TROCHTELFINGEN. Wenn irgendwo in Trochtelfingen oder Teilorten was passiert, sei es Nasenbluten, ein Kreislaufstillstand, ein Verkehrsunfall oder ein noch schlimmeres Ereignis, dann seid ihr stets zur Stelle, und zwar mit Blaulicht, Herz und dem notwendigen Sach- und Fachwissen", lobte Hausens Ortsvorsteher Bernd Schäfer bei der Hauptversammlung des DRK-Ortsvereins Mägerkingen-Hausen die ehrenamtlich Engagierten.
Insgesamt hätten die »Helfer vor Ort« (HvO) im vergangenen Jahr 233 Alarmierungen wegen Kollapsen, Verkehrs-, Schul- oder Sportunfällen sowie kardiologischen oder neurologischen und sonstigen Notfällen bewältigt, verdeutlichte Bereitschaftsleiter und Vorsitzender Eberhard Pilger. An manchen Tagen ging der Alarm sogar zwei, drei, vier oder sogar fünf Mal. Trotzdem sei 2024 ein »etwas entspannteres Jahr« als das Vorjahr gewesen. Derzeit seien drei HvO im Dienst, die Ausrückezeit liege bei eineinhalb Minuten. »Das kann sich absolut sehen lassen, da können wir mit dem hauptamtlichen Rettungsdienst mithalten.«
Werben um passive Mitglieder
Allerdings müssten die Mittel für den HvO-Dienst nach wie vor aus Spenden oder Aktionen kommen, »da gibt’s nix von Krankenkassen oder sonstigen Kostenträgern, Einsatzkräfte erhalten nichts – selbst, wenn sie von ihrem eigentlichen Geschäft weg sind«, so Pilger. Es gebe keinerlei Verpflichtung, HvO zu stellen, » des isch a Bonbonle von uns für die Bevölkerung«. Die ganze Bandbreite an Einsätzen sei gefordert worden, teilweise seien es nicht alltägliche oder belastende Einsätze gewesen, aber nach wie vor oft nur Bagatellsachen. »Die Menschen sind anscheinend nicht mehr in der Lage, sich selber zu helfen und etwa ein Pflaster zu kleben«, sparte Pilger nicht mit Kritik.
Bei einem schweren Motorradunfall habe die Gruppe »das Los voll erwischt«. Der Rettungswagen sollte aus Killer kommen, der Notarzt über die Luft aus Ulm. »Da war man lange Zeit alleine, bis endlich die Hilfe kam.« Bei neun Kreislaufstillständen konnte leider nicht mehr geholfen werden. Sorgenkind seien die vielen Sanitätsdienste, die alle bedient werden müssten, teilweise in der Vorbereitung schon sehr aufwendig seien und vom Ortsverein alleine gar nicht mehr zu schaffen seien, sondern der Zusammenarbeit mit anderen bedürften.
Problem: Altkleidersammlung
Bei zwei Blutspenden habe man 475 Beutel, »immerhin 13 Stück mehr als im Vorjahr«, erreicht. Zwölf Übungsabende hat die Bereitschaft absolviert und sich mit Fahrzeugen und Gerätschaften vertraut gemacht, sechs Erste-Hilfe-Kurse für die Bevölkerung angeboten, Sanitäter-Ausbildung betrieben und vieles mehr. Ein Problem sind inzwischen die Altkleidersammlungen. Die im vergangenen Jahr gesammelten 5,6 Tonnen hätten noch bei der Anlieferstelle abgegeben werden können. »Zuletzt wurde diese Stelle aber kurzfristig storniert, weshalb wir derzeit auf etwa vier Tonnen Lagerware sitzen und noch nicht wissen, was wir damit machen können«, erklärte Pilger.
Ganz nebenbei habe sich der Ortsverein um die Einsatzbereitschaft der öffentlich zugänglichen und gespendeten Defibrillatoren gekümmert, »weil sie in einem nicht nutzbaren Zustand waren«. Die Batterien und Paddles müssen regelmäßig gewartet oder ausgetauscht werden. Als Neuanschaffung für 3.000 Euro habe sich die Ortsgruppe »Kurt« geleistet, eine lebensgroße Reanimationspuppe.
Mit 21 Aktiven sei man zwar auf einem guten Stand, aber passive Mitglieder »dürften grundsätzlich noch mehr werden«. Es gebe in Trochtelfingen und den anderen Teilorten ungefähr 6.200 Einwohner, aber nur 563 passive Mitglieder. »I find, da könnt mr no a bissle nach oba ganga«, warb Pilger. Schließlich gebe es etwa kostenlosen Auslands-Rückholdienst bei Erkrankungen und andere Vorteile für die Passiven.
Jugendgruppe mit fast 15 Kids
Ein Highlight sei der Besuch vom »Licht der Hoffnung und Menschlichkeit« gewesen, das alljährlich mit einem Fackelzug und Rotkreuzlern aus aller Welt ins italienische Solferino nach Castiglione delle Stiviere geschickt wird, um an die Anfänge der Internationalen Rotkreuz- und Rothalbmondbewegung zu erinnern. Die Fackel sei 2024 auch im Kreisverband Reutlingen gewesen, am 24. Mai in Mägerkingen übernommen und an den Ortsverband in Münsingen weitergegeben worden. »Wir sind stolz, ein Teil dieses Fackelzugs gewesen zu sein«, bekräftigte Pilger. Insgesamt habe der Ortsverein im zurückliegenden Jahr 2.088 Stunden, »a bissle weniger als 2023«, abgeleistet. »Für eine so kleine Bereitschaft wie wir ist das ein wirklich beachtliches Pensum.« Positiv sei zudem, dass es mit Simon Bez wieder einen stellvertretenden Bereitschaftsleiter sowie eine Jugendgruppe mit fast 15 Kids gebe. Christel Hipp berichtete von einem kleinen Plus in der Kasse und dankte für »die vielen Spenden in Höhe von über 20.000 Euro«.
Kreisübergreifende Teamarbeit
Den »Aufreger des Jahres« hatte sich Pilger für den Schluss aufgehoben. Für die neuen Digitalfunkgeräte müsse der Verein – entgegen anderslautender Ankündigungen – jährlich etwa 360 Euro bezahlen. »Aber Polizei, Feuerwehr, THW, alle anderen Organisationen kriegen die Geräte kostenlos und ohne Folgekosten gestellt – und das ist nicht okay.«
Lob, Bedauern und Dank von Bürgermeisterin Katja Fischer: Das DRK sei eine Gruppe, in der jeder seine Stärken einbringe, aber leider »in der Öffentlichkeit oft nicht so wertgeschätzt wird«. Für die Zusammenarbeit »über die Kreisgrenze hinaus« dankte Sonja Göckel, Vorsitzende des Ortsvereins Gammertingen. »DRK ist Teamarbeit, wir können nur helfen, wenn wir alle an einem Strang ziehen«, betonte Pilger und dankte allen Helfern, Gönnern, der Stadt, dem Kreisverband sowie seiner Frau Daniela, »die seit 27 Jahren sehr geduldig und verständnisvoll« mit seinem Ehrenamt sei und schließlich seinem Chef für sein Wohlwollen, wenn er zu einem Einsatz während der Arbeitszeit gehe. »Sonst hätten wir so gut wie keine Tagverfügbarkeit im HvO-Dienst.«
Geehrt wurden aktive Helfer: für 5 Jahre Kathrin Dziemba, Heike Dreher und Janine Wahl, für 15 Jahre Vanessa Barth und Benjamin Bauer sowie und für 25 Jahre Daniela Pilger, Eveline Kauffmann und Thomas Belger. (GEA)