ST. JOHANN. Die Frage ist schon lange Thema in Upfingen - und sie ist, wie Bürgermeister Florian Bauer in der Gemeinderatssitzung anmerkte, »emotional besetzt«: Bekommt das Dorfgemeinschaftshaus in Upfingen einen Außenaufzug? Die Upfinger, die das Haus für die Vereinsarbeit und Dorffeste rege nutzen, wünschen sich das schon lange. Und auch der Bürgermeister hat, wie er betonte, »grundsätzlich große Sympathie für Projekte dieser Art«, zumal das Thema Barrierefreiheit im öffentlichen Raum eine immer wichtigere Rolle spiele.
Es ist also nicht die Sinnhaftigkeit des Projekts, die Bauer und seinen Kämmerer Manuel Reiner dazu veranlasste, hinter seine Verwirklichung ein großes Fragezeichen zu setzen und dem Gemeinderat zunächst nahezulegen, es nicht weiter zu verfolgen. Sondern die Kostenfrage, die im Zusammenhang mit der finanziellen Situation der Gemeinde steht: St. Johann hat fürs laufende Jahre mit Müh und Not einen genehmigungsfähigen Haushalt hinbekommen. Das Landratsamt habe, betonte der Kämmerer, mit der Genehmigung auch den dringenden Hinweis gegeben, Projekte und künftige Investitionen nach Dringlichkeit zu priorisieren.
Im Vordergrund, so Reiner, stehen Pflichtaufgaben wie Straßenunterhalt oder Kinderbetreuung. Ein Aufzug fürs DGH ist, so wünschenswert und gut er wäre, Kür. Und kostspielig. Reiner hat mit Hilfe ortsansässiger Handwerker abgeklopft, mit welcher Investition und mit welchen Folgekosten zu rechnen wäre. Die Anschaffung des Außenaufzugs bezifferte Reiner auf rund 51.600 Euro, hinzu kommen Anpassungs- und Anschlussarbeiten am Gebäude sowie Planungskosten. In Summe wären das Ausgaben in Höhe von rund 90.300 Euro brutto, wobei eine Förderung mit 60 Prozent der Nettokosten über das Leader-Programm »grundsätzlich möglich« wäre, so Reiner. Der Eigenanteil der Gemeinde läge dann bei rund 45.000 Euro. Hinzu kämen die laufenden Kosten für Wartung, TÜV und ähnliches, Reiner rechnet mit rund 4.300 Euro jährlich.
Schwere Instrumente schleppen
Michael Heinz, Gemeinderat und Ortsvorsteher in Upfingen, brach selbstredend eine Lanze für das Projekt. Genutzt wird das Haus unter anderem vom Musikverein für Proben, die Musiker - darunter auch viele ältere - müssen ihre Instrumente hochschleppen, inklusive Schlagzeug. Für Getränkekisten gilt dasselbe, was nicht nur für Vereine, sondern auch für potenzielle private Nutzer ein Hemmnis ist, glaubt Heinz: »Die Vermietungszahlen sind nicht sehr hoch, vermutlich auch deshalb.« Bei Festen - nicht nur privat, sondern auch öffentlich, wenn im DGH beispielsweise beim Hock Kaffee und Kuchen serviert wird - ist das Treppensteigen einfach nervig: »Kaum hat man's hoch geschafft, muss man vielleicht aufs Klo und wieder runter«, schilderte Heinz die unbequeme Problematik.
Schützenhilfe bekamen Heinz und die Upfinger von etlichen Ratskollegen quer durch die Bank. Sonja Döhler war es wichtig, nicht nur auf die Zahlen, sondern auf den Bedarf zu schauen. »Barrierefreiheit heißt auch Teilhabe«, so Döhler, die davon ausgeht, dass das Haus künftig nicht weniger genutzt und das Vereinsleben im Dorf nicht weniger attraktiv wird - ganz im Gegenteil: »Vereine werden wieder wichtiger, wenn die Leute immer weniger Geld zur Verfügung haben.« Sie griff eine Argumentation auf, die in Upfingen immer Thema ist: Jeder St. Johanner Teilort hat ein Budget von 5.000 Euro für eigene Projekte. Die Upfinger wären erklärtermaßen bereit, ihres zumindest teilweise für die laufenden Kosten auszugeben.
Die Upfinger wollen Spenden sammeln
Auch stand und steht im Raum, dass die Bürger Spenden für das Projekt sammeln wollen. »Und vielleicht wären die Vereine ja auch bereit, ein bisschen Miete zu bezahlen«, dachte Döhler noch einen Schritt weiter. Ihr Vorschlag: »Nochmal eine Runde drehen, abklopfen, was die Upfinger bereit wären zu geben und schauen, was man gemeinsam hinkriegt - mit einem verträglichen Maß für die Gemeinde.« Für fehl am Platze hielt Dieter Kröger die im Laufe der Diskussion aufkommende »Aufrechnerei« zwischen den Ortsteilen. Was die Bleichstetter für ihre Alte Schule bekommen haben und was die Gächinger für ihr DGH gerne hätten - in erster Linie eine neue Heizung - dürfe in der Angelegenheit keine Rolle spielen.
Alexander Knabe sah »viel Herzblut« bei den Upfingern für ihr Projekt und schlug vor, das Thema an den Ortschaftsrat zurückzuspielen, um zu klären, welche Unterstützung - über Spenden oder das Ortsbudget - konkret möglich wäre. »Dann hätten wir Daten und belastbare Zahlen, auf die wir zurückgreifen können. Im Moment ist mir das noch zu global.« Miriam Werner goss die Positionen ihrer Vorredner in einen Antrag, dem das Gremium einstimmig folgte: Der Ortschaftsrat wird gebeten, das mögliche Spendenaufkommen zu eruieren und Vorschläge zur Finanzierungshilfe zu machen. Bis diese vorliegen, soll das Thema im Gemeinderat vertagt, aber noch vor den Sommerferien erneut besprochen werden. (GEA)