ST. JOHANN-UPFINGEN. Sieben tote Pferde, ein komplett niedergebrannter Stall und ein nicht mehr bewohnbares Wohnhaus, das nur noch wenig mehr als eine Brandruine ist: Das ist die Bilanz eines verheerenden Brands auf einem kleinen Pferdehof am späten Montagabend in Upfingen.
»Der Feuerschein über dem Ort war schon von Weitem zu sehen«, berichtet Ewald Höh. Kurz nach 22 Uhr wurden der St. Johanner Feuerwehrkommandant und seine Kameraden alarmiert: Gebäudebrand. Was genau sie am Einsatzort erwarten würde, wussten sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Insgesamt rund 90 Feuerwehrmänner und -frauen, darunter auch die Drehleiterbesatzung aus dem benachbarten Bad Urach, waren im Einsatz.
Sämtliche Nachbargebäude gerettet
Nach gut zwei Stunden hatten sie das Feuer gelöscht. Am brennenden Gehöft selbst war nichts mehr zu retten: Ewald Höh spricht von einem »Vollbrand«, der überwiegend aus Holz errichtete und teilweise mit Stroh und Heu gefüllte Stall »brannte lichterloh«. Selbst unter Atemschutz hätte man ihn nicht mehr betreten können. Aber: Gerettet wurden sämtliche Nachbargebäude, die Feuerwehr konnte ein Übergreifen des Feuers durch eine massive Riegelstellung verhindern. Eine Meisterleistung, denn die Scheune des Nachbarhauses grenzte unmittelbar an den brennenden Stall an.
Die Bewohner des landwirtschaftlichen Anwesens mitten im Ortskern haben das Unglück mehr oder minder unbeschadet überstanden. Die 58-Jährige Frau hatte noch versucht hatte, ihre Tiere aus dem brennenden Stall zu retten – teilweise mit Erfolg, denn zwei der neun Tiere konnten fliehen und wurden wenig später von einem zusätzlich angeforderten Hubschrauber mit Wärmebild-Kamera gefunden und anschließend in Sicherheit gebracht. Sie stehen inzwischen in einem Stall im Nachbarort Lonsingen.
Die Frau hatte sich bei ihrer Rettungsaktion eine leichte Rauchvergiftung und Brandwunden zugezogen und war noch in derselben Nacht ins Krankenhaus gebracht worden. Ihr gehe es den Umständen entsprechend gut, inzwischen durfte sie die Klinik wieder verlassen, berichtet Bürgermeister Florian Bauer, der in der Brandnacht vor Ort war und sich am Morgen darauf ein Bild von dem macht, was geschehen ist.
Ortsvorsteher: »So geht ein Lebenstraum in Flammen auf, das ist eine Tragödie«
Gesundheitlich unbeschadet blieb der 57-jährige Partner der Frau. Das Paar hatte den Hof gemeinsam bewohnt und bewirtschaftet. Mit ihrem kleinen Betrieb hatten sie sich auf das Fahren mit Pferden spezialisiert, Kurse gegeben und im Gebäude offenbar auch eine Sammlung wertvoller historischer Kutschen untergebracht, die nun ebenfalls verloren sind. »So geht ein Lebenstraum in Flammen auf, das ist eine Tragödie«, sagt Ortsvorsteher Wolfgang Schiller.
Die Betroffenheit ist spürbar, auch unter den Nachbarn, die draußen auf der Straße stehen. Er sei gerade auf dem Weg ins Schlafzimmer gewesen, als er die Sirenen gehört habe, erzählt Schiller. Er habe nachgesehen und sei schockiert gewesen: »Das war eine einzige Fackel, ich dachte zuerst, da brennt die Kirche.« Das historische Wahrzeichen des Orts blieb, wie alle anderen Gebäude in der Umgebung, glücklicherweise unbeschadet.
Am Tag danach bietet sich in Upfingen ein trauriges Bild. Lösch- und Schmelzwasser rinnt in schwarzen Bächen über die Straße, verkohlte Holzstücke und Dachziegel liegen herum. Der Stall ist ein Trümmerfeld, das die Polizei mit rot-weißem Band absperrt. Auch Kriminaltechniker aus Tübingen sind vor Ort. Schwierig, bei einem derart hohen Zerstörungsgrad noch eine Ursache zu suchen und zu finden, sagen sie. Wie und wo das Feuer entstand, ist unklar, die Ermittlungen dauern an. Die Feuerwehrleute sind nach einer langen, kalten Nacht am späten Vormittag immer noch da und räumen auf.
Tote Pferde am rande des Trümmerfelds
Ein Bagger hat das Stroh schon vor Stunden zusammengeschoben, die letzten Glutnester darin sind gelöscht. »Wir sind eben noch mal mit einer Wärmebildkamera durchgegangen, mehr können wir nicht mehr tun«, sagt Kommandant Ewald Höh. Jetzt wartet er nur noch auf den Laster vom Tierkörperbeseitigungsunternehmen, der die toten Pferde abholen wird. Die Überreste der verendeten Tiere liegen, abgedeckt mit einer Plane, am Rande des Trümmerfelds.
Das ist auch für einen erfahrenen Feuerwehrmann wie Höh kein alltäglicher Anblick – und keiner, der ihn kalt lässt. Was das Unglück für die Menschen bedeutet, die innerhalb weniger Stunden ihre Existenz verloren haben, geht auch ihm nahe. Stolz ist Höh auf seine Mannschaft: »Die Mädels und Jungs haben richtig gute Arbeit gemacht.«
Ein Lob habe auch Landrat Ulrich Fiedler ausgesprochen, freut sich Ortsvorsteher Schiller. Fiedler war nach der Brandnacht mit dem Kreisbrandmeister nach Upfingen gekommen und sei vom Zusammenspiel von Freiwilliger Feuerwehr, Polizei und ehrenamtlichen Rettungskräften beeindruckt gewesen. Die DRK-Ortsgruppe, so Schiller, hatte im Dorfgemeinschaftshaus schnell eine Verpflegungsstation für die durchgefrorenen Feuerwehrleute eingerichtet.
Für Schiller ein Beweis dafür, wie wichtig lokale Strukturen im Ernstfall sind – und auch dafür, dass der menschliche Zusammenhalt im Ort noch intakt ist. Das gilt auch in Bezug auf das über Nacht obdachlos gewordene Paar: Es komme über Weihnachten privat unter und könne anschließend eine Wohnung der Gemeinde beziehen, berichtet Bürgermeister Florian Bauer. (GEA)