GAMMERTINGEN. Eisenbahnen faszinieren, Lokführer ist oder war zumindest Traumberuf vieler Jugendlicher und Junggebliebener. Am Eisenbahnlehrpfad zwischen Gammertingen und Neufra gibt es zu allem rund um die Stahlrösser viel zu entdecken. Und das fernab von lauten Bahnhöfen in Innenstadtlage.
An 15 Stationen bietet der Pfad auf großflächigen Schautafeln historisches Wissen zum Bau und Betrieb dieser Strecke der Hohenzollerischen Landesbahn, aber auch aktuelles rund um Bahntechnik – jede Schautafel hat eine »Kinderecke«, in der all die Fragen beantwortet werden, die Heranwachsende stellen und die sich Erwachsene vielleicht nicht mehr zu fragen trauen. Etwa wie eine Weiche funktioniert, wie eine Lok bremst oder wozu man einen Streckenläufer braucht.
Mit der Bahn erreichbar
Der Pfad ist einfach 2,3 Kilometer lang, hat also die richtige Länge für einen Familienausflug. Er beginnt am Bahnhof Neufra und endet an der Fehlakapelle hoch oben über Gammertingen. Wie es sich gehört, ist der Pfad mit der Bahn problemlos erreichbar. Der Bahnhof Neufra liegt an der Bahnstrecke Hechingen – Gammertingen, von der Fehlakapelle bis zum Gammertinger Bahnhalt Europastraße geht es nur rund einen Kilometer bergabwärts ruhig entlang von Wohngebieten. Vom und zum Hauptbahnhof Gammertingen gibt es Verbindungen Richtung Engstingen und weiter über Münsingen bis Ulm und in der Gegenrichtung bis Sigmaringen.
Die Bahnstrecke zwischen Gammertingen und Neufra ist also noch in Betrieb und alleine schon eine Reise wert. Die Strecke wurde zwischen über eine steile Anhöhe gebaut, an vielen Stellen gräbt sie sich tief in den Fels ein – der Fahrgast glaubt, die Felswände bei offenem Fenster berühren zu können. Die Steigung beträgt am Anstieg zur Fehlakapelle 25 Promille oder einen Meter Höhenunterschied auf 40 Meter Strecke, das ist auch heute noch eine Herausforderung für moderne Loks. Schwere Güterzüge verkehren hier immer noch mit zwei Loks, die modernen Personenzüge der Südwestdeutschen Landesverkehrs-GmbH (SWEG) schaffen es leicht. Die dampfbetriebenen Bauzugloks »Stadthagen« und »Osterholz« mit Baujahr 1872 taten sich während und nach dem Bau schwerer.
Der Pfad bleibt, wo immer es geht, direkt an den Gleisen, so viel Nähe zum Bahnbetrieb gibt es selten. Und trotzdem ist es ruhig: Die Bahnstrecke liegt fernab vom Straßenverkehr, hinter den Gammertinger Höhen ist es märchenhaft still, solange nicht ein Zug vorbeirauscht. Der Wald ist hoch und dicht, die Temperaturen sind deutlich angenehmer als im offenen Gelände. Lücken zwischen den Bäumen erlauben ab und zu einen Blick auf die frei mäandernde Fehla, das idyllische Tal und Naturschutzgebiet bietet sich für den Rückweg nach Neufra an.
Attraktiv für Familien
Der Weg ist nicht befestigt, mit Gehhilfen wird es schwierig. Ansonsten eignet er sich gut für einen Familienausflug. An der Station »Steinbruch« gibt es eine Grillstelle – bitte die aktuellen Brandschutzverordnungen beachten –, Kinder können sich dort an Steinmännchen im »Steinmännle-Park« versuchen. Der Steinbruch hat seinen Betrieb schon lange eingestellt. Die Natur hat ihn sich zurückgeholt, nur die steilen Hänge künden noch von den Mühen der Steinbrecher.
Von den Mühen der Eisenbahner wird an den Informationstafeln erzählt. Schon der Verlauf der Trasse war umstritten, die Finanzierung sowieso, der Bau war alles andere als einfach. Auf der Suche nach Arbeitskräften wurden hier bereits Anfang des 20. Jahrhunderts italienische Gastarbeiter angeworben. Einige von ihnen sind in der Region geblieben, auch ihre Geschichte wird erzählt.
Mehr Informationen zum Lehrpfad, zur Geschichte der Hohenzollerischen Landesbahn und zu Ausflugszielen in der Nähe finden sich auch im Internet. (GEA)
EISENBAHNLEHRPFAD
Station 1 des Eisenbahnlehrpfads ist der Bahnhof in Neufra, Endpunkt oder Station 15 die Fehlakapelle in Gammertingen. Der Pfad ist einfach 2,3 Kilometer lang bei einem Höhenunterschied von 43 Metern zwischen Neufra (683 Meter über Normalnull) und der Fehlakapelle (726 Meter über Normalnull). Der Bahnhalt Gammertingen Europastraße ist etwa einen Kilometer von der Kapelle entfernt. Zu Fuß kann der Rückweg über das Fehlatal angetreten werden. Die Bahnhöfe liegen an der Bahnstrecke Hechingen – Gammertingen. Von oder nach Gammertingen besteht Anschluss an die Strecke der Schwäbischen Albbahn über Engstingen und Münsingen bis Schelklingen. (GEA) www.alb-bahn.com