MÜNSINGEN/TROCHTELFINGEN. Einen Überblick über den Stand der Planungen in den einzelnen Gemeinden zu geben – auch das war das Ziel des interkommunalen Podiums zur Windenergie. Es soll den Auftakt machen für verschiedene lokale Informations- und Dialogveranstaltungen, dann auch mit den betroffenen Einwohnern. Der erste dieser Infoabende wird bereits am Donnerstag, 22. Juli, sein, wie Gomadingens Bürgermeister Klemens Betz ankündigte (19 bis 21 Uhr ebenfalls online). Denn in seiner Gemeinde ist das aktuell konkreteste Windkraft-Projekt in der Planung.
Die Verwaltungsgemeinschaft von Münsingen, Gomadingen und Mehrstetten besitzt auf der Mittleren Alb den einzigen rechtskräftigen Bebauungsplan, in dem Vorranggebiete für die Windenergie ausgewiesen sind: das Gebiet Planwald auf Gomadinger Gemarkung an der Grenze zu Hohenstein und Engstingen und das Gebiet Buch bei Böttingen, nicht weit von den dort bereits stehenden Windkraftanlagen. Am Planwald, wo auf Staatswald-Flächen bereits ein Windkraftprojektierer tätig ist, geht es jetzt darum, ob die Gemeinde Gomadingen zusätzlich eigene Flächen pachtweise zur Verfügung stellt.
Im Raum Münsingen werden die Planungen im Bereich zwischen Auingen und der Stadtgrenze hinter Magolsheim noch einmal aktualisiert. Ziel ist dabei auch, ein »Repowering« der bereits bestehenden Anlagen zu ermöglichen, wie Stadtplaner Clemens Künster sagte, der den Stand der Flächennutzungsplanung in den einzelnen Gemeinden vorstellte. Denn nach derzeitigem Stand dürften ausgerechnet dort, wo sich seit 1999 Windräder drehen und wo sie längst akzeptiert sind, keine mehr gebaut werden, kritisierte Münsingens Bürgermeister Mike Münzing.
Die Gemeinde Hohenstein ist jüngst wieder in die Windkraftplanung eingestiegen, um die Entwicklung steuern zu können. »Wir wollen selbst entscheiden, wo in Hohenstein Windkraft entsteht, und diese Entscheidung nicht den Investoren überlassen«, betonte Bürgermeister Jochen Zeller. Näher geprüft werden deshalb zwei mögliche Vorranggebiete: der Bereich »Schäfbuch« im Süden an der Grenze zu Pfronstetten und ein Bereich im Norden, der an die Gomadinger Konzen-trationszone anschließt.
Engstinger Spannungsfeld
In Engstingen ist das Spannungsfeld beim Thema Windkraft »ein ganz besonderes«, wie Bürgermeister Mario Storz betonte. Auf der Engstinger Markung selbst finden sich keine Vorranggebiete – doch liegen drei mögliche Standorte in Sichtweite. Neben der Gomadinger Konzentrationszone sind das der Sonnenbühler Hohfleck und der Bereich Wannenhau südlich von Ohnastetten.
»Wir blicken auf Windkraftanlagen, die der Gemeinde wenige bis gar keine Vorteile bringen«, sagte Storz, der deshalb auch für die Nachbargemeinden Beteiligungsmöglichkeiten forderte: Die Bevölkerung müsse direkt an solchen Anlagen partizipieren können. Das Windkraft-Projekt Hohfleck in der Gemeinde Sonnenbühl ist bereits am weitesten gediehen. Schon 2014 wurde die Genehmigung beantragt, seit mehreren Jahren geht der Rechtsstreit darüber durch die Instanzen. Laut Bürgermeister Uwe Morgenstern sind auf dem Hohfleck fünf Windräder mit zusammen 16 Megawatt Leistung geplant. Morgenstern warb bei der Bevölkerung für mehr Akzeptanz für diese und andere Infrastrukturmaßnahmen: »Darauf sind wir angewiesen.« Am Hohfleck-Windpark sind Beteiligungsmodelle geplant, wie der Sonnenbühler Bürgermeister ankündigte.
Christoph Niesler, dem Bürgermeister der Stadt Trochtelfingen, ist klar, dass das Thema Windenergie »nicht nur auf Gegenliebe stößt«. Die Stadt sei sich aber ihrer Verantwortung bewusst und lasse das mögliche Vorranggebiet Schäferstal derzeit prüfen. Die Untersuchungsbereiche sind rund 1 400 Meter von Steinhilben und rund 1 200 Meter von Mägerkingen entfernt. Auch in Trochtelfingen wird es in Zusammenarbeit mit dem Forum Energiedialog eine Infoveranstaltung geben, wie Niesler ankündigte.
Windstille in St. Johann
Relativ »windstill« sei es derzeit in der Gemeinde St. Johann, so Bürgermeister Florian Bauer. Das Thema Windenergie stehe aber in der Klausurtagung des Gemeinderats im Herbst auf der Agenda: Die vielen neuen Mandatsträger in St. Johann sollen zunächst eine gründliche Einführung erhalten. Bauer kann sich vorstellen, dass die Gemeinde dann in das derzeit ruhende Flächennutzungsplanverfahren wieder einsteigt. Die bisherige Planung sieht zwei kleinere Untersuchungsflächen auf dem Wannenhau vor.
Auch Kevin Dorner, Bürgermeister in Hayingen, meldete eine eher ruhige Lage. Die beiden möglichen Windkraft-Standorte, die in einer ersten Planungsrunde in Hayingen geprüft worden waren, sind beide wegen der Ausschlusskriterien herausgefallen. Die Gemeinde Zwiefalten ist von einem Windkraftprojekt auf Staatswaldflächen im benachbarten Riedlingen betroffen. Nachdem die dort geplanten Windräder fast dreißig Meter höher werden sollen »als im Vorfeld zugesichert«, sei die Akzeptanz im Gemeinderat freilich gesunken, berichtete Bürgermeisterin Alexandra Hepp. (GEA)