GAMMERTINGEN. Hallenfußball ist etwas Besonderes. Als Zuschauer ist man näher dran am Kampf um die runde Kugel. Und die Spieler haben ihren Spaß am schnellen Spiel ohne lästige Unterbrechungen.
In Gammertingen kocht die Alb-Lauchert-Halle wieder einmal knapp nach dem Jahreswechsel. Wie oft sich hier schon die Jugend auf die Stutzen getreten ist, wissen nicht einmal die beiden Organisatoren Richard Buck und Florian Kraus. Aber über eines sind sie sich einig: Das Gammertinger Jugend-Hallenturnier funktioniert. Über das lange Wochenende würden 2.500 bis 3.000 Gäste erwartet, sagt Richard Buck am ersten Turniertag. Die Teams bestehen aus den Jugendmannschaften, Trainer und Betreuer, Fans, Großeltern und nicht zu vergessen die Eltern. »Ohne die Eltern könnte das Turnier nicht stattfinden«, sagt Buck. Als Eltern-Sportlertaxi, Betreuer, aber auch beim Trikotwaschen und am Grill sind sie gefragt. Denn das Vier-Tage-Event wird von Ehrenamtlichen gestemmt, von den Einladungen über die Organisation bis zum Catering und zur Pflege der Jung-Profis.
90 Minuten auf dem Platz, Abpfiffe, Ball im Aus – all das gibt es bei den Hallenturnieren nicht. Mittlerweile gefällt das nicht nur den Kids, auch die Profis haben halbherzig Gefallen daran gefunden. Die Spieler in Gammertingen sind auf jeden Fall voll bei der Sache, der Rhythmus kommt ungeduldigen angehenden Jungstars entgegen. Gespielt wird über die Doppelbande, erklärt Kraus, Aus gibts nur hinter den immer noch zwei Toren. Die Hallenwand als sechster Spieler – sonst sind vier Feldspieler und ein Torwart auf dem Platz – wird von versierten Hallensportlern kreativ genutzt. »Nicht alle, aber ein paar machen das richtig abgeklärt«, urteilt Florian Kraus.
In der Alb-Lauchert-Halle herrscht ein ständiges Kommen und Gehen. Wenn die einen noch mit ihren Pommes – wertvolle Kraftnahrung für das fordernde Turnier – durch die Gänge eilen, stehen die nächsten beiden Mannschaften schon bereit. Sieben Minuten werden gespielt, plus Nachspielzeit, dann eilt die nächste Paarung aus den Katakomben.
VAR im Glashaus
Wie lange nachgespielt werden muss, beurteilen die Unparteiischen der Schiedsrichtergruppe Sigmaringen, darunter auch der Gammertinger Luca Rommel, der hier ein Heimspiel austrägt. Falls die Schiris mal wieder blind sein sollten, greift die Regie ein: VAR, »Video Assistant Referee«, steht vorm Glashaus, in dem Lennox Buck, Hans-Peter Frey und Stefan Rollinger letzte Entscheidungen treffen könnten. Notwendig ist das selten, die Schiedsrichtergruppe ist versiert und der Nachwuchs setzt nicht auf brachiale Gewalt sondern auf Tempo und Spielfreude. Langweilig wird es im Regieraum trotzdem nicht, die Ergebnisse werden penibel festgehalten und sofort online gestellt. Bei jedem zehnten Treffer gibt es Gummibärchen für den Schützen – solche Kleinigkeiten machten den Charme des Gammertinger Turniers aus, sagt Richard Buck.
Sieben Minuten alles geben
Sieben Minuten lang kann und will man alles geben, der Strafraum ist das Ziel, im Mittelfeld wird nicht lange geplänkelt. In den gemischten Mannschaften zeigen die Mädels, das sie mit den Jungs mithalten können. Die Torwarte sind permanent gefordert und die Säule des Erfolgs. Wenn doch einmal ein Schuss hinterm letzten Mann landet, liegt es nicht an fehlender Übersicht oder mangelndem Einsatz: In Relation zwischen Körpergröße und Tor müssen die möglichen Nachfolger von Manuel Neuer halt viel Raum abdecken. Was von den Stürmern schamlos und zielsicher ausgenutzt wird.
Sehr zur Freude der Fans und zum Ärger der Trainer, die – auch wenn der Spaß hier im Vordergrund steht – ihre Fünf zum Erfolg bringen wollen. Michael Flaig vom TSV Plattenhardt ist einer der Coaches. Die Plattenhardter werden in diesem Jahr die Plakette für die weiteste Anreise mitnehmen, sie sind nicht zum ersten und sicher nicht zum letzten Mal hier, versichert Flaig. Das Team von den Fildern schätzt die familiäre Atmosphäre, aber auch die Organisation. »Hier funktioniert alles«, würdigt Flaig, da nimmt man die Anfahrt auch auf schneeüberzuckerten Straßen gern in Kauf.
Am Freitag war die E-Jugend und abends die B-Jugend-Mannschaften dran, am Samstag kickten B- und C-Jugend, am Sonntag traten die F-ler an, den Abschluss machten an Dreikönig die Bambinis. Die Organisation macht viel Arbeit, aber für den Gammertinger Sport zahlt sich das Engagement aus: »Mit dem Nachwuchs klappt’s in Gammertingen«, sind Richard Buck und Florian Kraus zufrieden, »anscheinend machen wir es nicht ganz schlecht.« (GEA)