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Aktuell Brauchtum

Die Fasnetsgruppen in der gesamten Region sind erwacht und werden aktiv

Mit Häsabstauben und Narrentaufen starten die Fasnetsgruppen in der Region in die neue Saison

Freudentänze in Unterhausen: Krautscheißer und Kochhafen-Figuren sind wieder da.
Freudentänze in Unterhausen: Krautscheißer und Kochhafen-Figuren sind wieder da. Foto: Jürgen Meyer
Freudentänze in Unterhausen: Krautscheißer und Kochhafen-Figuren sind wieder da.
Foto: Jürgen Meyer

SONNENBÜHL/LICHTENSTEIN. Vor lauter Fasnetsgedöns geht leicht der Hintergrund verloren, was sich da gestern eigentlich landauf landab abgespielt hat – oder haben sollte: Epiphanias, Tag der Erscheinung, das zweitälteste Fest der Christen – am Montag wurde es zeitgleich mit dem orthodoxen Weihnachtsfest begangen. Der Dreikönigstag erinnert an den Besuch der Weisen aus dem Morgenland bei Jesus an der Krippe – und damit an das Erscheinen Gottes in der Welt. Gestern endete nach 56 Tagen die adventliche erste Fastenzeit, die am Martinstag begann, weswegen am 11.11. in Karnevalshochburgen noch mal ordentlich gefeiert wird. Gefastet wird heute kaum noch, eher Innegehalten.

Im schwäbisch-alemannischen Raum hat sich das Fastenende am 6. Januar mit dem Häsabstauben jedenfalls als vielgestaltiger Brauch über die Jahrhunderte erhalten: dem symbolischen Säubern der eingemotteten Narrenkleider nebst Masken – und der rituellen Aufnahme von Neumitgliedern in die Narrenzünfte.

Mit dem kirchlichen Hintergrund, dem fixen Beginn der Fasnetszeit, die bis zur nächsten, vorösterlichen Fastenzeit dauert, nehmen es viele neuere Narrengruppen allerdings nicht immer genau. Schon gar nicht in Landstrichen, die seit bald vierhundert Jahren evangelisch sind und wo man klargestellt hat, dass nirgend ins der Bibel vom verpflichtenden Fasten die Rede sei.

Traditionsbewusstsein

Trotzdem sollte das Häsabstauben nicht bereits am Vortag dafür herhalten, angeblich den gerade erst begonnenen Winter zu vertreiben. Ganz abgesehen davon, dass man im Land der Skilifte, Loipen und Schlittenbuckel froh sein müsste, schneereiche Wochen zu haben.

Die Krautscheißer brachten 1988 das zarte Pflänzchen der Fasnet von der Hayinger Alb hinab ins protestantisch, von jeglicher Narretei entwurzelte Unterhausen. Absolut traditionsbewusst ist gestern die »Häsentstaubung« (mit Regenhilfe) an der Uhlandschule über die Freilicht-Bühne der Grundschule gegangen.

Gefühlt ganz Lichtenstein kam zum aufwendig mit kostümierten Narrenspielszenen geschilderten Erwecken der Figuren. Neben Kochhafen und Schalmeienkapelle reihten sich in der einstündigen Sause auch Gäste ein: Die Wurz’lsepp-Buben und Schlosswölfe mit Showtänzen, die Burgstoi-Hexa mit Akrobatik. Der Auftakt hatte alles, was Fasnet ausmacht.

Sich zum Narren machen lassen: Taufritual der Häsanwärter in Undingen.  FOTOS: MEYER
Sich zum Narren machen lassen: Taufritual der Häsanwärter in Undingen. FOTOS: MEYER
Sich zum Narren machen lassen: Taufritual der Häsanwärter in Undingen. FOTOS: MEYER

Sich an der Fasnet zum Affen respektive zum Narren machen lassen – derartige Demütigungen müssen allerorts die angehenden Hästräger über sich ergehen lassen. Das ist auch bei der Sonnenbühler Karnevalsgesellschaft nicht anders. Auch deren Häsgruppen-Ableger haben sich den Ortsnecknamen als Vorlage ihrer Fasnetsfiguren-Geschichte erwählt. Die wird schnell erzählt: Ein ehemaliger Bach, der durch den Ort floss und zufror, wurde aufgetaut, indem die Bewohner brennendes Stroh auf das Eis legten. So erhielten die Undinger ihren Spottnamen Bach a’Brenner. 

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Der 6. Januar markiert den Beginn der närrischen Zeit. Das »Häsabstauben« an diesem Termin ist als Brauch erhalten geblieben: Das symbolische Säubern der Narrenkleider und Masken geht einher mit der Aufnahme von Neumitgliedern in die Narrenzünfte.

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Jedenfalls hat die Undinger Maske flammende Augenbrauen und Wassertropfen auf dem Gesicht. Die »Strohweiber«, die 2012 als Gruppe hinzukamen und Teil der Dorflegende sind, setzen sich naturgemäß aus Frauen zusammen. Vier rücken nun nach, dazu acht männliche Bach a’Brenner. In Undingen werden die Hästrager-Anwärter »Frischlinge« ge-nannt. Sie kommen aus fasnetsarmen Flecken wie Willmandingen, Erpfingen oder gar Holzelfingen.

Lustiges Aufnahmeritual

Und da galt es am Sonntagabend unter dem noch leuchtenden Weihnachtsbaum einige gar lustige Sauereien über sich ergehen zu lassen. Das Aufnahmeritual für den volljährig gewordenen Nachwuchs bestand aus kurzweiligen Trink-, Ess- und Singspielen. Zur Erheiterung eines 120-köpfigen Publikums auf dem Rathausplatz machte auch die Guggamusik Bärafezzer ihrem Namen alle Ehre.

Und das wird nun die nächsten acht Wochen, bis Aschermittwoch so weitergehen, wo bekanntlich für 40 Tage wieder alles vorbei sein wird. Für Leute, die Festen mit kirchlich-religiösem Hintergrund nicht viel abgewinnen können, beginnen schwere Wochenenden. (GEA)