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Blauer Qualm auf der Alb: Zweitaktfreunde treffen sich in Erpfingen

Am Wochenende steigt das Zweitakt- und Ostfahrzeugtreffen mit Zweirad-Klassiker-Treffen in Sonnenbühl.

Der prächtige DKW hatte einen Zweitakt-Motor
Der prächtige DKW hatte einen Zweitakt-Motor Foto: Verein
Der prächtige DKW hatte einen Zweitakt-Motor
Foto: Verein

SONNENBÜHL-ERPFINGEN. Zweitakter sind aus der Mode gekommen, außer in ein paar Mopeds und kleineren Rollern werden die einfach aufgebauten Motoren nicht mehr verkauft – vor allem zu hohe Abgasemissionen haben ihnen den Garaus gemacht. Das war schon mal deutlich anders, in der verflossenen DDR bedeutete Mobilität fast immer zwei Takte. Trabant, Wartburg, auch Nutzfahrzeuge wie der Barkas öttelten mit blauen Abgasfahnen über die Straßen der nicht so demokratischen Republik. Im Westen lief die Zweitakt-Ära Ende der 1950er-Jahre aus, die DKW und Borgwardts verschwanden nach und nach, die Hersteller setzten auf den Viertakter. Bei den Motorrädern blieben die leichten und leistungsstarken Motoren noch länger beliebt.

Auch für Zweiradfreunde ist einiges zu finden.
Auch für Zweiradfreunde ist einiges zu finden. Foto: Verein
Auch für Zweiradfreunde ist einiges zu finden.
Foto: Verein

Mit der Wiedervereinigung war es dann vorbei mit der Zweitaktherrlichkeit im Straßenverkehr. Von den in großen Stückzahlen gefertigten Fahrzeugen sind aber noch einige erhalten. Wer sie sich mal aus der Nähe anschauen will, hat dazu Gelegenheit beim »12. Zweitakt- und Ostfahrzeugtreffen Süddeutschland mit Zweirad-Klassiker-Treffen« in Sonnenbühl-Erpfingen auf dem Gelände der DJH Jugendherberge. Veranstalter ist der Verein Zweitakterz Süd, auf der Alb findet das Treffen zum ersten Mal statt.

Geschichte und Technik

Was fasziniert die Zweitakterzler? Die Motoren haben ihren eigenen Charme, außerdem sind sie leicht zu warten. Egal, ob West- oder Ostprodukte, an den Fahrzeugen hängen viele Erinnerungen, auch wenn sich mittlerweile eher die Enkel und Enkelinnen der einstigen stolzen Besitzer ihrem Erhalt widmen. Vereinsmitglied Martin Sickel hat zum Beispiel Verwandtschaft in Thüringen. Als er begann, sich für Oldtimer zu interessieren, war die erste Idee ein Käfer. Aber dann wurde es ein Trabant und Sickel konnte damit Familien- und Technikgeschichte verbinden: »Zum Käfer hatte ich gar keinen Bezug.« Das ist 20 Jahre her, mittlerweile ist die DDR schon fast Kult, gut erhaltene Trabis oder Wartburgs bekommt man nicht mehr für ein paar hundert Euro. Mit der Teileversorgung sieht es noch ganz gut aus, wer Seltenes sucht, wird bei den Teilehändlern auf dem Treffen vielleicht fündig.

Präsentation seltener Fahrzeuge

Der Verein, der selbst rund 50 Köpfe zählt, erwartet etwa 150 Fahrzeuge, die von Freitag bis Sonntag auf der Alb campen, viele davon mit Wohnwagen, die so alt sind, wie ihre Autos. Am Samstag kommen die Tagesgäste dazu, 300 bis 500 Fahrzeuge sind in früheren Jahren schon zu den Treffen angereist. Die meisten auf der eigenen Achse mit zugelassenen Autos oder Mopeds. Seltene Schätzchen wie Vorkriegs-Dixis dürfen auch auf dem Hänger kommen. Für Besucher ist der Samstag interessant: Von 11 bis gegen 13 Uhr gibt es zwei Rundfahrten, gegenläufig für Vier- und Zweiräder. Die Strecke führt von Erpfingen nach Unterhausen und zurück. Wer mitfahren will, soll einfach fragen, rät Martin Sickel. Die Fahrt im Wartburg oder im Messerschmitt-Kabinenroller entschleunigt,

Nach der Ausfahrt werden besonders rare oder schöne Fahrzeuge vorgestellt. »Sehr interessant sind seltene Fahrzeuge, die keiner kennt«, meint Sickel, »die gibt es bei jedem Treffen.« Für Motorradfreunde ist das Zweirad-Klassiker-Treffen spannend. Auch hier dreht sich viel um Zweitakter, Zündapp, Kreidler und Herkules sind unvergessen. Die kleinen, aber mit legalen 60 Kilometern Höchstgeschwindigkeit fixen Simsons und Schwalben haben sich ihren Fankreis erschlossen. Es kann sich aber jeder dazustellen, der einen Klassiker besitzt, so ab 40 Jahren und älter, gibt Sickel die Altersgrenze locker vor. Auch vierrädrige Veteranen sind gern gesehen.

Jeder, der sich für Technik und Zeitgeschichte interessiert, ist willkommen. Fürs leibliche Wohl ist, wie auf der Alb üblich, bestens gesorgt. Aber hier mit Thüringer Rostbratwurst und Rostbrätl, passend zu den Ost-Klassikern. (GEA)