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Aktuell Prozess

Der Prozess im Landgericht Tübingen zum Messerstecher aus Zwiefalten hat begonnen

Zeuge aus Zwiefalten schilderte im Landgericht Tübingen, wie er vom Angeklagten schikaniert worden ist. Unter anderem wurde sein Auto demoliert.

Landgericht Tübingen
Ein Schild mit der Aufschrift Landgericht und Amtsgericht hängt vor dem Gerichtsgebäude. Foto: Tom Weller
Ein Schild mit der Aufschrift Landgericht und Amtsgericht hängt vor dem Gerichtsgebäude.
Foto: Tom Weller

ZWIEFALTEN/TÜBINGEN. Im Tübinger Landgericht wurde jetzt die Verhandlung gegen einen 30-Jährigen aus Zwiefalten, der zwei Brüder mit Messerstichen verletzt hatte, fortgesetzt. Es kam der Mann als Zeuge zu Wort, den der 30-Jährige am Tag der Tat aufsuchen wollte, der jedoch aus Angst vor diesem kurzfristig seine Wohnung verlassen und zu Verwandten in einem Nachbarort gezogen war.

Der 24-Jährige vermied im Gerichtssaal den Augenkontakt zum Angeklagten. Er schilderte, der Angeklagte habe über soziale Medien Kontakt zu ihm gesucht. Der 30-Jährige habe ihn treffen wollen. Einen Tag später forderte der Mann, der jüngere solle ihm Kontakt zu einer Frau aus Zwiefalten herstellen. Der 24-Jährige lehnte ab, er kenne die Frau nur vom sehen. Daraufhin habe der 30-Jährige wiederholt Beleidigungen gepostet – bis der 24-Jährige ihn in seinem Soziale-Medien-Kontakt sperrte.

Chat-Verlauf vorgelesen

Der später verlesene Chat-Verlauf dokumentierte, dass der 24-Jährige zunächst immer wieder nachfragte, worum es dem anderen denn gehe. Dieser antwortete im späteren Verlauf regelmäßig mit einem kurzen Satz, der stets denselben Inhalt mit Bezug zur Mutter des 24-Jährigen hatte. Eine Frau unter den Zuhörern der Verhandlung lachte laut.

Der 24-Jährige fand es nicht komisch. Seine Stimme stockte immer wieder, als er beschrieb, wie der 30-Jährige in sein Leben eingedrungen war. An mindestens drei verschiedenen Tagen war dieser dem Jüngeren in Zwiefalten vor dessen Auto gesprungen, hatte Getränkedosen dagegen geworfen, Scheibenwischer-blätter abgerissen, gegen die Tür getreten, die Reifen aufgeschlitzt oder den Lack an mehreren Stellen zerkratzt. Der 24-Jährige war auf den Reparaturkosten für diese Schäden sitzengeblieben.

»Ich konnte nicht mehr ohne Angst aus dem Haus«

Im Supermarkt schubste der 30-Jährige den anderen in ein Regal und forderte ihn auf, mit ihm nach draußen zu gehen. Der 24-Jährige sagte, er habe abgewartet, bis er den Laden gemeinsam mit zwei anderen Kunden verließ. Auch darüber informierte der 24-Jährige die Polizei. »Danach wurde es nicht mehr ruhig«, sagte der Gepeinigte. Er habe fast täglich »Besuche« des 30-Jährigen zu ertragen gehabt: »Ich konnte nicht mehr ohne Angst aus dem Haus.«

Der 30-jährige gebürtige Afghane hatte dem Jüngeren vorgeworfen, er habe Geld von seinem Konto abgehoben. Der 24-Jährige entgegnete vor Gericht darauf, man habe einander allenfalls gegrüßt. Ebenso habe er nicht verstanden, wie der 30-Jährige darauf gekommen sei, es gebe eine Verbindung zwischen ihm und der bereits erwähnten Frau: »Wir haben zusammen Fahrschule gemacht, mehr nicht.«

Angezeigt wegen Beleidigung

Eine Polizistin, welche die besagte Frau befragt hatte, sagte aus, der Angeklagte sei vor vier Jahren für ein paar Monate ihr Arbeitskollege gewesen. Einen Austausch von Telefonnummern habe es nicht gegeben. Später habe sie ihn wegen Beleidigung angezeigt: Er habe ein Bild von ihr im Internet hochgeladen, bemalt mit Zeichnungen männlicher Geschlechtsmerkmale. Der Prozess wird in dieser Woche fortgesetzt. (GEA)