TROCHTELFINGEN-WILSINGEN. Als ein Eldorado für Freunde der Technik vergangener Zeiten entpuppte sich erneut das Bulldog- und Oldtimertreffen mit Dresch- und Erntefest, zu dem der Narrenverein Wilsingen wieder an den Gemeindeschuppen eingeladen hatte. Die Besucher konnten eine Vielfalt an historischen Fahrzeugen und Maschinen bestaunen: Vom kleinen Standmotor D6 der Firma Sendling von 1950, der eine Wasserpumpe antrieb, bis zur mächtigen Lanz Straßenzugmaschine D 1531 aus dem Jahr 1949 oder einem stattlichen Magirus-Lastwagen 25 D 10, der eine Hanomag-Traktor R12 geladen hatte.
Erstes Treffen mit 50 Ausstellern
Als »Mann der ersten Stunde« und Ideengeber blickte Amandus Aigner auf die Geschichte Treffens zurück, das alle zwei Jahre veranstaltet wird. Vor 28 Jahren habe der Narrenverein kaum Geld gehabt. Um dem entgegenzuwirken, habe er ein solches Bulldogtreffen vorgeschlagen, das damals in Oberschwaben bereits verbreitet, auf der Alb noch unbekannt war. Die Skepsis groß war. »Wer wird do scho komma und sich alte Maschina agugga«, erinnert sich Aigner an eine oft gestellte Frage. Doch der Verein probierte es aus, bei der ersten Veranstaltung mit nur 50 Ausstellungsstücken. »Da war ich bei den Bauern hausieren, um die Zahl überhaupt zusammenzubekommen.«
Nach einigen Jahren hatte sich das Treffen in Wilsingen fest etabliert. »In unserem besten Jahr hatten wir 10 000 Besucher«, eine Zahl, die heute nicht mehr zu erreichen sei. »Es gibt inzwischen einfach zu viele Bulldogtreffen.« Wenn das Wetter mitmacht, erwartet er »etwa 500 Aussteller und ein paar tausend Besucher.«
Für Amandus Aigner liegt die Faszination dieser Maschinen in der Weiterentwicklung der Landwirtschaft. »Zuerst war alles Handarbeit. Dann wurden Geräte für die Arbeit mit Zugtieren gebaut, dann kamen die Maschinen dazu. Das war«, so erinnert er sich an seine eigene Jugend, »eine große Erleichterung für die Landbevölkerung.«
Die Gespräche an den einzelnen Fahrzeugen und Maschinen machten deutlich, wie viele Aussteller und Besucher großes Fachwissen besitzen. So wurde zum Beispiel erklärt, wie sich die Technik im Blick auf die Vorgängerfahrzeuge weiterentwickelt hatte, wie es immer wieder möglich war, die Motoren zu reparieren. Kindheitserinnerungen wurden ausgetauscht und so mancher Opa ließ seinen Enkel wissen: »Guck, so an Traktor hend mir au oin ghet!« Auch der Teilemarkt wurde zur Fachsimpelei genutzt und mit so manchem Ersatzteil das weitere Funktionieren des eigenen Fahrzeugs sichergestellt.
Aufbau über 25 Meter
Auf großes Interesse stieß bei den Besuchern die Dreschvorführung. Eine Dampfmaschine der Firma Wolf aus Magdeburg-Buckau trieb über einen Transmissionsriemen eine Dechentreiter-Dreschmaschine an. Von Hand in die von dem kleinen Sendling D6-Standmotor zum Laufen gebrachte Claas-Strohpresse »Bubi schmal« gegabelt, wurde das Stroh zu Ballen gepresst. Über gut 25 Meter erstreckte sich dieser Aufbau – heute erledigt das alles ein einziger Mähdrescher Fahrzeug »in Windeseile«. Einen Hingucker präsentierte Frank Rutkowsky mit seinem in zehn Jahren Arbeit hergestellten Nachbau des Dampftraktors der Firma Burrel 7NHP.
Die gute Stimmung beim Publikum machte deutlich, dass sich das Engagement der knapp 100 Helfer des Narrenvereins gelohnt hat. Zumal das musikalische Rahmenprogramm mit der Gruppe Albsound, den Eglinger Heimatmusikanten , dem Musikverein Reutlingendorf und den Wilsinger Musikanten für beste Unterhaltung sorgte. (mkö)