ENGSTINGEN. Seit Jahren ploppt das Thema der Reaktivierung der Echaztalbahn zwischen Reutlingen und Engstingen in den kommunalen Gremien immer wieder auf, nun wurden dem Engstinger Gemeinderat laut Bürgermeister Mario Storz wichtige Meilensteine der Vorplanung präsentiert. Einer betrifft den Bahnhof in Kleinengstingen, der zum Mobilitätszentrum ausgebaut werden soll. Von dort aus könne dann, so der Stand der Vorplanungen des Zweckverbands Regional-Stadtbahn Neckar-Alb, in enger Taktung in viele Richtungen gefahren werden – also nicht nur in nach Reutlingen und zum Schulzentrum, sondern durch Umsteigen auch mit der Albbahn nach Münsingen. Auch sollen die verschiedenen Buslinien angebunden und Park&Ride-Plätze zur Verfügung gestellt werden – hier bedarf es noch weiterer Planungen.
Bei anderen Details sei der Zweckverband bereits weiter, wie dessen Geschäftsführer Professor Dr. Tobias Bernecker den Engstinger Gemeinderäten ausführte. Einige Varianten zur Trassenführung seien untersucht worden, die letztlich einzig zielführende orientiere sich an der alten Strecke der ehemaligen Echaztalbahn. Kurz vor dem Bahnhof ist diese jedoch im Bereich des Baumarkts überbaut, deshalb sei ein Schwenk nach Norden unumgänglich. Endstation werde das Schulzentrum sein, dafür sei laut Berneckers Ausführungen am Kleinengstinger Bahnhof kein Fahrtrichtungswechsel notwendig. Diese Fortführung sei in der Tat eine große Herausforderung gewesen und werde durch den Bau einer 180-Grad-Kurve gelöst. Das sei möglich, weil es sich bei der Stadtbahn um eine Straßenbahn handele. Der Bahnhofsbereich werde umgebaut, wie der Geschäftsführer weiter erläuterte: Zum einen werde der Bahnsteig auf 80 Meter verlängert, da die Stadtbahnen 75 Meter lang sein. Und es werde auch ein drittes Gleis gebaut: Damit könnten vier Züge gleichzeitig im Bahnhof halten und sich begegnen – das erleichtere den Umstieg und damit die Anbindung in alle Richtungen.
Eine Haltestelle im Ortskern?
Bis zum Schulzentrum werde, so die Information, die Bahnstrecke nach Gammertingen genutzt. Noch müsse darüber diskutiert werden, ob auf dem Abschnitt bis zur Endhaltestelle eine weitere eingerichtet wird. Der Wunsch sei laut Bürgermeister Storz aus den Reihen der Bürger immer wieder geäußert worden: »Das ist eine spannende Frage, eine weitere Haltestelle würde dem Ortskern guttun«, machte er deutlich. Da sie im Rahmen des Projekts tatsächlich als sinnvoll eingestuft werde, so die Information von Bernecker, sei die Haltestelle auch Teil des Finanzplans.
Hinsichtlich der Finanzierung hatte der Regional-Stadtbahn-Geschäftsführer positive Nachrichten: Von 41 untersuchten Reaktivierungsstrecken des Programms Schiene BW belegte die Echaztalbahn Rang 1 hinsichtlich des Reaktivierungspotenzials. Das heißt: Das Projekt komme mit 90 Prozent in die höchste Kategorie des entsprechenden Förderprogramms des Bundes. Und, was darüber hinaus der Fall sei: Die Betriebskosten werden vom Land mitfinanziert. »Das ist eine hervorragende finanzielle Kulisse«, machte Bernecker deutlich.
Tourismus profitiert
Der wartete mit weiteren Details auf: Die Trassenführung erfolge auf einem eigenen Bahnkörper, also unabhängig vom Verkehr auf den Straßen. Da eine 30-Minuten-Taktung vorgesehen sei, verlaufe die Trasse über Engstinger Gemarkung laut der Zwischenergebnisse eingleisig mit Begegnungsmöglichkeiten. Geklärt sei auch die Frage, ob der Rad- und Fußweg auf dem ehemaligen Zahnstangenabschnitt Honau-Traifelberg beibehalten werden könne – das sei der Fall, so Tobias Bernecker. Auf Nachfrage von Gemeinderat Stefan Glück (Freie Bürger) erklärte er, dass die Echaztalbahn in einem Zeitraum von 5 Uhr morgens bis Mitternacht unterwegs sein soll.
»Das gibt ein Highlight und wertet Engstingen auch touristisch auf«, bemerkte Freie Bürger-Gemeinderat Anton Hummel. Das konnte Bürgermeister Storz nur bestätigen, die Reaktivierung der Echaztalbahn als Teilprojekt der Regional-Stadtbahn Neckar-Alb sei bedeutend für die Mobilität der Zukunft. Dadurch werde von Engstingen aus eine enge Verbindung zu den Ballungsräumen geschaffen, durch das attraktive und gut getaktete Angebot bekomme man seiner Einschätzung nach Pendler auf die Schiene. »Es ist beeindruckend, wie sich das Projekt Stück für Stücke entwickelt und wächst«, so der Bürgermeister. »Aus einzelnen Strichen werden nun Konturen.« Nun werden laut Tobias Bernecker die Vorplanungen auf Entscheidungsniveau gebracht, im Lauf dieses Verfahrens seien weitere Bürgerinformationen geplant. Anvisiert sei eine Baureife ab 2028 und eine abschnittsweise Realisierung des Projekts bis 2033. (GEA)