SONNENBÜHL. Manchmal ist es besser, wenn man nicht sieht, was auf einen zukommt. Wie den nächsten knackigen Anstieg durch den Wald. Das haben sich vielleicht einige der Trailrunner gedacht, die beim ersten Bolbergtrail in Sonnenbühl teilgenommen haben. Denn das Wetter spielte bei der Premiere nur bedingt mit. Zwar gab es keinen Regen, dafür aber schmale sieben Grad und dichten Nebel, der die Sicht auf den Weg - und die umliegende Natur - trübte.
Dennoch war die Stimmung schon am Anfang heiter bei den 167 Läufern. Bei der Ankunft auf dem Gelände sah man bereits in allen Straßen und Ecken die Vorbereitungen. Überall liefen sie sich warm, dehnten sich, trafen letzte Vorbereitungen für den Start zum Bolbergtrail. Die Vorfreude lag in der Luft. In der Bolberghalle begrüßte das Organisationsteam mit Manfred Böck, Timo Sauer und Marcel Feher die Laufbegeisterten. »Mega geil, dass die Halle voll ist. Ich habe Gänsehaut«, sagte Böck.
Vom Bolberg zum Roßberg
Kurz darauf erfolgte der Startschuss zum Jungfernlauf am Bolberg. Der neue Trailrun ist 23 Kilometer lang und auf der Strecke überwinden die Teilnehmer 900 Höhenmeter. Im Gegensatz zum Lauf auf der Straße geht es beim Trailrun vor allem über schmale Wege im Wald und auf Wiesen. Vom Start aus ging es auf den Riedernberg, von da an bergab Richtung dem namensgebenden Bolberg, den die Läufer über einen steilen Aufstieg erklommen. Dort, am höchsten Punkt im Landkreises Reutlingen, war die Aussicht leider trübe. Weiter ging es zum Roßberg und über den Skilift in Genkingen. Der Weg ins Ziel führte schließlich noch einmal über den Bolberg zurück nach Willmandingen. Für Pausen zwischendurch sorgten Verpflegungsstationen.
»Wir haben unterschätzt, was für ein Aufwand so ein Event ist«, gestand Böck, als die Läufer unterwegs waren. Die Veranstaltung wurde aus einer Idee der drei Freunde im Jahr 2022 geboren. Böck, Sauer und Feher sind selbst regelmäßig auf den Trails auf der Alb, und vor allem am Bolberg, unterwegs. »Wir haben so eine schöne Umgebung hier, da wollten wir einfach viele Läufer auf die Alb holen.« So »einfach« war es dann aber doch nicht. Der Bolbergtrail sollte eigentlich schon 2023 stattfinden, aber »die Genehmigungen dauerten länger als gedacht«. Zudem sei die Organisation zeitintensiver und teurer gewesen, als die Veranstalter zunächst annahmen. Mit einem Jahr Verspätung hat es aber nun geklappt.
Schwierige Bedingungen
Ganz andere Unwägbarkeiten musste sich die Läufer stellen. Unterwegs galt es nasse Wiesen, rutschige, schmale Wanderwege und viel Matsch zu überwinden. Das richtige Schuhwerk war hier entscheidend. Das sagte nach dem Rennen auch Henrik Wickel, der extra aus Isny im Allgäu für den Trail angereist war. »Mit Straßenschuhen wäre das heute schwierig gewesen. Da brauchte man schon das Profil.« Einige Stellen auf der Strecke seien knifflig gewesen. Und der 60-Jährige weiß, wovon er spricht. Früher ist er regelmäßig Ultratrails gelaufen. Sein längster ging 350 Kilometer und 140 Stunden über die Alpen. Warum er dann am Bolberg mitläuft? »Ich wollte einen entspannten Saisonabschluss.« Spaß habe es ihm auf jeden Fall gemacht.
Überhaupt war die Resonanz von den Teilnehmern positiv. Christoph Groß aus Mössingen sagte im Ziel: »Ein gut organisiertes Event.« Zwar fand er es schade, dass man manche Trails entlang der Strecke nicht gelaufen ist, sondern teilweise über breitere Wege geführt wurde, aber »das ist Jammern auf hohen Niveau«. Er wisse, dass das aufgrund von Genehmigungen nicht einfach umzusetzen sei.
Große Gemeinschaft
Alexander Ibach fuhr aus Stetten bei Hechingen an, um bei der ersten Ausgabe des Bolbergtrails mitzumischen. »Weil's Spaß macht«, begründete er trocken. Kritikpunkte fand er keine an dem Event. Er fand es nur schön, mit den »Locals«, also den einheimischen Läufern, unterwegs zu sein. Und das wurde deutlich beim ersten Bolbergtrail: die Trailrunner sind eine große Gemeinschaft. Und anders als bei den Straßenläufern geht es hier nicht um die Zeit, die man läuft, sondern hauptsächlich um das Erlebnis.
Jeder erlebt in seiner Geschwindigkeit. Am Ende als erstes überquerte die Ziellinie Markus Heinkel von der SG Dettingen/Erms. Er lief die 23 Kilometer in einer Zeit von 1:37:32. Ihm folgten über den Nachmittag verteilt die restlichen Läufer, bis auch der letzte nach über vier Stunden wieder in Willmandingen ankam. An der Zielgeraden, in ihrem Garten stehend, beobachtete Anne Brandstetter das rege Treiben. Sichtlich beeindruckt. Sie war sehr angetan von dem Event vor ihrer Haustür. Sie sagte: »Ich finde gut, dass sowas hier stattfindet. Sonnenbühl macht sich.«
Jubel im Ziel
Im Ziel wurden alle Läufer unter großem Jubel empfangen. Jedem wurde eine handgefertigte Bolbergtrail-Medaille umgehängt. Der nächste, inzwischen etwas unrunde Gang war sofort der zur Versorgungsstation. Mit Banane, Cola und alkoholfreiem Bier wurden die Reserven wieder aufgefüllt. Passenderweise zeigte sich schließlich auch tatsächlich noch die Sonne.
Nach der ersten Siegerehrung, bei der auch der zweifache Undinger Olympionike Willi Maier anwesend war, fiel die Anspannung von Manfred Böck teilweise ab. »Bis jetzt ist alles super gelaufen. Aber richtig entspannt werde ich erst sein, wenn alle Läufer, die auch jetzt auch noch der Strecke sind, gesund wieder hier sind.« Man merkte, dass nach all dem Aufwand im Vorfeld und der Anspannung beim Event die Zufriedenheit da war. Und die Lust auf einen weiteren Bolbergtrail im kommenden Jahr? »Mal schauen«, sagte Böck und lächelte verschmitzt. »Falls ja, dann aber mit einer zusätzlichen, kürzeren Strecke.« Die Ergebnisse des Bolbergtrails können online nachgelesen werden. (GEA)