SONNENBÜHL. Sieht kahl aus. Als ob ein Sturm über die zweithöchste Erhebung Sonnenbühls hinweggefegt ist. Doch nicht die Natur hat hier die Bäume zu Fall gebracht, nicht die letzten Unwetter vom 11. Juni und 24. August haben hier im Wald so sehr gewütet, es ist menschengemachtes Werk: dafür, dass ein Beitrag zu den Klimazielen geleistet und Strom aus Wind produziert wird. Beim Waldumgang standen der Windpark Hohfleck beziehungsweise die Rodung dafür und die Ausgleichsmaßnahmen im Mittelpunkt. Aber natürlich ging es auch um die Sturmschäden, die die Forstmitarbeiter zügig aufarbeiten mussten.
Noch sind sie nicht ganz durch, einige Wege müssen sie noch freiräumen. Und an manchem Ort hängen wie Streichhölzer umgeknickte Stämme noch in der Luft. Folge des Unwetters: Es hat »die Hälfte unseres Jahreseinschlags ausgemacht«, sagen die beiden Sonnenbühler Revierleiter Andreas Hipp und Andreas Rein. Im Juni waren 1.200 Festmeter Holz aufgearbeitet worden. Es wurden Trockenlagerplätze, für jeden Ortsteil einer, eingerichtet, um das Fichtenholz möglichst schnell aus dem Wald holen zu können, damit der Borkenkäfer hier keinen Unterschlupf findet. Und auch im August war schnelles Handeln angesagt, nachdem die Juni-Schäden, die vor allem in Genkingen und Willmandingen gravierend waren, gerade beseitigt waren. Im August war das gesamte Gemeindegebiet in Mitleidenschaft gezogen worden.
Die beiden Revierleiter bilanzieren die durch das Gewitter mit Windböen bis zu 174 Stundenkilometern angefallene Holzmenge auf 4.000 bis 5.000 Festmeter. Betroffen waren Nadel- und Laubbäume von den Youngstern um die 30 Jahre bis zu den alten mit bis zu 160 Jahren. Auch Privatwaldbesitzer verzeichnen Schäden. Sie sollen sich Hilfe von Profis holen, weil die Arbeit im Wald nach einem Sturm aufwendig ist und Gefahren birgt. Das Kreisforstamt hat für alle Gemeinden Infoveranstaltungen organisiert, um sie zu beraten.

Zurück zum Hohfleck: Zwei Schneisen hat das Forst-Team im Gemeindewald frei geschlagen, auf denen je zwei Windräder errichtet werden, ein fünftes steht im Staatswald. Auf dem Gebiet der Kommune mussten fünf Hektar Wald dafür weichen, inklusive der Bäume, die für den Bau der Zufahrtswege, der Ende September startet, gefällt werden müssen. Sowitec-Projektleiter Patrick Hartung rechnet damit, dass die ersten Windrad-Teile Anfang 2025 angeliefert werden, und die sind groß und brauchen Platz. Aber »der Wald geht nicht verloren«, sagt Michael Herb, Leiter des Forstbezirks Nord beim Kreisforstamt. Er wird andernorts wieder aufgeforstet, der Sonnenbühler Wald behält also seine Größe, wird aber jünger. Fünf Jahre sind für die Aufforstung eingeplant.

Gezahlt wird das vom Projektentwickler Sowitec, ebenso ist das Unternehmen zu Ausgleichsmaßnahmen verpflichtet. Zum Beispiel werden kranke Eschen durch Eichen ersetzt. Und neue Biotope angelegt, in die die Haselmaus umziehen kann. Wenn sie es denn macht. Die Heckenpflanzen sind ein Angebot, ob die Art die Ersatzhabitate annimmt, das bleibt den Tieren überlassen. Wie viele Haselmäuse tatsächlich am Hohfleck leben, lasse sich nicht beziffern, sagt Andreas Hipp. Nicht alle der Holunder-, Rote Heckenkirschen-, Haselnuss-, Schneeball- und Hartriegelsträucher sind angegangen. Sie wurden im April/Mai gepflanzt, vor hungrigen Rehen mit Drahthülsen geschützt, gegen Trockenheit hilft das allerdings nicht. Die abgestorbenen Gewächse müssen nachgepflanzt werden.
Für Eulen, Singvögel, Fledermäuse, Baumläufer und Kleiber wurden im Wald 250 Nistkästen aufgehängt, Reisighaufen für die Haselmaus aufgeschichtet. Natürlich geht dem Jagdpächter Fläche verloren, aber Sowitec finanzierte unter anderem die Umsetzung von Hochsitzen. Außerdem, so Herb, passe sich das Wild auch an veränderte Standortbedingungen an. Die entstandenen Lichtungen, die mit lichtem Kraut bewachsen sein werden, sind auch gleichzeitig Austrittsflächen für Rehe, so könne der Jagdpächter auch am Hohfleck in Nähe der Windräder Jagderfolg haben.

Was Bürgermeister Uwe Morgenstern noch ansprach, war das Thema des beantragten Beitritts zum Biosphärengebiet und mögliche Konflikte, die aus dem Windpark-Bau entstehen könnten. Diese werden nicht bestehen, man habe sich intensiv darüber informiert und nachgedacht, ob Windräder in einer Pflegezone zulässig sind. »Wir haben den Hohfleck bewusst aus der Flächenkulisse fürs Biosphärengebiet herausgenommen.«
Letzte Station des Waldumgangs war der Waldkindergarten Waldwinkel am Bloßenberg. Eingerichtet wurde er im Oktober 2022. Er soll erweitert werden, in etwa einer Woche wird der zweite Wagen angeliefert und im 90-Grad-Winkel an den ersten angebaut. Die Windräder sollen sich 2025 drehen. (GEA)