräche bleiben dennoch selten. Mancher Zeitungsleser wartet aber schon ungeduldig auf sein Erscheinen. Für diese Abonnenten ändert er auch mal seine Route, wenn sie ihn darauf hinweisen, sagt er. Spätestens um 6 Uhr morgens endet seine Schicht - der Zeitpunkt, an dem alle Zeitungen ihren Empfänger erreicht haben müssen. »Wie ich das schaffe, bleibt mir überlassen.« Stress empfindet er nicht, wie er seine Route einteilt, ist seine Sache. Ein Chef steht nicht drängend hinter ihm.

Manchmal sind die Röhren oder Briefkästen versteckt angebracht.
Manchmal sind die Röhren oder Briefkästen versteckt angebracht. Foto: Cordula Fischer
Manchmal sind die Röhren oder Briefkästen versteckt angebracht.
Foto: Cordula Fischer

Ob er ein Grundstück betreten darf, muss Leonhard Bonow manchmal mit einem Rottweiler oder bissigen Hausbewacher ausdiskutieren. Aber auch da findet sich eine Lösung. Einer Dame in Trochtelfingen, die nicht mehr gut zu Fuß ist, trägt er die Zeitung bis vor die Haustür, obwohl am Gartenzaun Briefkasten und Zeitungsröhre angebracht sind. Und von manchen Adressaten gibt's hin und wieder - zum Beispiel zu Weihnachten oder Ostern - mal eine Schokolade oder einen Geldschein. »Für unseren Zeitungsengel«, hat eine Frau mal auf den Umschlag geschrieben. »Bleib gesund« stand auf einem Zettel während der Corona-Pandemie. »Das ist eine schöne Anerkennung, das freut mich, finde ich toll.«

Erlebnisse in der erwachenden Natur

Man erlebt viel als Zeitungszusteller, manchmal sind es unerfreuliche, oftmals aber schöne Begebenheiten oder Skurriles. Wie die Brautentführung, für die eine noch in frühen Morgenstunden feiernde Hochzeitsgesellschaft Leonhard Bonow engagieren wollte. Oder den Schneepflugfahrer, der dem Zusteller extra die Straße freigeräumt hat.

Und dann ist da noch die erwachende Natur: Im Sommer fangen die Vögel an zu zwitschern, manchmal stehen Reh oder anderes Wild auf der Straße oder am Wegesrand, ein Dachs unter einem Apfelbaum. Sternschnuppen fallen vom Himmel. Wenn der Nebel über die Albhochfläche wabert und sich die Sonne durchkämpft, wenn bei guter Sicht und Wetterlage die Alpen am Horizont auftauchen - all diese Momente kann Leonhard Bonow genießen.

Meist trägt Leonhard Bonow die Zeitungen über dem Arm. Je nach Größe des Briedkastens faltet oder rollt er sie.
Meist trägt Leonhard Bonow die Zeitungen über dem Arm. Je nach Größe des Briedkastens faltet oder rollt er sie. Foto: Cordula Fischer
Meist trägt Leonhard Bonow die Zeitungen über dem Arm. Je nach Größe des Briedkastens faltet oder rollt er sie.
Foto: Cordula Fischer

Meist hat er seine circa 120 Zeitungen um 5.30 Uhr verteilt. Dann ist Feierabend. Dann sitzt er zu Hause noch einmal am Küchentisch, blättert vielleicht noch mal im GEA: »Über die Alb«, das sind seine Lieblingsseiten. Seine Frau steht auf, das Paar redet miteinander, sie geht zur Arbeit. Leonhard Bonow ist weiter aktiv: Der Hund muss vor die Tür. Herrchen sammelt noch mehr Schritte, 7.000 bis 8.000, wenn er Vertretungen in anderen Bezirken übernimmt sogar 10.000 bis 12.000 hat er auf seiner morgendlichen Zeitungstour schon absolviert. »Bezahltes Fitnesstraining«, sagt er lächelnd. Und auch mehr Urlaub als sonst, gern auch mit den Enkeln - acht hat er mittlerweile -, ist dank des Zusatzverdienstes auf dem »GEA-Konto« drin. »So lange ich mich fit fühle, mache ich weiter«, sagt Leonhard Bonow. »Mir gefällt das einfach.«

Nähere Informationen zur Arbeit als Zusteller/in des Reutlinger General-Anzeigers und über freie Stellen finden Sie unter Karriere-gea.de oder per Telefon unter 07121 302455 von 8 bis 16 Uhr (montags bis freitags). (GEA)